Geld einsammeln über Online-Portale Der Sammeltopf wandert ins Internet

Hamburg/Düsseldorf · Ob für das Geburtstagsgeschenk eines Freundes oder die Mannschaftsfahrt: In einer Gruppe Geld zu sammeln, geht auch bequem online. Einige Anbieter verlangen jedoch hohe Gebühren. Und nicht alle sind sicher.

 Ein Geschenk, viele Schenkende: Wer mit mehreren Personen für einen gemeinsamen Zweck Geld sammelt, kann dies über Internet-Portale abwickeln. So wird verhindert, dass einer den anderen wochenlang nachlaufen muss.

Ein Geschenk, viele Schenkende: Wer mit mehreren Personen für einen gemeinsamen Zweck Geld sammelt, kann dies über Internet-Portale abwickeln. So wird verhindert, dass einer den anderen wochenlang nachlaufen muss.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Ein Freund oder Kollege feiert seinen Geburtstag und mehrere Leute wollen für das Geschenk zusammenlegen. Oder eine Sportgruppe plant gemeinsam eine Mannschaftsfahrt. Dafür musste bislang jemand entweder wochenlang dem Geld hinterherlaufen oder seine Kontonummer großflächig im Freundes- oder Kollegenkreis verteilen. Mittlerweile gibt es Internetportale, mit denen man Geld einsammeln kann. In der Regel genügen dafür ein paar Klicks. Doch es lohnt sich, bei den Angeboten genauer hinzuschauen.

Leetchi, Commonbox und Paypals MoneyPool sind Anbieter, mit denen sich Geld für einen gemeinsamen Zweck ganz einfach einsammeln lässt. Jemand aus der Gruppe richtet dazu einen virtuellen Sammeltopf ein, in den alle einzahlen, beispielsweise per Kreditkarte. Der Vorteil für den Einsammler: Er muss seine Kontonummer nicht preisgeben und das Geld vermischt sich nicht mit dem auf dem eigenen Konto. Die anderen wiederum müssen ihren Namen mit der Überweisung nicht zwingend öffentlich machen und können auch anonym Geld einzahlen.

Joanna Schmölz vom Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet bewertet das System positiv. Der virtuelle Sammeltopf könne schnell erstellt und schnell befüllt werden. Die einfache Handhabung sei den meisten Menschen wichtig.

Spätestens bei der Auszahlung zeigen sich allerdings erste Schwächen. Um den Betrag auf ein Konto zu überweisen, fallen meist saftige Gebühren an. Von Sammelbeträgen unter 2000 Euro ziehen manche Anbieter beispielsweise vier Prozent ab. Sammelt ein großer Freundeskreis also 1000 Euro ein, gehen 40 Euro für Gebühren drauf.

Gebührenfrei kann man die Summe dagegen meist in einem Partnershop des Unternehmens ausgeben, zum Beispiel bei einem Online-Versandhändler oder einer Hotelkette. „Das ist dann im Grunde ein Wertgutschein“, erklärt David Riechmann, Experte für Finanzthemen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wer solche Angebote nutzen will, sollte sich also am besten bereits im Vorfeld überlegen, ob der Beschenkte in einem der Partnershops fündig werden könnte.

Der Online-Bezahldienst Paypal bietet ein anderes Modell an. Dort kann man in einem bestehenden Konto einen sogenannten MoneyPool einrichten. Auch das geht mit wenigen Klicks. Der Kontoinhaber verschickt dann einen Link an Freunde, die in den Pool einzahlen können. Der gesammelte Betrag wird am Ende auf das Paypal-Konto des Sammlers umgebucht und kann kostenlos entweder an einen anderen Paypal-Nutzer oder an ein Bankkonto ausgezahlt werden.

Einen Haken gibt es dennoch. Um in den Topf einzahlen zu können, muss man selbst ein Paypal-Konto besitzen. „Das bietet sich nur für Freundes- oder Kollegenkreise an, in denen viele über so ein Konto verfügen“, sagt Schmölz.

Aber wie sicher ist das Geld in solchen virtuellen Sammelboxen? Das hänge davon ab, wo die Anbieter säßen und wie sie lizenziert seien, sagt Schmölz. Anbieter aus der EU könne man zumindest nach EU-Recht belangen, wenn etwas schief gehen sollte. Wenn also ein lizenzierter Anbieter aus der EU zum Beispiel Insolvenz anmelden muss, können Nutzer ihr Geld zurückfordern.

Julian Grigo vom Digitalverband Bitkom rät, vor allem für größere Beträge einen Anbieter zu wählen, der von einer Finanzaufsichtsbehörde in der EU lizenziert ist, etwa als E-Geld-Institut oder wie Paypal als Bank. „Wer eine solche Lizenz hat, wird streng geprüft, und unseriöses Geschäftsgebaren ist deutlich unwahrscheinlicher als bei nicht lizenzierten Unternehmen.“ Verbraucher sollten zudem recherchieren, was andere Nutzer sagen, empfiehlt Grigo: „Gibt es Berichte über Geld, das nicht ausgezahlt wurde? Ist der Anbieter bereits lange Zeit am Markt aktiv?“ Solche Fragen gilt es vorab zu klären. Schließlich muss man auch die anderen Mitglieder der Gruppe davon überzeugen, den entsprechenden Dienst zu nutzen.

Neben Geld sammelt der Anbieter allerdings noch etwas anderes: Daten. Schmölz empfiehlt deshalb, unbedingt vorher die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu lesen. Dabei sollten potenzielle Nutzer darauf achten, ob auch Dinge gespeichert werden, die mit der Dienstleistung selbst gar nichts zu tun haben: Muss man etwa seine Handynummer angeben? Erhebt der Anbieter Ortungsdaten? „Bevor man sich für einen Anbieter entscheidet, sollte man sich bewusst damit beschäftigen“, sagt Schmölz.

Das alles gilt natürlich nicht nur für jene, die einen Sammeltopf einrichten. Auch wer aufgefordert wird einzuzahlen, sollte kritisch sein. „Je mehr Anbieter auf den Markt kommen, desto größer ist die Gefahr, dass Phishing-E-Mails auftauchen“, gibt Verbraucherschützer Riechmann zu bedenken. Dass also Betrüger Zahlungsaufforderungen verschicken, die denen von Geldsammel-Portalen zum Verwechseln ähnlich sehen. Wer also eine E-Mail von einem Freund bekommt mit der Aufforderung, sich an einem Geschenk zu beteiligen, sollte im Zweifel besser noch einmal persönlich nachfragen.

(dpa)
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