Helfer für mehr Datenschutz

Berlin · Microsoft hat mit dem Erscheinen seines neuen Betriebssystems Windows 10 viel Kritik für die Datenschutzeinstellungen einstecken müssen. Doch die lassen sich leicht ändern – etwa mit Hilfe von kostenlosen Zusatzprogrammen.

Viele Anbieter von PC-Programmen und Online-Diensten machen es ihren Nutzern nicht leicht, ihre privaten Daten zu schützen. Microsoft brachten die Expresseinstellungen für den Datenschutz bei der Installation des neuen Windows 10 gar den Vorwurf ein, den PC in eine Art Abhöranlage zu verwandeln. Was das neue Betriebssystem so alles an Daten nutzt, wenn man den schnellsten Weg bei der Installation geht, verschreckt: Der Name, der Standort des PCs, die Adresse des Anwenders und alle Tastatureingaben werden über die Rechtschreibprüfung registriert. Der PC bekommt sogar eine eigene ID für individuelle Werbung.

Die Datenschutzeinstellungen bei der Expressinstallation seien auf Basis der Funktionen ausgewählt worden, die die meisten Kunden wollten, erklärt Markus Nitschke von Microsoft in Deutschland. Aber das alles könne man jederzeit auch wieder rückgängig machen und abschalten.

"Wir fänden es besser, wenn der Nutzer aktiv zustimmen müsste und nicht so einfach pauschal einwilligt", kritisiert Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. In der Grundeinstellung sollten nur Daten erhoben werden, die für die Nutzung erforderlich sind. Danach kann der Nutzer dann weitere Rechte einräumen. Aber auch Verbraucher seien in der Pflicht: "Viele machen sich keine Gedanken darüber, denn die Auseinandersetzung mit dem Datenschutz bedeutet Zeit."

Diese Zeit sollte man sich aber nehmen, sagt auch Panagiotis Kolokythas vom "PC Welt"-Magazin. "Die Express-einstellungen empfehlen wir nicht". Stattdessen sollte man lieber die "Benutzerdefinierten Einstellungen" wählen und alles "durchgehen, durchlesen und überlegen, was man braucht und was nicht". Letztlich gehe es bei vielen Datenfreigaben um Komfort. Zum Beispiel die Freigabe der Tastatureingaben: Die werden für die Rechtschreibprüfung gebraucht, erklärt Nitschke.

Ein Dienst in Windows 10, der besonders viele persönliche Daten braucht, ist der Sprachassistent Cortana. Das Programm liefert dem Nutzer individuelle Informationen und Hilfen. Cortana hat dazu unter anderem Einblick in den Kalender und die E-Mails und kann den Nutzer so etwa daran erinnern, dass in zwei Stunden der gebuchte Flug geht. Wer das nicht braucht oder nutzen will, sollte Cortana einfach ausschalten, rät Kolokythas.

Fast alle Datenschutz-Regler finden sich in Windows 10 im neuen Bereich "Einstellungen". Wem das zu kompliziert ist, kann inzwischen auch auf eine Reihe von Zusatzprogrammen zurückgreifen. Kolokythas empfiehlt O&OShutUp10 oder W10Privacy, die Windows-10-Nutzern dabei helfen sollen, die Kontrolle über ihre Privatsphäre zurückzugewinnen. "Das geht zwar meistens auch nicht mit einem Klick, aber man findet alle Einstellungen auf einen Blick", sagt Kolokythas. "Da sieht man, worum es geht und bekommt Empfehlungen."

Der Experte rät, darauf zu achten, dass die Software von seriösen Anbietern stammt. Deshalb sollten Anwender die Software direkt auf der Herstellerseite oder über Webseiten wie chip.de oder pcwelt.de herunterladen. Manche Programme versuchten etwa, Werbenetzwerke oder Browser-Toolbars zu installieren, sagt Kolokythas. Das habe mit Datenschutz dann nichts mehr zu tun.

oo-software.com/de

/shutup10

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