Internet-Phantom enttarnt

Sydney · Lange jagten Journalisten „Satoshi Nakamoto“ hinterher, dem mysteriösen Gründer des Internet-Geldes Bitcoin. Ein IT-Fachmann aus Australien reklamiert die Urheberschaft der Digitalwährung nun für sich.

 Bitcoin ist eine virtuelle Währung – aber selten und wertvoll wie Edelmetall.

Bitcoin ist eine virtuelle Währung – aber selten und wertvoll wie Edelmetall.

Foto: Kalaene/dpa

Eines der großen Rätsel der Internet-Welt scheint gelöst: Der australische Computerfachmann und Unternehmer Craig Steven Wright hat sich als Erfinder der Digitalwährung Bitcoin präsentiert. Wright habe seine Behauptung technisch untermauert, berichtet die BBC: mit Bitcoins, die nur der Gründer besitzen könne. Der Urheber der Internet-Währung war bislang nur unter dem Pseudonym "Satoshi Nakamoto" bekannt.

Der Bitcoin ist eine im Internet entstandene digitale Währung und seit 2009 im Umlauf. Bitcoins werden in einem aufwendigen Verfahren auf Computern erzeugt - man spricht von "Mining" (Schürfen). Im Netz können die virtuellen Münzen für Dollar oder Euro gekauft werden. Die Währung lässt anonyme Zahlungen zu, funktioniert unabhängig von Regierungen oder Banken und kommt vor allem bei Zahlungen im Internet zum Einsatz. Aufgrund eines strengen Protokolls kann die Weitergabe der "Münzen " aber genau nachverfolgt werden.

"Satoshi Nakamoto" entwarf das Bitcoin-System und schrieb auch die erste Version der Software dahinter. Die wahre Identität des Bitcoin-Erfinders ist seit Jahren ein Geheimnis, das viele beschäftigte. Ein Grund dafür mag sein, dass ihm ein Guthaben von einer Million Bitcoins zugerechnet wird - was aktuell rund 400 Millionen Euro entspricht.

Indizien, das Wright hinter dem Pseudonym steckte, gab es schon länger. Der Australier ist als Bitcoin-Experte bekannt und hatte auch den Aufbau einer Bank für die Digitalwährung angekündigt. Der Supercomputer "Tulip Trading" seiner Firma DeMorgan gehört zu den leistungsstärksten der Welt - um Bitcoins zu erzeugen, ist viel Rechenleistung nötig. Und bereits im vergangenen Dezember stützten sich das Magazin "Wired" und das Blog "Gizmodo" in ihren Berichten auf veröffentlichte E-Mails und Kopien alter Blogeinträge von Wright. Dort fänden sich eine E-Mail-Adresse und ein PGP-Schlüssel - eine einmalige digitale Signatur - sowie eine E-Mail-Adresse, die mit "Satoshi Nakamoto" in Verbindung gebracht werden. Außerdem sage Wright in einer angeblichen Dokumentation eines Gesprächs mit der australischen Steuerbehörde, er habe Bitcoin seit 2009 betrieben.

Suche lange erfolglos

Diverse Journalisten versuchten in den vergangenen Jahren, die Identität des Bitcoin-Erfinders aufzudecken. Eher blamabel ging 2014 ein Anlauf des Magazins "Newsweek" aus, das glaubte, einen pensionierten kalifornischen Ingenieur, der früher tatsächlich Satoshi Nakamoto hieß, als Strippenzieher ausgemacht zu haben.

Wright äußerte sich nun selbst gegenüber der englischsprachigen Zeitschrift "Economist": "Ich wollte keine Öffentlichkeit, aber ich will jetzt, dass die Sache ein für alle mal geklärt ist." Nach Durchsicht der vorgelegten Beweise ließ die Zeitschrift allerdings eine Hintertür für Zweifel offen: "Unsere Schlussfolgerung ist, dass Mr. Wright sehr wohl Mr. Nakamoto sein kann - aber auch, dass wichtige Fragen bleiben." Möglicherweise werde nie zweifelsfrei geklärt werden können, wer Bitcoin wirklich geschaffen habe.

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