Immer mehr Ältere entdecken das Internet

Die moderne Technik begeistert offenbar auch immer mehr Rentner. Fast jeder zweite PC-Nutzer über 65 Jahre hält das Internet für unverzichtbar. Gut jeder Zehnte kann sogar Dateien oder E-Mails verschlüsseln. Das geht aus einer gestern vorgestellten, repräsentativen Forsa-Studie im Auftrag des Branchenverbandes der digitalen Wirtschaft, Bitkom, hervor. SZ-Korrespondent Stefan Vetter hat die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.

Wie steht es um die Internet-Kenntnisse der Senioren ?

Fast die Hälfte der über 65-Jährigen hat Erfahrungen mit dem Internet . 91 Prozent verschicken E-Mails. Zwei Drittel planen per Internet ihre Reisen. Und immerhin die Hälfte nutzt das Online-Banking. Fast jeder dritte Internet-Nutzer im Rentenalter kann Fotos und Videos bearbeiten. Gut jeder Fünfte nutzt Lernprogramme. Und immerhin 13 Prozent können ihre Dateien und E-Mails verschlüsseln - ein Anteil, der unter den Jüngeren mutmaßlich auch nicht größer sei, wie Bitkom-Präsident Dieter Kempf anerkennend feststellte.

Wie oft sind Senioren online?

Fast vier von zehn Älteren (38 Prozent) nutzen das Internet zumindest gelegentlich. Im vergangenen Jahr war es noch kaum jeder Dritte (32 Prozent). Damit liegen die Senioren allerdings deutlich unter dem Durchschnitt der Bevölkerung. Gemessen an allen Altersgruppen ab 14 klicken sich 78 Prozent der Deutschen mehr oder minder regelmäßig durch die virtuelle Welt. Auch die durchschnittliche Nutzungsdauer ist mit 51 Minuten pro Tag bei Rentnern eher gering. Vor allem Jugendliche kommen locker auf die doppelte Zeit.

Was schätzen unsere Rentner am Internet ?

Acht von zehn Senioren sagen, sie könnten dank des Internets ihr Wissen erweitern. Sechs von zehn finden, der Umgang mit der virtuellen Welt helfe ihnen, geistig fit zu bleiben. 52 Prozent sehen im Internet eine Verbesserung ihrer Lebensqualität . Dazu gehört vor allem die regelmäßige und problemlose Kommunikation mit den Kindern und Enkeln.

Welche Motive haben Internet-Verweigerer?

Zwei Drittel derjenigen, die aufs Internet verzichten, sagen schlicht: Das brauche ich nicht. 55 Prozent geben an, keine technischen Möglichkeiten dafür zu haben. Bei rund 40 Prozent überwiegt der Vorbehalt, sich im Alter nicht mehr damit zurecht zu finden. Fast jeder Zehnte gibt aber auch an, dass er niemanden habe, der ihm die Bedienung der Programme zeigen könne. Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU ) verwies hier auf Modellprojekte in einzelnen Bundesländern, bei denen sogenannte Senioren-Technik-Botschafter das entsprechende Wissen vermitteln.

Gibt es Ost-West-Unterschiede?

Ja, es gibt tatsächlich Unterschiede zwischen dem Osten und dem Westen. In den alten Ländern wird das Internet von jedem vierten Rentner genutzt, im Osten hingegen nur von jedem dritten Renter. Eine erschöpfende Erklärung dafür gibt es nicht. Grundsätzlich gilt, dass die Affinität zum Internet stärker ausgeprägt ist, wenn Ältere noch einer Erwerbsarbeit nachgehen. Noch deutlicher ist übrigens der Nutzungs-Unterschied zwischen den Geschlechtern. Fast jeder zweite Mann ab 65 ist zumindest ab und zu online. Bei den Frauen sind es nur 28 Prozent.

Warum sollen Rentner überhaupt online-tauglich werden?

Es gehe nicht um Zwang, wohl aber darum, den Älteren die Scheu vor dem Internet zu nehmen. Denn erst dann könnten sie sich dafür oder dagegen entscheiden, meinte Forschungsministerin Wanka. Auf jeden Fall biete das Internet den Älteren viele Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben. Bitkom-Chef Kempf verwies in diesem Zusammenhang auch auf die wachsende Bedeutung der Telemedizin für Ältere.

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