IP-Telefonie bereitet Probleme

Saarbrücken · Binnen drei Jahren soll Telefonieren nur noch über das Internet möglich sein. Eine Verbraucherumfrage zeigt, dass es bei der Umstellung auf die IP-Telefonie häufig Schwierigkeiten gibt.

2018 soll das Stichjahr für alle Telekomkunden mit einem Analog- oder ISDN-Anschluss sein. Denn bis dahin will der Telekommunikationsanbieter bundesweit seine 20 Millionen Kunden , ob sie wollen oder nicht, nur noch über "Voice over IP" (kurz: VoIP) telefonieren lassen. Das Kürzel IP steht für Internet Protokoll, ein Standard für den Datenverkehr im Internet . Mit ihm können weltweit Datenpakete mit Inhalten wie Sprache, Text oder Musik über das Internet verteilt werden.

Kaum Vorteile

Doch welche Vorteile bringt die Umstellung den Verbrauchern? "Für technikversierte Kunden kann die IP-Telefonie durchaus von Nutzen sein. Wer lediglich telefonieren möchte, muss jedoch mit Nachteilen rechnen", lautet die Einschätzung von Thomas Herfet vom Lehrstuhl für Nachrichtentechnik an der Universität des Saarlandes . So dauere der Verbindungsaufbau bei der IP-Telefonie länger. Zudem sei die Technik, im Gegensatz zum analogen Anschluss, auf Strom angewiesen.

Dass bei der Umstellung auf IP-Technik nicht der Verbraucher im Vordergrund zu stehen scheint, bestätigen die Ergebnisse einer Umfrage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 1885 Personen, davon 90 Prozent Telekomkunden, nahmen daran teil. Die Verbraucherzentrale wollte wissen, wie umfassend die Kunden über die Umstellung informiert worden sind und ob es technische Probleme gab.

So soll es nach der Umstellung des Anschlusses auf VoIP bei knapp 34 Prozent der Befragten zu einem Ausfall von mehreren Stunden, bei mehr als 13 Prozent sogar von über einer Woche gekommen sein. Zudem klagten viele Verbraucher über eine schlechtere Verbindungsqualität sowie Unterbrechungen der Gespräche. Weiter sollen über ein Drittel der Umfrageteilnehmer unzureichend oder gar nicht über die Technikumstellung im Vorfeld informiert worden sein. "Teilweise wurden Kunden nicht darüber unterrichtet, dass sie bei der Umstellung auch neue Hardware oder einen Techniker benötigen", erklärt Juristin Miriam Rusch-Rodosthenous von der Verbraucherzentrale.

Da die IP-Telefonie über den Router läuft, muss dieser zum Telefonieren immer angeschaltet sein. Somit ist der Festnetzanschluss bei einem Stromausfall de facto unbrauchbar. Zudem mussten laut Umfrage viele Kunden bei der Umstellung draufzahlen. Zwar fallen bei dem Wechsel von Analoganschlüssen auf die internetbasierte Telefonie in der Regel keine zusätzlichen Kosten an. Anders sieht es jedoch bei einem ISDN-Anschluss aus. Wer zu Hause über diesen telefoniert, muss sich zusätzlich einen Adapter oder sogar einen neuen Router zulegen. Viele Kunden benötigen für die Umstellung einen Techniker , für den weitere Kosten anfallen können. Deshalb sei es ratsam, die Angebote der Anbieter zu vergleichen, da manche die Kosten für Hardware und Techniker womöglich übernehmen, so Rusch-Rodosthenous.

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