Mit den Enkeln in Kontakt bleiben Soziale Netzwerke für Senioren

Bonn/München · Viele ältere Menschen scheuen sich, einem sozialen Netzwerk beizutreten. Dabei ist der Einstieg nicht schwierig.

 Über soziale Netzwerke können ältere Menschen beispielsweise mit Kindern und Enkeln in Kontakt bleiben.

Über soziale Netzwerke können ältere Menschen beispielsweise mit Kindern und Enkeln in Kontakt bleiben.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

(dpa) Für junge Leute gehören soziale Netzwerke wie selbstverständlich zum Alltag dazu. 98 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sind dort aktiv, wie eine Untersuchung des Digitalverbandes Bitkom zeigt. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es laut Bitkom 92 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen 80 und bei den Älteren über 65 Jahre sind es immer noch 65 Prozent. Bei Kurznachrichtendiensten wie Whatsapp haben sich sogar 70 Prozent von ihnen angemeldet. Im Schnitt sind Internetnutzer in Deutschland in drei sozialen Netzwerken angemeldet. Die Jüngeren zwischen 14 und 29 Jahren nutzen durchschnittlich fünf verschiedene Plattformen, so Bitkom.

Wohl das bekannteste Online-Netzwerk ist Facebook. Nutzer gestalten dort eine Art Steckbrief von sich. Auf der Plattform können sie dann Fotos, Texte, Videos und mehr von sich veröffentlichen. Ebenso können Nutzer die Beiträge von anderen anschauen und kommentieren. Weitere, im Prinzip ähnliche Netzwerke sind Twitter, das eher auf kurze Nachrichten spezialisiert ist, und Instagram, bei dem sich alles um Fotos dreht.

Andere Netzwerke wiederum richten sich speziell an ältere Menschen. Dort können sie etwa Fotos von den Enkelkindern erhalten, mit alten Bekannten in Kontakt bleiben, neue Menschen kennenlernen oder sich über das Tagesgeschehen informieren. Manche schrecken jedoch davor zurück, einem Online-Netzwerk beizutreten. Viele haben Angst um die Sicherheit ihrer Daten und Schwierigkeiten, einen Zugang zu finden, sagt Nicola Röhricht. Sie ist Referentin für Digitalisierung und Bildung bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (www.bagso.de). „Viele ältere haben Angst vor dem Eintritt in ein soziales Netzwerk und fragen sich: Schaffe ich das überhaupt?“

Oft fehle es auch nur an Unterstützung. Denn die Netzwerke erschließen sich vielen älteren Nutzern nicht von selbst. „Außerdem wird der Nutzen von sozialen Netzwerken häufig nicht gesehen“, sagt Röhricht. Dabei gebe es sogar Netzwerke, die extra auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnitten seien. Dazu gehöre zum Beispiel die Seite www.feierabend.de. Dort können sich Nutzer nicht nur online austauschen, auch die Organisation gemeinsamer Ausflüge und Stammtische ist möglich, so Röhricht. Andere Netzwerke, die sich gezielt an Ältere richten, seien etwa www.forum-fuer-senioren.de, ­www.­herbstzeit.de oder ­www.­platinnetz.de. Diese seien aber meist nicht kostenlos.

Wer sich nicht allein an die Anmeldung in sozialen Netzwerken herantraut, kann Freunde und Familie um Hilfe bitten. Alternativ gibt es Computer-Gruppen und andere Veranstaltungen von Seniorenbüros. Die lassen sich etwa über das Portal ­www.wissensdurstig.de finden, für das Nicola Röhricht verantwortlich ist. Am besten lernten Senioren von anderen älteren Menschen, erklärt Röhricht. Wer derselben Altersgruppe angehöre, könne meist sehr gut einschätzen, wo die Schwierigkeiten des gleichaltrigen Einsteigers liegen, etwa bei englischen Wörtern in der Internetfachsprache.

In sozialen Netzwerken müssen Nutzer, Jugendliche wie Senioren, aber auch auf die Sicherheit ihrer Daten achten. „Wer sich bei Onlinediensten anmeldet, sollte möglichst nicht alle abgefragten Daten preisgeben“, sagt Esther Jontofsohn-Birnbaum von der Verbraucherzentrale Bayern. „Als Faustregel empfehlen wir Verbrauchern, bei jedem Beitrag, den sie veröffentlichen wollen, zu überlegen, ob sie die Information auch laut durch einen Bus rufen würden.“ Außerdem rät sie, in den Einstellungen des jeweiligen Portals die Privatsphäre so streng wie möglich einzustellen. Denn wie im realen Leben gebe es auch in den sozialen Netzwerken Betrüger. „Bei jeder Kontaktanfragen sollen Nutzer deshalb genau überprüfen, ob sich hinter dem Absender nicht ein Krimineller oder ein Computerprogramm verbergen kann“, rät Jontofsohn-Birnbaum.

Wer eine Freundschaftsanfrage von jemandem bekomme, mit dem er im Netz bereits befreundet sei, solle die Anfrage nicht annehmen. „Das Profil des Freundes wurde dann wahrscheinlich kopiert“, sagt die Verbraucherschützerin. Eine weitere Gefahr sei eine Form des Internetbetrugs, die als Love Scam oder Romance Scam bezeichnet wird. Bei dieser Masche versuchen Betrüger, in sozialen Netzwerken Vertrauen zu ahnungslosen Nutzern aufzubauen, und verlangen dann plötzlich Geld.

Wer sich in einem sozialen Netzwerk belästigt fühle, könne Personen dem Betreiber melden. Dieser könne dem Missbrauch nachgehen und unseriöse Profile löschen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationssicherheit (BSI) rät, sich außerdem bei offensichtlichen oder vermuteten Straftaten von der Polizei beraten zu lassen und gegebenenfalls Anzeige zu erstatten.

Eine weitere Gefahr in den sozialen Netzwerken sind Falschmeldungen. Sie verbreiten sich in den Netzwerken besonders schnell. Gefährlich seien sie deshalb, weil sie oft nicht sofort als gefälscht zu erkennen seien, so die Verbraucherzentrale Bayern. Die Verbraucherschützer empfehlen Nutzern deshalb, im Internet immer eine gesunde Portion Skepsis zu bewahren.

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