Im Dialog mit dem Computer

Saarbrücken · Microsoft und Amazon setzen große Hoffnungen in ihre digitalen Assistenten Cortana und Alexa. Per Sprach-Befehl kann der Anwender ihnen Anweisung geben, Musik aus dem Internet abzuspielen oder die nächste Pizza zu bestellen. Die Suche per Google könnten digitale Assistenten so fast überflüssig machen.

Statt mit einem Klick per Zuruf durch das Internet surfen? Die Konzerne Microsoft und Amazon arbeiten mit ihren Sprach-Assistenten Cortana und Alexa schon daran. Nach den Vorstellungen beider Unternehmen werden Nutzer von digitalen Assistenten an die Hand genommen, wenn sie nach passender Kleidung, dem schnellsten Anfahrtsweg oder nach aktuellen Berichten zu politischen Ereignissen zu recherchieren. Der Anwender selbst müsste so keinen Finger mehr rühren, um per Google , Yahoo und Bing zu recherchieren. "Suchmaschinen geraten gegenüber Assistenten ins Hintertreffen", sagt Jo Bager, Redakteur beim IT-Magazin c't.

Ein sehr ambitioniertes Projekt verfolgt Amazon mit seinem Dienst Amazon Echo. Amazon Echo ist ein zylindrischer Lautsprecher, der nicht nur Musik spielen kann, sondern mit dem hauseigenen Programm Alexa in allen möglichen Lebenslagen helfen soll. Über Richtmikrofone am Zylinder kann der Verbraucher die Assistentin aktivieren, in dem er das Wort "Alexa" ausspricht. Auf Zuruf bucht die Assistentin Fahrten des Taxidienstes Uber in die nächste Stadt oder sucht nach Liedern oder Radiosendern. Und natürlich hilft sie bei Bestellungen über Amazon . Echo muss für diese Aufgaben allerdings ständig mit dem Internet verbunden sein. Das Unternehmen versichert, dass Alexa nur dann Kontakt mit den Amazon-Servern aufnimmt, wenn sie per Befehl aufgerufen wird. In Zukunft soll Alexa als Schaltzentrale im Haushalt dienen, die elektronische Geräte miteinander vernetzt und bei Bedarf aktivieren kann. Die Assistentin soll ab Herbst auch in Deutschland verfügbar sein.

Ganz ähnlich macht es Microsoft mit dem Programm Cortana. Die Assistentin lässt sich auf PC, Laptop oder Smartphone aufspielen - allerdings nur auf jene mit Windows 8 oder 10. Wie sein Pendant von Amazon ist das Programm in der Lage, nach Sportergebnissen oder dem nächstgelegen Kino zu suchen. Cortana kann auf Wunsch dem Nutzer einen Nachrichten-Überblick zusammenstellen. In Zukunft soll die Assistentin bei Aufforderung Hotelbuchungen vornehmen und für den Anwender die Termine selbstständig im Kalender eintragen. Microsoft hat hohe Erwartungen an das Programm. So kündigte das Unternehmen vor zwei Wochen auf seiner Konferenz "Build" an, dass seine Assistentin zukünftig auch auf Android-Handys laufen werde.

Krempeln die digitalen Helfer die Art und Weise, wie Nutzer durch das Internet surfen, so gründlich um, dass eine Suchmaschine wie Google praktisch überflüssig wird? Tobias Arns vom Branchenverband Bitkom sagt, dass Suchmaschinen auf lange Sicht ausgedient haben könnten. Zumindest dann, wenn der Nutzer nur eine Hilfe braucht, um am Rechner oder Smartphone durch das Internet zu navigieren. Da seien die Assistenten komfortabler. "Wenn der Anwender aber Lösungs-Vorschläge für praktische Probleme sucht, ist Google fast unschlagbar", so Arns. Die Suchmaschine leite sofort auf entsprechende Foreneinträge und Leitfäden weiter, die Anwender verfasst haben. Eigene Lösungen könnten Cortana und andere Dienste noch nicht bieten. "Die Bedeutung der Google-Suchmaschine bleibt groß, aber die Konkurrenz durch intelligente Dienste nimmt zu", sagt c't-Redakteur Jo Bager. Die seien in den nächsten Jahren sogar dazu fähig, die Gemütslage ihres Anwenders an der Stimme zu erkennen.

Arns sieht den Konzern Alphabet, der hinter Google steht, durch diese Entwicklung nicht im Hintertreffen. So bietet das Unternehmen seit einem halben Jahr seinen Assistenten Google Now für Android und iOS-Systeme an. Google Now sammelt über den Anwender Informationen, die für ihn im Alltag relevant sein könnten. Das Programm greift dafür auch auf Google zurück, um den schnellsten Weg zur Arbeit zu berechnen oder die Wettervorhersage aufzurufen. Google Now sei das perfekte Beispiel, warum digitale Assistenten die Suchmaschinen nicht ohne Weiteres ersetzen können, sagt Arns. "All diese Programme benötigen eine potente Suchmaschine und da liefert Google bislang die beste ab", so der Experte.

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