Falsches Spiel von Facebook?

Brüssel · Die Übernahme des Nachrichtendienstes Whatsapp hat für Facebook in Europa ein Nachspiel. Die EU-Kommission wirft dem Unternehmen vor, falsche Angaben über den Umgang mit Nutzerdaten gemacht zu haben. Sie hat ein Verfahren eingeleitet, eine hohe Geldstrafe droht.

 Der Kurznachrichtendienst Whatsapp gehört seit zwei Jahren zu Facebook. Foto: Pleul/dpa

Der Kurznachrichtendienst Whatsapp gehört seit zwei Jahren zu Facebook. Foto: Pleul/dpa

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Die EU-Kommission wirft dem Internet-Unternehmen Facebook irreführende Angaben bei der Übernahme des Nachrichtendienstes Whatsapp im Jahr 2014 vor. Der Vertrag werde dadurch zwar nicht in Frage gestellt, aber dem weltgrößten Online-Netzwerk droht eine Strafe von bis zu einem Prozent des Jahresumsatz des Unternehmens. 2015 kam Facebook auf Erlöse von knapp 18 Milliarden Dollar.

Die Kommission erklärte, Facebook habe bei der Prüfung des Whatsapp-Deals angegeben, dass es nicht möglich sein werde, einen automatischen Datenabgleich zwischen den Benutzerkonten beider Dienste einzurichten. Im August 2016 hatte Facebook jedoch angekündigt, künftig die Telefonnummern von Whatsapp-Nutzern mit Facebook-Profilen zu verknüpfen.

Die Wettbewerbshüter sind der Ansicht, "dass entgegen der Aussagen und Stellungnahmen von Facebook während des Prüfverfahrens die technische Möglichkeit eines automatischen Abgleichs der Facebook-Nutzerprofile mit Whatsapp-Nutzerprofilen bereits im Jahr 2014 bestanden hat."

Die Kommission befürchte daher, dass Facebook vorsätzlich oder fahrlässig falsche oder irreführende Angaben gemacht habe. Das sei eine vorläufige Einschätzung, schränkte die Brüsseler Behörde ein. Facebook hat bis Ende Januar Zeit, sich offiziell zu dem Vorwurf zu äußern.

In einer ersten Reaktion erwiderte Facebook , stets korrekte Angaben über die technischen Möglichkeiten und Pläne gemacht zu haben.

Datenweitergabe ausgesetzt

Facebook hatte den Kurzmitteilungsdienst Whatsapp vor gut zwei Jahren für etwa 22 Milliarden Dollar gekauft. Damals war erklärt worden, dass die Daten bis auf Weiteres getrennt bleiben und Whatsapp weiterhin unabhängig agieren solle. Auch jetzt versichert Facebook , keinen Zugang zu Inhalten der Kurznachrichten zu bekommen, auch weil diese verschlüsselt seien.

Nach Protesten von Datenschützern hatte Facebook die Weitergabe von Daten europäischer Whatsapp-Nutzer an Facebook vorläufig ausgesetzt. Der Stopp solle Behördenvertretern die Möglichkeit geben, ihre Bedenken vorzubringen und Facebook die Zeit, diese abzuwägen.

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