Digitalbarometer 2020 Jeder Vierte war bereits Opfer im Internet

Bonn · Zu den häufigsten Gefahren im Netz gehören laut einer Umfrage Datendiebstahl und Betrug beim Online-Shopping.

 Mit starken Passwörtern und regelmäßigen System-Updates lässt sich ein Großteil der Risiken im Internet minimieren.

Mit starken Passwörtern und regelmäßigen System-Updates lässt sich ein Großteil der Risiken im Internet minimieren.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Immer mehr Deutsche werden Opfer von Internetkriminalität, doch viele schützen sich nur unzureichend dagegen. Das ist das Ergebnis des Digitalbarometers 2020 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK). Befragt wurden 2000 Deutsche ab 14 Jahren. Jeder Vierte sei demnach im Internet bereits Opfer von Betrug oder Schadprogrammen geworden. Bei 126 Personen liege der Angriff weniger als zwölf Monate zurück. Zwei Drittel der Betroffenen hätten dabei einen finanziellen oder emotionalen Schaden erlitten. „Vor allem beim Online-Shopping waren deutlich mehr Betrüger am Werk, es hat aber auch mehr gekaperte E-Mail-Konten und Datendiebstahl gegeben“, sagt Josephine Steffen, Pressereferentin des BSI.

Im Vergleich zum Vorjahr sei der Anteil der Straftaten beim Online-Shopping von 32 auf 36 Prozent gestiegen. Die finanziellen Schäden, die durch Internetbetrug entstanden seien, reichten von kleineren Geldbeträgen bis hin zu mehreren Tausend Euro. 32 Prozent der Befragten hätten angegeben, bereits um Geld betrogen worden zu sein. „Der größte Schaden, der in der Umfrage genannt wurde, bezifferte sich auf 50 000 Euro“, sagt Steffen. Die meisten Schäden lägen unter 100 Euro, der Mittelwert allerdings bei 1400 Euro.

Viel schwerer seien aber oftmals die emotionalen Folgen von Angriffen für Geschädigte. Jeder Vierte sei im Internet bereits mit Mobbing konfrontiert worden. Mit dem Verlust wichtiger persönlicher Daten hätten 23 Prozent der Befragten zu kämpfen gehabt. Genauso viele hätten größere Anstrengungen unternehmen müssen, diese Daten wiederherzustellen. „Einige Personen haben angegeben, dass ihre Profile bei sozialen Netzwerken gehackt und für andere Zwecke missbraucht worden seien“, sagt Steffen. Andere berichteten, dass sie ihre Laptops oder Smartphones ersetzen mussten, da sie mit Trojanern infiziert worden seien.

Viele Internetnutzer könnten diese Risiken im Vorhinein verringern, indem sie leicht umsetzbare Maßnahmen anwendeten: „Es ist erschreckend, dass sich jeder Zehnte komplett ohne Sicherheitsvorkehrungen im Internet bewegt“, betont Steffen. Laut Umfrage versucht nur jeder Vierte, sich bewusst vor Gefahren im Internet zu schützen. Steffen zufolge reiche es häufig schon aus, regelmäßig Updates zu installieren: „Nur jeder Vierte macht dies regelmäßig, das ist zu wenig.“ Zehn Prozent verzichteten ganz darauf. Zweiter wichtiger Punkt sei die Wahl eines geeigneten Passwortes. Das müsse nicht unbedingt fortlaufend erneuert werden, es sollte aber möglichst lang sein und Sonderzeichen enthalten: „Ein Passwortmanager kann dabei sehr nützlich sein, ein starkes Hauptkennwort bietet einen guten Schutz“, sagt die Referentin.

Die Ergebnisse zeigten, wer Sicherheitsmaßnahmen ergreife, werde seltener Opfer von Kriminalität. 40 Prozent der Befragten, die versuchen, sich im Internet zu schützen, seien niemals oder sehr selten Opfer von Angriffen geworden. In der Gruppe von Personen, die nichts zum Schutz unternehmen, seien nur 31 Prozent von Angriffen verschont geblieben.

 36 Prozent der Opfer von Internetkriminalität haben laut Umfrage das Problem selbst lösen können. Eine Anzeige bei der Polizei stellten 35 Prozent. Fünf Prozent wussten nicht, welche Maßnahmen sie ergreifen sollten.

„In diesem Jahr wurde das Digitalbarometer zudem um das Thema ‚Verbreitung von Kinderpornografie und Hasskommentaren’ erweitert“, erklärt Steffen. So wurde gefragt, wie die Nutzer auf Hasskommentare gegenüber Migranten in einer Chatgruppe reagieren würden. 28 Prozent hätten angegeben, dass sie diese der Polizei melden würden, zehn Prozent würden gar nicht reagieren und zwölf Prozent hätten keine klare Antwort gegeben.

In einem anderen Beispiel sei gefragt worden, wie Nutzer in einer Messenger-Gruppe auf kinderpornografische Inhalte reagieren würden. Die Hälfte der Teilnehmer habe angegeben, sich in solch einem Fall an die Polizei zu wenden. 17 Prozent der Befragten würden die Inhalte hingegen nur löschen und keine weiteren Maßnahmen ergreifen. Zehn Prozent hätten keine Antwort gewusst. Rund jeder Zehnte würde den Absender an eine Meldestelle oder den Plattformbetreiber melden. Drei Prozent würden hingegen überhaupt nicht reagieren.

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