Handy statt Buch

Saarbrücken · Der Text bleibt gleich, der Träger nicht: Die Buchkultur wandelt sich. Das gedruckte Buch hat außer der Konkurrenz der E-Readern zunehmend mit Smartphones zu kämpfen. Vor allem Frauen schmökern häufig auf dem Handy.

Immer in der Hosentasche und dank mobilem Internet jederzeit neuer Stoff: Immer mehr Deutsche nutzen zum Lesen eines E-Books ihr Smartphone. Rund zwei Drittel der Befragten einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des deutschen Buchhandels und des IT-Branchenverbands Bitkom konsumieren digitale Bücher auf dem Telefon. Demnach nutzen nur 25 Prozent elektronische Lesegeräte wie Amazons Kindle oder den Tolino Shine.

"Das liegt vor allem daran, dass Smartphones in der Bevölkerung wesentlich verbreiteter sind als E-Reader", erklärt Timm Hoffmann vom Bitkom-Verband. Smartphones punkten ihm zufolge beim Nutzer mit Multifunktionalität. "Ich kann damit telefonieren, SMS schreiben, im Internet surfen, Videos anschauen oder eben E-Books lesen. Ein E-Reader hingegen ist nur zum Lesen gedacht." Die Deutschen greifen auch häufiger zu Laptop, Büro-Rechner und Tablet als zum E-Reader, um zu schmökern, ergibt die Umfrage. "Wer eines der anderen Geräte besitzt, liest eher damit und kauft sich nicht unbedingt einen E-Reader", so Hoffmann.

Das Lesen digitaler Bücher ist zudem nicht mehr an ein Gerät allein gebunden. 17 Prozent der befragten E-Book-Leser synchronisieren mehrere Mobilgeräte. "Beim Warten auf den Bus kann ich auf dem Smartphone da weiterlesen, wo ich zu Hause auf dem E-Reader oder Tablet aufgehört habe", erläutert Hoffmann.

Vor allem junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren ersetzen herkömmliche Bücher und E-Reader zunehmend durch ihr Telefon. Das Smartphone dient dieser Technik-begeisterten Generation laut Studie als Statussymbol.

Demnach lesen zudem fast doppelt so viele Frauen wie Männer auf ihrem Handy. Steffen Meier vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels erklärt sich das so: "Da Frauen das Smartphone als Kommunikationsmittel besonders freudig nutzen und deshalb sowieso bei sich tragen, verwenden sie es auch als Lesegerät. Gerade kürzere Romane lassen sich gut zwischendurch oder unterwegs darauf lesen."

Vor allem Krimis, Thriller und Liebesromane stehen dabei bei den Deutschen hoch im Kurs. Die Mehrheit der E-Book-Leser (73 Prozent) bevorzugt laut Umfrage Unterhaltungsliteratur, gefolgt von Reiseführern (38 Prozent) und Ratgebern (32 Prozent).

"Besonders bei öffentlichen Lesen erotischer Literatur wie Shades of Grey greift das Argument der Anonymität. Niemand weiß, was ich gerade auf dem Handy oder E-Reader lese", erklärt Hoffmann vom Bitkom-Verband.

Doch es gibt auch Genres, die sich weniger zum digitalen Lesen eignen: "Für opulente Bildbände und grafisch komplexe Fachtexte mit vielen Schaubildern sind die Bildschirme von E-Readern oder Handys zu klein", ergänzt Steffen Meier vom Börsenverband des deutschen Buchhandels.

Jeder fünfte Deutsche liest aktuellen Zahlen des Buchhandels zufolge mittlerweile Bücher in digitaler Form. Demnach kauften im Jahr 2012 bundesweit rund 2,4 Millionen Menschen 13,2 Millionen E-Books. Meier glaubt, dass sich das Smartphone künftig als Lesegerät durchsetzt: "Es wird den E-Reader nicht unbedingt verdrängen, aber ihm auf jeden Fall Marktanteile wegnehmen." Timm Hoffmann vom Bitkom erwartet in diesem Jahr einen Verkauf von bundesweit etwa 30 Millionen Smartphones: "Auch deshalb wird der E-Book-Markt in Deutschland weiter wachsen."

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