Kreative suchen Kleingeld

Berlin · Keine Zinsen, keine Förderanträge, keine Knebelverträge – stattdessen kommt das Geld direkt von den Fans und Kunden. Das ist die Idee hinter Crowdfunding. Wer damit Geld für Projekte sammeln will, braucht allerdings viel Zeit und einen guten Plan.

 Auch mit sehr vielen kleinen Beträgen lassen sich große Projekte finanzieren. Beim sogenannten Crowdfunding versuchen kreative Menschen, sich ihre Vorhaben von einer Vielzahl von Unterstützern finanzieren zu lassen. Foto: Fotolia

Auch mit sehr vielen kleinen Beträgen lassen sich große Projekte finanzieren. Beim sogenannten Crowdfunding versuchen kreative Menschen, sich ihre Vorhaben von einer Vielzahl von Unterstützern finanzieren zu lassen. Foto: Fotolia

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Endlich einen Film drehen. Endlich eigene Möbel herstellen und verkaufen. Endlich das erste Album mit eigenen Liedern aufnehmen. Das Geld für solche Träume wächst nicht auf Bäumen. Und Unterstützung durch Stipendien, Kredite und andere Fördermittel ist oft schwer aufzutreiben. Wer nicht außer einer guten Idee und sehr viel Überzeugungsvermögen besitzt, kann im Internet-Zeitalter versuchen, seine Fans für die Finanzierung einzuspannen. Das Prinzip nennt sich Crowdfunding.

Von startnext.com über kickstarter.com bis indiegogo.com gibt es inzwischen zahlreiche Webseiten, auf denen sich Geld für kleine und große Träume sammeln lässt. Alle haben eigene Spielregeln und Zielgruppen. Selbst Start-ups oder Regisseure aus Hollywood suchen dort inzwischen nach Unterstützern. Gleichzeitig gibt es viele kleine Kreativprojekte - vom Dokumentarfilm bis zum Rock-Album.

Autor Benjamin Spang hat mit Hilfe von startnext.com die Fertigstellung seines Fantasyromans "Blut gegen Blut" finanziert. Beim Start der Kampagne war das Buch fast fertig, es fehlte nur ein professionelles Lektorat. "Das war zu teuer, um es selbst zu bezahlen", sagt Spang. Gleichzeitig wollte er sich aber auch nicht an einen Verlag binden. "Ich fand es abschreckend, mich da erst mit einer Idee zu bewerben", erzählt er. "Ich wollte einfach schreiben, was mir gefällt."

Bei einem anderen Projekt sammeln zwei Unternehmerinnen Geld für ein Geschäft in Graz, in dem die Kunden unverpackte Lebensmittel kaufen können sollen. Dadurch soll Abfall vermieden werden. Andere suchen nach Finanzierungsmöglichkeiten für besonders leichte Jacken für Hunde oder Fahrräder, deren Rahmen teilweise aus Bambus hergestellt werden.

Auf den Crowdfunding-Seiten erstellen die Bittsteller ein Profil, in dem sie ihr Projekt so ausführlich wie möglich vorstellen. Das können sie anhand von Arbeits- und Hörproben, Videos oder Texten machen. Die Unterstützer genannt, müssen bei den meisten Portalen ein Finanzierungsziel angeben. Sie können dann Geld versprechen, von Kleinstbeträgen bis zu drei- oder vierstelligen Summen. Für die Hilfe gibt es in den meisten Fällen eine Gegenleistung, zum Beispiel eine namentliche Erwähnung im Abspann des Films oder eine signierte Ausgabe der CD.

Benjamin Spang wollte für sein Projekt 3300 Euro sammeln. Mit 3342 Euro schaffte es das Vorhaben nach etwas mehr als einem Monat so gerade über die Ziellinie. Wird die angepeilte Summe nicht erreicht, gibt es bei vielen Crowdfunding-Plattformen gar kein Geld .

Damit das nicht passiert, braucht man ein gutes Konzept. "Wichtig ist systematische Planung", sagt Patrick Klütsch von der Beratungsfirma Crowdconsult. Ein sauberer Businessplan sei die Mindestvoraussetzung. Am wichtigsten sei jedoch die Qualität der Idee. Damit sei die Arbeit aber noch nicht getan. Mit dem Start der Kampagne geht es erst richtig los. Nun gehe es darum, möglichst viele Unterstützer zu finden.

Benjamin Spang hatte für seine Kampagne schon ein etabliertes Netzwerk - etwa Leser seiner Kurzgeschichten und andere Autoren. Dazu hat er während der Kampagne exklusive Kurzgeschichten für Unterstützer ins Netz gestellt. "Das war ein Vollzeitjob neben dem Vollzeitjob", erinnert sich Spang.

"Einnahmen aus Crowdfunding sind kein leicht verdientes Geld , man muss dafür schon seine Hausaufgaben machen", sagt Stephan-Nicolas Kirschner von der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Berlin . Und die Verpflichtungen gegenüber den Unterstützern bestehen nach dem Ende der Kampagne weiter. Die Leute haben einen berechtigten Anspruch, fortlaufend informiert zu werden", sagt Patrick Klütsch.

Grund dafür sei nicht nur Freundlichkeit, sagt der Experte. Man solle beim ersten Projekt schon an mögliche Folgeprojekte denken. "Es war echt viel Arbeit", sagt Benjamin Spang rückblickend. "Ich würde es aber nochmal machen."

startnext.com

kickstarter.com

indiegogo.com

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