Ich sehe dich, wenn du mich siehst

Göttingen · Gibt es irgendwo im All außerirdisches Leben? Das ist möglich. Ein Ding der Unmöglichkeit wäre es aber, die 160 Milliarden Sterne unserer Galaxis darauf untersuchen zu wollen. Zwei Astronomen haben nun einen pfiffigen Vorschlag unterbreitet, der die Suche extrem eingrenzt. Ideal wäre es, nach Signalen von Planeten zu fahnden, von denen zumindest sicher ist, dass eine fremde Zivilisation von dort aus die Erde erkennen könnte.

 Sobald ein ferner Planet von der Erde aus gesehen vor seinem Stern vorüberzieht, erzeugt er eine winzige Sonnenfinsternis. So lassen sich selbst aus vielen Lichtjahren Entfernung Erkenntnisse über ferne Sonnensysteme gewinnen. Grafik: MPIA/Samartzidis

Sobald ein ferner Planet von der Erde aus gesehen vor seinem Stern vorüberzieht, erzeugt er eine winzige Sonnenfinsternis. So lassen sich selbst aus vielen Lichtjahren Entfernung Erkenntnisse über ferne Sonnensysteme gewinnen. Grafik: MPIA/Samartzidis

Gibt es im Weltall weitere Sonnensysteme außer dem unseren? Bis Mitte der 1990er Jahre konnten Astronomen die Frage nicht klar beantworten. 1995 wiesen erstmals Schweizer Wissenschaftler Planeten um einen 40 Lichtjahre entfernten Stern nach, der unserer Sonne gleicht. Seither sind 2100 sogenannte Exoplaneten gefunden worden. Eine zweite Erde war nicht darunter - dafür reichen die technischen Möglichkeiten bisher nicht. Dabei müsste es selbst in unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft eine ganze Reihe davon geben. Astronomen schätzen die Zahl erdähnlicher Planeten in einem Abstand von 30 Lichtjahren auf über 100.

Große Hoffnungen setzen die Forscher nun auf das europäische Weltraumobservatorium Plato, das bis zum Jahr 2024 starten soll und eine Million Sterne gleichzeitig untersuchen kann. Plato wird bei seiner sechsjährigen Mission nach der sogenannten Transitmethode vorgehen und nach den winzigen, regelmäßigen Schwankungen der Helligkeit von Sternen suchen, die entstehen, sobald ein Planet vorüberzieht und dabei kurzzeitig einen kleinen Teil des Sonnenlichts ausblendet.

Doch wo genau suchen? Dazu haben jetzt René Heller und Ralph Pudritz vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung eine interessante Überlegung präsentiert. Die Wissenschaftler ließen sich dabei von der Frage leiten, in welchen Himmelsregionen die größten Chancen bestehen, nicht nur potenziell lebensfreundliche Exoplaneten zu finden, sondern tatsächlich solche, die von außerirdischen Intelligenzen bevölkert sein könnten. Sie drehten bei ihrem Gedankenexperiment einfach die Beobachtungsrichtung um und versetzten sich in die Position eines hypothetischen außerirdischen Astronomen , der mit derselben Technik, die wir nutzen, die Erde gefunden hat und nun nach Spuren einer Zivilisation sucht. Für diese Suche kommt nur eine winzige Region in unserer Galaxis überhaupt in Frage, so Heller und Pudritz. Das liege daran, dass nur sehr wenige Aussichtspunkte im All überhaupt eine Perspektive bieten, unter der es möglich ist, die Erde vor dem Hintergrund der Sonnenscheibe zu erkennen. Diese Positionen bilden einen schmalen Streifen am Himmel, der einer Projektion der scheinbaren Umlaufbahn unserer Sonne auf die Himmelssphäre entspricht. Nur unter diesem Blickwinkel wären außerirdische Beobachter in der Lage, die Erde mit derselben Methode zu entdecken, die irdische Astronomen bei der Suche nach fremden Planeten anwenden. Dadurch schrumpfe das zu durchmusternde Areal auf zwei Tausendstel der Fläche des gesamten Firmaments. Heller und Pudritz schlagen nun vor, Planeten , die von künftigen Weltraumobservatorien in diesen Regionen nachgewiesen werden, gezielt auf Signale abzuhorchen, die von einer außerirdischen Zivilisation zur Kontaktaufnahme ausgesandt worden sein könnten.

Wie viele Sterne bei diesem Himmelsscan abgehorcht werden müssten, lässt sich bisher nicht sagen. Denn gerade die für Astronomen in diesem Zusammenhang besonders interessanten Sonnensysteme sind am schwierigsten zu finden. Am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Leben entwickeln kann, bei Sternen, die ein besonders hohes Alter erreichen können. Doch ausgerechnet diese Sonnen sind sehr klein. Bei einer Hochrechnung der möglichen Kandidaten, die bei ihrer Suche ins Auge zu fassen wären, kamen die Astronomen Heller und Pudritz selbst in dem von ihnen vorgeschlagenen sehr schmalen Beobachtungsband auf eine abschreckend große Zahl. Sie gehen von rund 100 000 in Frage kommenden Sternen aus.

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HintergrundIn unserer Galaxis könnte es zehn Milliarden Planeten mit vergleichbarer Masse der Erde geben, hat das Max-Planck-Institut für Astronomie hochgerechnet. Mit heutiger Technik sind sie allerdings kaum nachzuweisen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hofft nun, mit dem künftigen Himmels-observatorium Plato Sonnensysteme finden zu können, die dem unserem ähneln. Der Satellit soll ab 2024 mindestens sechs Jahre nach ihnen Ausschau halten. byl

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