Flugroboter für die Dritte Welt

New York · Milliarden Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern sind bislang vom Internet abgeschnitten. Kabel- und Antennennetze erweisen sich dort als zu teuer. Riesige Drohnen sollen nun aus dem Himmel funken.

 Titan-Drohnen besitzen mit einer Flügelspannweite von 50 Metern etwa die Größe einer Boing 767. Sie sollen, von Sonnenenergie angetrieben, über fünf Jahre in der Luft bleiben. Bild: Titan Aerospace

Titan-Drohnen besitzen mit einer Flügelspannweite von 50 Metern etwa die Größe einer Boing 767. Sie sollen, von Sonnenenergie angetrieben, über fünf Jahre in der Luft bleiben. Bild: Titan Aerospace

Google und Facebook erhöhen im Wettlauf um die weltweite Internet-Versorgung das Tempo: Google hat am Montag den Drohnen-Hersteller Titan Aerospace gekauft, an dem zuvor auch Facebook interessiert gewesen sein soll. Ein Kaufpreis nannte der Suchmaschinenkonzern dem "Wall Street Journal" zufolge nicht. Das Titan-Team würde künftig an einem Projekt mitarbeiten, über das mit riesigen Funk-Ballons das Internet in entfernte Regionen der Dritten Welt gebracht werden soll, sagte ein Google-Sprecher. Von den Drohnen aufgenommene Bilder wären auch für den Google-Kartendienst Maps nützlich. Die 20 Mitarbeiter des Drohnen-Herstellers verbleiben laut Google am Standort im US-Bundesstaat New Mexico.

Die Drohnen von Titan Aerospace, die noch in der Entwicklung stecken, sollen mit Sonnenenergie angetrieben werden. Damit könnten sie fünf Jahre ohne Unterbrechung in einer Höhe von etwa 19 Kilometern fliegen. Mit einer Flügel-Spannweite von knapp 50 Metern besäßen die Flugroboter etwa die Größe einer Boeing 767. Die Drohnen sollen nach Angaben des Herstellers bereits 2015 reif für den Einsatz sein.

Noch Anfang März hieß es, Facebook verhandele über einen Kauf von Titan. Dem US-Fernsehsender CNBC zufolge ging es um etwa 60 Millionen Dollar. Stattdessen übernahm das Online-Netzwerk dann aber die britische Roboter-Schmiede Ascenta, die ebenfalls an solarbetriebenen Fluggeräten arbeitet. Der Preis lag laut "Wall Street Journal" bei 20 Millionen Dollar. Facebook will mit der Technik ebenfalls günstige Internet-Zugänge in entlegene Regionen bringen.

Derzeit ist nur etwa ein Drittel der Weltbevölkerung online. Mehrere Milliarden neue Internet-Nutzer wären auch neue Kunden für die Konzerne. Der Netzausbau in Schwellen- und Entwicklungsländern scheitert bisher wegen zwei wesentlicher Hürden: der fehlenden Infrastruktur und den Kosten. Telekom-Firmen verweisen darauf, dass sich in ärmeren, dünn besiedelten Regionen ein Ausbau von Datennetzen mit Kabeln oder Funkmasten finanziell nicht lohne. Facebook und Google setzen deshalb auf neue Übertragungsformen.

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