Handys und Tablets verändern das Lernen

Saarbrücken · Das Smartphone ist ein ständiger Begleiter der jungen Generation. Fotos machen, mit Freunden telefonieren, im Internet surfen – alles kein Problem mit dem Alleskönner. Im Informationszeitalter können viele Programme und Apps sogar den Lernprozess unterstützen.

 Beim mobilen Lernen nutzen Schüler und Studenten ihre Geräte, um zusätzliche Infos zu erhalten. Bei einem Städteausflug kann Wissenswertes über den Ort abgerufen werden. Foto: Photographee.eu/Fotolia

Beim mobilen Lernen nutzen Schüler und Studenten ihre Geräte, um zusätzliche Infos zu erhalten. Bei einem Städteausflug kann Wissenswertes über den Ort abgerufen werden. Foto: Photographee.eu/Fotolia

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Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie sind ein fester Bestandteil der Lebenswelt der jüngeren Generation, der sogenannten "digital natives". Wie die aktuelle Studie "Kinder und Jugend 3.0" des IT-Branchenverbandes Bitkom belegt, haben 85 Prozent der Kinder im Alter von zwölf Jahren bereits ein eigenes Smartphone. Ab diesem Zeitpunkt ist das Mobiltelefon für sie das wichtigste Kommunikationsmittel und ihr Tor zum Internet .

"Keine Modeerscheinung"

Die Smartphones können aber nicht nur zur Informationsbeschaffung und zur Kommunikation genutzt werden, sondern sehr wohl auch zum Lernen . Der Einsatz digitaler Medien in der Schule wird bereits seit einigen Jahren praktiziert. Werden Tablets und Computer in den Unterricht integriert, spricht man von digitalem Lernen . Eine besondere und noch relativ neue Form des digitalen Lernens ist das mobile Lernen (M-Learning), das vor allem außerhalb des Klassenzimmers stattfindet.

Nach Angaben des Medienpädagogen Steffen Griesinger beginnt M-Learning, wenn sich Jugendliche via Facebook oder WhatsApp bei den Hausaufgaben helfen. Zum mobilen Lernen zählt auch, wem Schüler mit dem Smartphone Vokabeln lernen, knifflige Matheaufgaben lösen oder ihr Wissen mit der App Quizduell prüfen, während sie auf den Bus warten oder in der Bahn sitzen.

Im schulischen Kontext macht M-Learning an Wandertagen oder bei Exkursionen Sinn. Mit Hilfe des Smartphones haben Schüler in Zoo oder Museum die Möglichkeit, zusätzliche Informationen über Tierarten und Künstler abzurufen. Stadtrallyes können mit der App Actionbound bestritten werden, über die Schüler Hinweise zu Ereignissen und Sehenswürdigkeiten erhalten.

Inwieweit wirken sich mobile Medien auf den Lernprozess aus? Einen großen Vorteil sieht Griesinger, der seit sechs Jahren den Einsatz mobiler Geräte in Schulen erprobt, darin, dass eine Brücke zwischen persönlichem Alltag und Schule geschlagen wird. Dies ist der Fall, wenn Dinge oder Ereignisse aus dem Alltag mit der Handykamera festgehalten und mit in den Unterricht gebracht werden. Zum Beispiel, wenn ein Schüler eine unbekannte Pflanze fotografiert hat und in der Biologiestunde wissen möchte, um welche Spezies es sich handelt.

Mit seinen zahlreichen Anwendungen fungiert das Smartphone im übertragenen Sinne wie ein Schweizer Offiziersmesser: Es ist multifunktional und hat einen enormen Wissensspeicher, auf den jederzeit zugegriffen werden kann. Internetnutzer - nicht nur Schüler - müssen jedoch lernen, mit der schier unerschöpflichen Flut an Informationen umzugehen und die wichtigsten Erkenntnisse herauszufiltern. Dies erfordert Eigeninitiative und die Fähigkeit zur Reflexion.

Trotz der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten steht das Konzept des M-Learning an Schulen bundesweit noch am Anfang. In Rheinland-Pfalz läuft aktuell das Projekt MyMobile, das an ausgewählten Schulen den Einsatz von Smartphones und Tablets innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers testet. Bis mobiles Lernen flächendeckend an allen Bildungseinrichtungen eingeführt werden kann, ist es noch ein weiter Weg. Dennoch sind Bildungsexperten sich einig, dass durch die Verwendung von Handys und Tablets eine ganz neue Art der Wissensvermittlung und des Lernens möglich ist.

Dass es sich beim mobilen Lernen um eine Modeerscheinung handelt, glaubt Lutz Goertz vom MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung in Essen nicht. Auch Medienpädagogin Maren Risch von medien+bildung.com ist sich sicher: "Das mobile Lernen wird in zehn Jahren eine standardisierte Kulturtechnik sein - in der Schule, der Ausbildung und der universitären Lehre."

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