Kamera-Apps für Smartphones Wie Handys bessere Fotos schießen

Gelsenkirchen/Hannover · Smartphones machen oft nur trübe Bilder. Um das zu ändern, ermöglichen einige Apps genauere Kameraeinstellungen.

 Die App Procam 5 für iOS bietet Fotografen viele detaillierte Einstellungsmöglichkeiten. Nutzer können sich zum Beispiel hilfreiche Gitterlinien einblenden lassen oder den Bildzuschnitt ändern.

Die App Procam 5 für iOS bietet Fotografen viele detaillierte Einstellungsmöglichkeiten. Nutzer können sich zum Beispiel hilfreiche Gitterlinien einblenden lassen oder den Bildzuschnitt ändern.

Foto: dpa-tmn/ProCam

Unscharf, blass, dunkel: Nicht jedes Smartphone bietet ab Werk eine berauschende Fotoqualität. Das kann an einem schlechten Kamera-Modul liegen, aber auch an der Kamera-App. Die vorinstallierte Anwendung bietet oft nur einen schmalen Funktionsumfang oder manipuliert die Bilder automatisch, ohne dass der Fotograf es merkt.

„Einige Handys bieten direkt beim Fotografieren mit der Frontkamera automatische Hauttonkorrektur, Augenvergrößerung und Entzerrung an“, erklärt der Foto-Journalist Heico Neumeyer. Das sei gut gemeint, könne aber unnatürlich wirken. Fotografen wüssten mit ein paar manuellen Einstellungen, oft viel mehr aus den Bildern herauszuholen.

Foto-Apps für Android haben es dabei schwerer als iPhone-Anwendungen. „Während die Entwickler bei Apple ihre Apps nur für wenige Kamera-Module optimieren müssen, gibt es sehr viele unterschiedliche Android-Smartphones von vielen Herstellern mit verschiedensten Kameras“, erklärt Alexander Spier vom Computer-Fachmagazin c‘t. Das erschwere eine gezielte Optimierung.

Daher hat der Entwickler Mark Harman das Projekt Open Camera ins Leben gerufen. Die App bietet fast jede erdenkliche Einstellmöglichkeit und kann daher gezielt an das eigene Smartphone angepasst werden. Dazu gehören Funktionen wie eine automatische Bildstabilisierung oder sogenannte High Dynamic Range-Fotos. Diese sind besonders kontrastreich und bilden so auch große Helligkeitsunterschiede gut ab. Die kostenlose Anwendung wird regelmäßig verbessert. Wer den Entwickler unterstützen möchte, kann über die App 2,29 Euro spenden.

Einen recht großen Funktionsumfang bietet ebenfalls Manual Camera von Geeky Devs Studio. Die Anwendung richtet sich gezielt an Besitzer einer Spiegelreflexkamera und will den Umstieg oder die Nutzung des Smartphones versüßen. Dazu orientiert sie sich bei der Bedienoberfläche an Kameras von Canon, Nikon und Co. So werden etwa die Blende, die Lichtempflindlichkeit ISO oder die Belichtungszeit mit einem kleinen Rädchen auf dem Bildschirm eingestellt. Die App kostet 3,29 Euro.

Wem andere Kamera-Anwendungen zu kompliziert sind, sollte Footej Camera von Semaphore ausprobieren. Die App hat den Anspruch, das Maximum aus der Smartphone-Linse herauszuholen, ohne zu kompliziert zu sein. Die Bedienoberfläche ist sehr simpel gehalten und für Schnappschüsse optimiert. In den Menüs sind aber zahlreiche weitere Funktionen versteckt. Auch animierte Grafiken aus mehreren Bildern lassen sich erstellen. Die Grundversion ist gratis, die erweiterte Version kostet mindestens 2,99 Euro.

Auch für iOS-Geräte gibt es Alternativen zur von Apple vorinstallierten Anwendung – etwa Procam 5 von Samer Azzam. Sie bietet den vollen Funktionsumfang für Profis, etwa Aufnahmen im sogenannten RAW-Format. Dieses arbeitet, wie der Name andeutet, mit den Rohdaten des Kamera-Chips. Das heißt, die Bilder werden völlig unbearbeitet und -komprimiert gespeichert. „RAW erlaubt eine bessere Weiterverarbeitung mit Profi-Software wie Adobe Lightroom“, sagt Alexander Spier. Die 6,99 Euro kostende App unterstützt unter anderem die Einblendung von Gitterlinien, die bei der Bildkomposition helfen.

RAW-Unterstützung bietet auch die iOS-App Halide von Chroma Noir, die ebenfalls für 6,99 Euro zu haben ist. Sie geht mit großem Funktionsumfang, aufgeräumter Oberfläche und der Möglichkeit, eine Apple Watch als Fernauslöser zu nutzen, ins Rennen. Dabei sieht der Fotograf auf der digitalen Uhr eine Vorschau des Bildes.

VSCO von der Visual Supply Company soll mehr als eine App sein. Eine ganze Internet-Community für Fotografen und Filmemacher möchten die Entwickler aufbauen. Bilder und Filme können dort sofort hochgeladen und diskutiert werden. Artikel und Anleitungen ermuntern zum Ausprobieren neuer Techniken und es gibt es laufend neue oder wechselnde Filter für die App. Damit eignet sich „VSCO“ auch gut für Einsteiger, die sich ausprobieren wollen und es satt haben, dass die Fotos in den sozialen Medien oft sehr ähnlich aussehen. Die App ist kostenlos, ein Zugriff auf alle Inhalte der Community setzt aber ein Jahresabo voraus.

https://opencamera.sourceforge.io

www.geekydevs.com

www.footej.com

www.procamapp.com

www.halide.cam

www.vsco.co

(dpa)
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