Plattformen im Internet So verdienen Hobby-Fotografen Geld

Berlin · Auf Foto-Börsen im Internet können auch Amateure ihre Bilder hochladen und zum Kauf anbieten.

 Ein gelungenes Reisefoto – wie hier von Athen – kann auf einer Stockfoto-Plattform zahlende Abnehmer finden.

Ein gelungenes Reisefoto – wie hier von Athen – kann auf einer Stockfoto-Plattform zahlende Abnehmer finden.

Foto: Andrea Warnecke/dpa/Andrea Warnecke

  Die Gestaltung des eigenen Blogs befindet sich in vollem Gange, nur peppige Fotos fehlen noch. Zum Selbstanfertigen von Bildern bleibt keine Zeit, und die Google-Suche spuckt auch keine passenden Treffer aus. Wie gut, dass es Stockfoto-Börsen gibt.

Auf diesen Internetplattformen finden sich unzählige Fotos mit allen möglichen Motiven – von Blumen über Selfies am Strand bis hin zu einem Teller Spaghetti Bolognese. Stockfotos seien ein etabliertes Geschäftsmodell, sagt Andreas Weck vom Technik-Magazin „t3n“. Und nicht nur Profis können ihre Bilder damit zu Geld machen.

Es gebe eine Menge Stockfoto-Börsen, auf der Privatpersonen ihre Bilder anbieten können, so Weck. Käufer wählen dort Fotos aus, die sie verwenden wollen, und laden sie herunter. Der Verkäufer und die Betreiber der Plattform bekommen ihren Anteil vom Verkaufspreis. Das Modell ist für alle Beteiligten vorteilhaft: Firmen, Blogger oder auch Journalisten können auf eine große Auswahl an Bildern zurückgreifen, und der einzelne Fotograf verdient an der Nutzung seiner Aufnahmen.

Zu den wichtigsten Stockfoto-Börsen gehört iStock. Das Portal wird von der amerikanischen Bildagentur Getty Images betrieben. Neben Fotos sind hier auch Grafiken, Audio-Beiträge und Videos im Angebot. Bei Shutterstock haben Nutzer Unternehmensangaben zufolge Zugriff auf 257 Millionen Inhalte. Zu den Großen im Business zählt auch Alamy.

Doch wie gut müssen Bilder sein, um in solchen Börsen aufgenommen zu werden? „Die Bilder sollten qualitativ hochwertig sein“, sagt Weck. „Über Geschmack lässt sich sicher streiten, viele Bilder sehen sehr gestellt aus, aber verpixelte oder verwackelte Bilder stoßen in der Regel nicht auf große Akzeptanz.“

Die Kamera sei dabei weniger wichtig als das gute Auge und handwerkliches Geschick. Der Wettbewerb habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen, sagt der Fotograf und Buchautor Robert Kneschke. „Kunden brauchen originell umgesetzte Konzeptfotos, aktuelle People-Fotos oder variabel einsetzbare Hintergründe“, ergänzt er.

Grundsätzlich sollten Ablehnungen bei einer Bildagentur nicht als Kränkung der Fotografenehre gesehen werden, sondern als Ansporn, sich technisch und inhaltlich zu verbessern, findet Kneschke.

Die Motivauswahl in Stockfoto-Börsen ist fast endlos. Man kann nach sämtlichen Begriffen suchen: Neben größeren Kategorien wie Religion, Sport oder Wissenschaft führen auch speziellere Schlagwörter wie Willenskraft, Eiweiß oder Selfie zu Treffern.

Es gibt zwei Gruppen von Bildagenturen, die Stockfotos anbieten: Micro- und Macrostock. „Micro-Agenturen richten sich vorrangig an Amateur-Fotografen, die einfaches Bildmaterial liefern“, erläutert Jürgen Meister vom Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter (BFF). Diese seien bei einer großen Zahl von Anbietern in ähnlicher Art und Weise erhältlich und dadurch wenig aussagekräftig. „Die Fotos werden dementsprechend sehr billig lizensiert.“ Neben iStock und Shutterstock gehört etwa auch Fotolia, das im November 2019 in dem Dienst Adobe Stock aufgehen wird, zu den Microstock-Anbietern.

Macro-Agenturen stellen eher anspruchsvolleres Bildmaterial bereit. „Darüber hinaus bieten diese Firmen spezielle Services wie Fotos zu Spezialthemen oder die rechtliche Absicherung bestimmter Motive“, erklärt Meister.

Damit ihr Hobby etwas abwirft, müssen Amateur-Fotografen so einige Fotos auf den Portalen hochladen. In der Regel bekommen sie nur kleine Cent-Beträge pro Download. „Je mehr Stockfotos ein Fotograf hochlädt, desto größer die Chance, eines der Bilder zu verkaufen“, sagt Weck. Zudem sei es ratsam, verschiedene Themenkomplexe abzudecken – etwa Reisen, Arbeit, Familie. Leben lasse sich davon nur schwer. Die die Einnahmen sinken laut Weck recht schnell, wenn keine neuen Motive hochgeladen werden. Zudem sei der Wettbewerb auf den Plattformen groß.

Bei Fotos spielen auch rechtliche Aspekte eine Rolle. Hierbei ist zwischen den Royalty-Free-Lizenzen (RF, „lizenzgebührenfrei“) und Rights-Managed-Lizenzen (RM, „lizenzpflichtig“) zu unterscheiden. „Bei RF-Lizenzen wird dem Lizenznehmer das Bild ohne Nutzungsbeschränkung überlassen. Das heißt: Er zahlt einmalig einen Lizenzbetrag und kann das Bild dann in allen möglichen Medien unbeschränkt oft und auch zeitlich unbeschränkt nutzen“, erklärt BFF-Justiziarin Dorothe Lanc.

Die RM-Lizenz ist auf die individuellen Nutzungsbedürfnisse des Lizenznehmers zugeschnitten. Dieser zahle für die einmalige Nutzung des konkret von ihm angefragten Fotos, so Lanc. Beide Lizensierungsmodelle sind sowohl bei Macro- als auch bei Micro-Stockagenturen zu finden.

Grundsätzlich sollten Fotografen darauf achten, dass bei Bildern aus dem Alltagsleben nicht die Persönlichkeitsrechte der Menschen verletzt werden. „Im Zweifel heißt das, sich von den Personen darauf eine Einverständniserklärung einzuholen, dass die Bilder für gewerbliche Zwecke genutzt werden können“, sagt Weck.

Wer auch nur einige Bilder in Stockfoto-Börsen verkauft, muss die Einnahmen auf der Steuererklärung angeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort