Googles Kampfansage

Mountain View · Google schlägt eine neue Strategie ein: Nutzer sollen sich künftig mit Software und Geräten des Konzerns unterhalten können, statt nur Suchanfragen einzutippen. Damit heizt Google die Rivalität mit Apple, Facebook, Microsoft und Amazon weiter an.

 Der kleine Roboter ist das Maskottchen von Googles Smartphone-Betriebssystem Android. Zur Entwicklerkonferenz I/O hat er ein passendes Gewand verpasst bekommen.

Der kleine Roboter ist das Maskottchen von Googles Smartphone-Betriebssystem Android. Zur Entwicklerkonferenz I/O hat er ein passendes Gewand verpasst bekommen.

Foto: Dernbach/dpa

Google will sich mit Spracherkennung und künstlicher Intelligenz noch tiefer im Alltag der Menschen verankern und damit weit über das heutige Kerngeschäft der Internet-Suche hinausgehen. Der Konzern stellte auf der derzeit laufenden Entwicklerkonferenz Google I/O einen vernetzten Lautsprecher mit einem integrierten Sprachassistenten vor. Das Gerät mit dem Namen Google Home kann nicht nur auf Kommando Musik abspielen, sondern auch auf die Google-Suchmaschine zugreifen sowie verbundene Apparate ansteuern. Sein Benutzer kann zum Beispiel ein Taxi bestellen oder Fragen zu vielen Themen stellen. Dafür muss das Gerät allerdings ständig zuhören, um die Befehle nicht zu verpassen.

Konkurrenz zu Amazon

Home ist vein Konkurrent des Systems "Echo" von Amazon , das seit Sommer letzten Jahres in den USA im Handel ist. Mit der Sprachassistentin Alexa ist auch das Amazon-Gerät in der Lage, auf Zuruf Musik abzuspielen und Fragen mit Hilfe von Wikipedia zu beantworten. Zu den Partnerdiensten für den neuen Google-Lautsprecher gehören bereits MyTaxi, der Fahrdienst-Vermittler Uber und Musikdienste wie beispielsweise Spotify. Lautsprecher in verschiedenen Räumen können miteinander verbunden werden und zusammenarbeiten.

Google will versuchen, seine Nutzer verstärkt über einen neuen Sprachassistenten zu erreichen. Mit dem "Google Assistant" solle man sich einfach unterhalten können, erklärte Konzernchef Sundar Pichai der Entwicklerkonferenz. "Wir haben ein Jahrzehnt investiert, um die weltbeste Spracherkennungs-Technologie zu entwickeln", sagte Pichai. Aktuell komme bereits die Hälfte der Google-Suchanfragen von mobilen Geräten und ein Fünftel werde per Spracheingabe gestellt, sagte Pichai. Als weitere Neuheit zeigte Google den Nachrichtendienst Allo, der mit ähnlichen Diensten vor allem von Facebook konkurrieren wird. Auch hier steht die Spracheingabe im Vordergrund. Zudem könne der Kurzmitteilungsdienst Fragen beantworten oder eine Auswahl von Restaurants oder Filmen vorschlagen. Eine optionale Ende-zu-Ende-Verschlüsselung soll für den Datenschutz sorgen. Neu ist auch die App "Duo" für Videoanrufe, die im Sommer für Android- und Apple-Geräte eingeführt werden soll.

Mit den beiden Diensten tritt Google gegen die heute dominierenden Facebook-Dienste Whatsapp und Messenger an, macht aber auch Apple (Facetime und iMessage) und Microsoft (Skype) Konkurrenz.

Bei der nächsten Android-Version, die bisher nur unter dem vorläufigen Namen "N" bekannt ist, habe Google unter anderem die Sicherheit verbessert. Nutzer von Computer-Uhren mit Googles Betriebssystem werden zudem künftig auch Texte mit Hilfe einer kleinen Tastatur und Schrifterkennung eingeben können. Der Konzern verlegte die Konferenz in diesem Jahr aus San Francisco in ein Freiluft-Amphitheater direkt neben dem Hauptquartier des Internet-Riesen in Mountain View .

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