Kein Platz für Schmetterlinge

Müncheberg · Seit dem 20. Jahrhundert sterben in Deutschland immer mehr Schmetterlingsarten aus, warnen Münchner Insektenforscher. Zunächst spielte dabei die Landwirtschaft die Schlüsselrolle – und nun kommt auch noch der Klimawandel dazu.

 Die braune Berghexe ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Fotos: Schmitt/Senckenberg

Die braune Berghexe ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Fotos: Schmitt/Senckenberg

Für Tagfalter könnte in Deutschland bald das Licht ausgehen. Biologen sehen für die Zukunft vieler dieser Schmetterlingsarten schwarz. Die Zahl der Tagfalter-Arten, so das Deutsche Entomologische Institut in Müncheberg , sei in den vergangenen zwei Jahrhunderten stark geschrumpft.

Seit dem Jahr 1840 untersuchen Wissenschaftler in einem Naturschutzgebiet bei Regensburg die Insekten-Vielfalt. Dort sammelten Biologen bei Beginn der Zählung im 19. Jahrhundert noch 117 Schmetterlingsarten ein. Diese Zahl sei bis zum Jahr 1880 im Wesentlichen konstant geblieben. Seitdem nehme im Naturschutzgebiet die Insekten-Vielfalt ab. Im Jahr 2013 flatterten den Insektenforschern in ihrem 45 Hektar großen Untersuchungsareal nur noch 71 Tagfalterarten in die Käscher.

Das Forschungsinstitut sieht als Auslöser des Schmetterlingssterbens die intensive Landwirtschaft , ein Übermaß an Stickstoffdüngung, das die Zusammensetzung der Vegetation verändert, und neuerdings auch den Klimawandel. Die Entwicklung habe in den vergangenen drei Jahrzehnten besorgniserregende Ausmaße angenommen.

Vom Aussterben bedroht sei unter anderem die Berghexe (Chazara briseis), ein ockerbraun gescheckter Tagfalter, der magere Trockenrasen bevorzugt. Er werde es wegen des Wandels in der Landschaftsnutzung und der globalen Erwärmung in Zukunft besonders schwer haben, erklärt das Forschungsinstitut. Bereits ausgestorben sei der Regensburger Gelbling.

Leider seien auch viele weitere Schmetterlingsarten in Deutschland stark gefährdet, erklärt Professor Thomas Schmitt , Leiter des Instituts, das zur Senckenberg-Gesellschaft gehört. Besonders spezialisierte Arten, die an einen bestimmten Landschaftstyp oder eine ganz spezielle Nahrungsquelle gebunden sind, seien von dieser Entwicklung betroffen.

 Das Tagpfauenauge kommt dagegen mit den verschärften Umweltbedingungen noch gut zurecht.

Das Tagpfauenauge kommt dagegen mit den verschärften Umweltbedingungen noch gut zurecht.

Tagfalter, die sich gut an verschiedene Umweltbedingungen anpassen könnten, dazu gehören zum Beispiel das Tagpfauenauge oder der Kleine Fuchs, seien bisher gut über die Runden gekommen. Das werde aber wahrscheinlich nicht so bleiben, warnen die Insektenforscher. "Aus unserer Sicht ist es nur eine Frage der Zeit, wenn schon in ausgewiesenen Schutzgebieten ein Verlust zu verzeichnen ist", warnt Thomas Schmitt .

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