DIY-Selbstversuch in Corona-Zeiten Der verzweifelte Griff zur Schere

Saarbrücken · Während Friseursalons geschlossen sind, greifen viele selbst zur Schere. Doch das endet häufig mit Verzweiflung.

 Viele greifen derzeit zur Schere und schneiden ihren Pony. Videos auf Youtube zeigen, dass das nicht immer eine gute Idee ist.

Viele greifen derzeit zur Schere und schneiden ihren Pony. Videos auf Youtube zeigen, dass das nicht immer eine gute Idee ist.

Foto: Getty Images/iStockphoto/RobertoDavid

Während der Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Krise mussten alle Friseursalons schließen. Auch Hausbesuche sind im Saarland und in Rheinland-Pfalz untersagt. Erst am 4. Mai dürfen die Coiffeure wieder öffnen. Doch bis dahin heißt es weiterhin durchhalten. Vor allem bei Frauen läuten die Alarmglocken, wenn bei gefärbten Locken der Haaransatz langsam zum Vorschein kommt oder die Haare brüchig werden, weil die Spitzen wieder einen Haarschnitt nötig hätten. „Man hat in so einer Phase das Bedürfnis etwas zu verändern. Ein Schnitt sollte es allerdings nicht sein“, rät Friseurmeisterin Annemarie Graf aus München.

In den sozialen Netzwerken gibt es unzählige Videos, die zeigen, was schiefgehen kann, wenn Laien zur Schere greifen und womit sie dann für einige Zeit leben müssen. Eines der größten Probleme gerade bei Frauen ist der Schnitt des Ponys. Während der Ausgangsbeschränkungen wachsen die Haare über die Stirn schnell über die Augen. Statt die störenden Haare mit Klammern aus dem Blickfeld zu schaffen, greifen viele Frauen zur Schere. Ein beliebter Trick beim Ponyschneiden besteht darin, die Haare zu einem kleinen Zopf zusammenzunehmen und dann abzuschneiden. Das geht leider oft daneben. Ergebnis sind schräge Ponys und verzweifelte Gesichter – teilweise fließen Tränen.

Auch Internet-Influencer in sozialen Netzwerken haben diesen Selbstversuch gewagt. Ein Beispiel ist Youtuberin Laura Milz. Auf ihrem Kanal LauraPrime hat sie ein Video hochgeladen, das ihren Versuch dokumentiert. Sie hat sich ihre Haare zu einem Zopf gebunden und hält ihn vor ihr Gesicht, damit sie sehen kann, wie sie schneidet – so der Plan. Mehreren „Ich trau’ mich nicht“-Ausrufen folgt dann der scheinbar mutige Schnitt mit einer Bastelschere und die Erkenntnis „Es gibt kein Zurück!“. Während sie ihre langen Haare abschneidet, sieht sie nichts, schnippelt aber weiter. Ihre Reaktion spricht für sich. Der Traum vom Stufenschnitt endet als haariger Alptraum. Doch statt die Schere wegzulegen, schneidet sie noch zweimal nach, bis sie laut eigener Aussage zufrieden ist. Dennoch gesteht sie sich ein: „Bei den Leuten in den Videos sah das so toll aus“, und rät ihren Fans, die Finger von der Schere zu lassen.

Die Influencerin teilt damit die Meinung von Annemarie Graf. Auch wenn unzählige Erklärvideos im Internet zeigen, wie Laien sich selbst die Haare schneiden können, mahnt die Friseurmeisterin, die Finger von der Schere zu lassen: „Friseure schneiden sich auch nicht selbst die Haare, weil wir nicht 360 Grad um uns herumschauen können.“ Auch der Griff zur Haarschneidemaschine sei nur für den ratsam, der mit einem radikalen Schnitt leben könnte. Die Friseurmeisterin rät zur Geduld: „Wir stecken alle in der gleichen Situation“ Sie empfiehlt, mit einem Haarschnitt zu warten, bis Friseure wieder öffnen.

Doch das ist leicht gesagt. Was lässt sich tun, wenn der Urwald auf dem Kopf nicht mehr zu bändigen ist, und zum Beispiel ein wichtiger Termin droht? Da gebe es einige Möglichkeiten, das Problem zu kaschieren, erwidert die Fachfrau. In Sachen Pflege und Frisuren gebe es zahlreiche Möglichkeiten und Hilfen im Internet. Viele Friseure laden Tutorials bei Facebook oder Instagram hoch, in denen sie Pflege- oder Frisurentipps geben. „Gleichzeitig bieten die Friseure die entsprechenden Pflegepakete für zu Hause an“, erklärt Graf. „Viele Friseure bieten mittlerweile Gutscheine an, die im Nachhinein eingelöst werden können“, erklärt die Friseurmeisterin. Graf rät allerdings eher dazu, Produkte wie Pflegemittel zu kaufen.

Wer das Haus nicht verlassen muss und auch beim Videochat nicht wie ein Filmstar erscheinen muss, könne seiner Kopfhaut etwas Gutes tun und ihr eine Pause gönnen, rät die Münchnerin. Beim sogenannten Ausfetten produziert die Kopfhaut Talg. Er ist nötig, damit die Kopfhaut nicht austrocknet und die Haare glänzen. Normalerweise werde dieser Prozess beim Haarewaschen unterbrochen. Ausfetten könne der Kopfhaut helfen, sich zu regenerieren.

Die Haare werden nicht mehr täglich gewaschen sondern erst nach einer Pause von 48 Stunden. Am dritten Tag werde jedoch nicht mit dem herkömmlichen Shampoo gewaschen, sondern mit einem Tiefenreinigungsshampoo, erklärt Graf. „Hinzu kommt eine Aufbaukur mit Keratin – also viel Feuchtigkeit für die Längen und Spitzen.“ Zum Abschluss könne dann eine Feuchtigkeitspflege, ein sogenannter Conditioner, ins Haar gegeben werden. Danach kann die Prozedur nach vier Tagen wiederholt werden. „Shampoo greift die Kopfhaut und die Haare an. Je nach Reinigungskraft kann es die Kopfhaut empfindlicher machen und die Haare austrocknen“

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