Kündigung per Mausklick Vertragskündigung per Mausklick

Saarbrücken · In wenigen Schritten können Verbraucher im Internet einen Kontrakt kündigen, versprechen Dienstleister.

  Wer einen Vertrag kündigen will, muss nicht mehr zu Stift und Papier greifen. Dienstleister versprechen, Verbrauchern die lästige Arbeit abzunehmen.

Wer einen Vertrag kündigen will, muss nicht mehr zu Stift und Papier greifen. Dienstleister versprechen, Verbrauchern die lästige Arbeit abzunehmen.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Für mobile Telefonate und Surfen, Streaming von Musik und Filmen, Premium-Mitgliedschaften in sozialen Netzwerken und Lizenzen für Büro- oder Sicherheitssoftware – für all diese Dienste schließen die Nutzer Abos ab, wenn sie die Angebote ohne Werbeunterbrechung oder andere Einschränkungen genießen wollen. Zusätzlich zu diesen Leistungen aus dem Internet kommen die monatlichen Abbuchungen für Strom, Gas oder Fernwärme. Außerdem hat jeder Autobesitzer eine Kfz-Versicherung.

Manch einer kann bei der Fülle dieser Kontrakte schon mal den Überblick verlieren, welche Verträge er alles abgeschlossen hat und wofür er regelmäßig zur Kasse gebeten wird. Wer die eine oder anderen Abmachung kündigen will, kann erleben, dass die Frist erst vor kurzem verstrichen ist und der Kunde noch ein Jahr oder länger an den Anbieter gebunden ist. Inzwischen tummeln sich im Internet einige Dienstleister, die versprechen, alle lästigen Verträge ohne Ärger mit der Gegenseite zu kündigen oder zu widerrufen und auf Fristen zu achten – gegen Gebühr.

Einer davon ist Aboalarm, ein Unternehmen, das 2008 in München gegründet wurde und nach eigenen Angaben bereits über 8,5 Millionen erfolgreiche Kündigungen verschickt hat. 300 000 Verträge seien widerrufen worden. „Außerdem wurden über 15,5 Millionen vollständige Kündigungsschreiben von Nutzern erstellt, heruntergeladen und selbst verschickt“, heißt es in der Eigendarstellung der IT-Firma. Gekündigt wird bei Aboalarm fast alles – einschließlich Fitnessstudio, Partei-Mitglied­schaft und Online-Dating. Mehr als 25 000 geprüfte Kündigungsvorlagen seien abrufbar.

Der Nutzer gibt Name, Anschrift und die jeweilige Kundennummer ein. Anschließend erstellt das Unternehmen ein rechtsgültiges Kündigungsschreiben, das es per Mail, Fax oder mit der Post verschickt. Nach dem Versand erhält der Nutzer eine E-Mail als Bestätigung. Dieser Service ist nicht kostenlos. Aboalarm verlangt für eine Kündigung per E-Mail oder Fax 3,99 Euro, für ein Einschreiben 8,99 Euro, so der Geldratgeber Finanztip.

Kündigungsdienstleister Nummer zwei heißt Volders. Das Berliner Unternehmen nennt als Referenzzahl 1,5 Millionen Kunden, die bereits über Volders Verträge widerrufen oder gekündigt haben. 20 000 geprüfte Kündigungsvorlagen seien vorbereitet. Das Verfahren läuft nach der gleichen Methode ab wie bei den Wettbewerbern. Auf der Startseite sucht der Nutzer den Anbieter, unterschreibt die Kündigung online und wählt die Versandart: Fax, E-Mail, Brief oder Einschreiben. Eine einfache Kündigung kostet 5,99, eine „sichere“ 9,99 Euro. Dieser sichere Service umfasst den Versand als Einschreiben mit Sendungsverfolgung oder per E-Mail; zusätzlich erhält der Volders-Rechtsanwalt eine Kopie.

Ein weiterer Anbieter mit ähnlichem Dienstleistungsprofil ist „kündigen.de“. Das Unternehmen mit Sitz in Amsterdam verweist auf mehr als 7000 Kündigungsschreiben, die es in der Schublade hat. Sollte das Vertragsunternehmen nicht in der Datenbank stehen, wird ein Standard-Abschiedsbrief der jeweiligen Situation angepasst. Der Fax- oder E-Mail-Versand des Schreibens kostet bei „kündigen.de“ 4,99 Euro, das Einschreiben 6,99 Euro.

Weitere Dienste dieser Art sind Kuendigung.org, Contractix und Smartkündigen. Bei „Kuendigung.org“ kostet ein Fax, 3,79 Euro, ein Brief 4,99 Euro und ein Einschreiben 7,99 Euro. Bei Contractix ist eine automatische Kündigung nur per Fax möglich, Kosten 2,89 Euro. Den Postversand muss man selbst übernehmen. Bei Smartkündigen ist alles kostenlos; das Unternehmen „finanziert sich durch kleine Provisionen von Anbietern“.

Aboalarm, Volders und Smartkündigen verwalten außerdem die abgeschlossenen Verträge und rechnen aus, wie viel Geld der Kunde dafür ausgibt. Wer außerdem Laufzeit und Kündigungsfrist bei den erkannten Kontrakten einträgt, wird informiert, bis wann er kündigen muss, um einer Laufzeitverlängerung zu entgehen. Das Ganze ist jedoch nicht unproblematisch. So verlangt Aboalarm Einsicht in das Girokonto, um anhand der Lastschriften die Abbuchungen auflisten zu können. Die Login-Daten aus dem Online-Banking, die dafür benötigt werden, nutzt der Betreiber „ausschließlich für die einmalige Abfrage“, versichert Aboalarm. „Wir speichern keine Bankdaten.“ Aboalarm, „kündigen.de“ und „Kuendigung.org“ bieten außerdem an, Kündigungsschreiben kostenlos als PDF-Datei zur Verfügung zu stellen. Nur die Vertragsdaten müssen dort noch eingegeben werden. Um den Versand muss man sich jedoch selbst kümmern.

Wie ist es um die Qualität der Kündigungsdienste bestellt? Das IT-Portal Netzwelt hat Aboalarm, „kündigen.de“ und Volders getestet, wobei Volders am besten abgeschnitten hat. „Der Dienst konnte im Test durch sein gutes Nutzererlebnis und die einfache Bedienung überzeugen. Auch der Kundenservice bot bei Problemen stets schnell kompetente Hilfe“, erklären die Tester. Für Aboalarm als dem Zweitplatzierten spreche, dass „er über die größte Datenbank verfügt“. Nur beim Kundenservice hapere es ein wenig. Finanztip hingegen empfiehlt, auf Kündigungsdienste zu verzichten. Der Mehrwert, den der Service biete, „ist zu gering“. Ein solcher Dienst könne lediglich nützen, wenn es mit der Kündigung schnell gehen muss. Hilfreich seien die Adress-Datenbanken der einzelnen Anbieter. Die Adressen müsse man sich nicht mehr mühsam zusammensuchen.

Allerdings sind die Kündigungsdienste auch fleißige Datensammler. Mailadresse und Handynummer speichern viele, schreibt Finanztip. Name und Adresse stehen sowieso schon im Kündigungsschreiben. Manche Dienste empfehlen auch kurz vor Vertragsende neue Kontrakte bei anderen Anbietern. Dafür fließen Provisionen. „Wie diese Empfehlungen zustande kommen, ist leider nur schwer nachzuvollziehen“, so der Geldratgeber. Das lässt ahnen, warum der Dienst Smartkündigen kostenlos ist und sich „durch kleine Provisionen von Anbietern“ finanziert. Denn das Unternehmen aus Neuss hilft auch, den Vertrag zu finden, „der zu dir passt“.

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