Hotelportal statt Reisebüro

Berlin · Fast die Hälfte der Reisenden bucht Unterkünfte online. Hotelportale helfen bei der Entscheidung. Das ist bequem – doch blind vertrauen sollte der Kunde den Empfehlungen nicht.

 Erinnert das Hotelzimmer an eine Gefängniszelle, können Gäste davor auf Vergleichsportalen im Internet warnen. Foto: von Erichsen/dpa

Erinnert das Hotelzimmer an eine Gefängniszelle, können Gäste davor auf Vergleichsportalen im Internet warnen. Foto: von Erichsen/dpa

Foto: von Erichsen/dpa

Die Hotelbuchung dauert heute nur wenige Minuten: rein ins Netz, gewünschtes Ziel und Datum eingeben, Leistungen und Preise vergleichen, dann das passende Angebot auswählen. Immer mehr Reisende finden so ihr Hotel: nach Zahlen des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR) erfolgen bereits 42 Prozent aller Urlaubsbuchungen online.

Um die Nützlichkeit von Hotelportalen zu untersuchen, hat die Stiftung Warentest neun davon unter die Lupe genommen. Der Anbieter Hotel Reservation Service (HRS) schnitt dabei am besten ab, kaum schlechter waren Expedia und Hotels.com. "Marktführer Booking.com ist abgewertet worden wegen deutlicher Defizite im Kleingedruckten", erklärt Falk Murko von der Stiftung Warentest .

Der größte Schwachpunkt der Portale ist fehlende Vergleichbarkeit. Mal wird das Hotelzimmer mit Frühstück inklusive angeboten, mal ohne - bei gleichem Gesamtpreis. Kunden müssen also genau lesen. Das gilt besonders, wenn Hotels über Meta-Suchmaschinen verglichen werden, die die Ergebnisse mehrerer Suchmaschinen zusammenfassen. Trivago oder Kayak vergleichen die Angebote von Hotelportalen und einzelnen Hotels. Das Fazit von Falk Murko: "Meta-Suchmaschinen haben eine Menge zu bieten. Wir raten, sie zu nutzen, aber es gibt keine Garantie, dass sie wirklich alles abdecken."

Wer online das Hotel bucht, schaut neben Lage und Preis vor allem auf die Bewertungen anderer Nutzer. Dass Spezialagenturen gekaufte Bewertungen einschleusen, tut ihrer Nutzung keinen Abbruch. "Ob gefälscht oder nicht, sie funktionieren als Orientierungshilfe", erklärt VIR-Vorstand Michael Buller.

Echte von gekauften Erfahrungsberichten zu trennen, ist schwierig. "Man muss dem Anbieter trauen, dass er wirklich prüft, und das tun viele auch", sagt Falk Murko. Oft können nur diejenigen Nutzer Wertungen abgeben, die tatsächlich einen Aufenthalt gebucht haben. So gehen zum Beispiel HRS, Booking.com oder Expedia vor.

In jedem Fall gilt: Hotelbewertungen sind extrem subjektiv. Was der eine toll findet, mag der andere gar nicht. "Manche stören sich an Kleinigkeiten und sind insgesamt negativ eingestellt, andere sind sehr kritiklos und bewerten alles gut", sagt Murko. Er rät, möglichst viele Bewertungen anzuschauen, um ein Bild zu bekommen. "Häuft sich ein bestimmtes Merkmal, weiß man: Da muss etwas dran sein."

Auch Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer beim Hotelverband Deutschland (IHA), sieht im Gästefeedback trotz der Manipulationsanfälligkeit einen Mehrwert. Er rät, mehrere Portale und stets auch die Hotelwebseite in Augenschein zu nehmen. Auch die Sternekategorie sage natürlich etwas über die Qualität des Angebots aus.

Die Experten raten, erst eine Metasuchmaschine zu nutzen und zu schauen, wohin diese führt. Anhand der eigenen Kriterien beschränke sich die Auswahl danach nämlich meist auf wenige Hotels. Falk Murko empfiehlt zudem, auch immer direkt auf der Seite des Hotels zu schauen. "Oft sind Hotels günstiger als die Vermittler."

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