Online-Netzwerk in der Krise Facebook laufen die Mitglieder davon

Menlo Park · Das größte soziale Netzwerk schien lange Zeit unaufhaltsam zu wachsen, doch der Datenskandal und die neuen Datenschutzregeln in Europa setzen dem Online-Riesen schwer zu. Die Aktie stürzte zeitweise um über 23 Prozent ab.

 Facebooks zweiter Quartalsbericht dieses Jahres zeigt: Die europäische Datenschutzgrundverordnung und der Skandal um die Analyse-Firma Cambridge Analytica, die unerlaubt Zugriff auf Daten von Millionen von Nutzern hatte, haben beim größten Online-Netzwerk Spuren hinterlassen.

Facebooks zweiter Quartalsbericht dieses Jahres zeigt: Die europäische Datenschutzgrundverordnung und der Skandal um die Analyse-Firma Cambridge Analytica, die unerlaubt Zugriff auf Daten von Millionen von Nutzern hatte, haben beim größten Online-Netzwerk Spuren hinterlassen.

Foto: dpa/Dominic Lipinski

Facebook ist das größte soziale Netzwerk der Welt. Wie aber die vergangenen Monate gezeigt haben, ist der Internetriese nicht unverwundbar. Der neueste Quartalsbericht zeigt: In Europa sinkt die Zahl der täglich und monatlich aktiven Nutzer, seit die neuen Datenschutzregeln im Mai eingeführt wurden. Auch der Skandal um die Analyse-Firma Cambridge Analytica könnte dazu geführt haben, dass sich viele Mitglieder dazu entschlossen haben, das Online-Netzwerk nicht mehr zu benutzen.

Facebook ist eine Geldmaschine. Der Internetriese konnte durch Online-Werbung seinen Quartalsumsatz im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar steigern. Der Gewinn wuchs um 31 Prozent auf über fünf Milliarden Dollar. Die Aktie war bisher auf Rekordjagd und erreichte kurz vor der Präsentation der Quartalszahlen einen Höchststand.

Da Facebook jetzt die Analysten-Erwartungen beim Umsatz jedoch verpasste und die Führungsriege nur eine sehr vorsichtige Prognose abgab, stürzte die Aktie nach Börsenschluss zeitweise um über 23 Prozent ab. Der Börsenwert fiel dadurch um fast 150 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 128 Milliarden Euro.

 Facebook erklärte bisher, dass die Einführung der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) am 25. Mai den Umsatz nicht beeinträchtigt habe. Die Zahl der Nutzer, die mindestens einmal im Monat das Netzwerk ansteuerten, ging jedoch von 377 auf 376 Millionen zurück.Bei den täglich zurückkehrenden Mitgliedern gab es sogar einen Rückgang von 282 auf 279 Millionen.

Vor einem Rückgang der Mitgliederzahlen hatte der Konzern bereits im Vorfeld gewarnt. Firmenchef Mark Zuckerberg sagte, es sei trotzdem ermutigend, dass die große Mehrheit der Nutzer in Europa der weiteren Datenauswertung für personalisierte Werbung zugestimmt habe.

Weltweit konnte Facebook zwar mehr Mitglieder anlocken – die Zahl der monatlich aktiven Nutzer stieg von 2,2 auf 2,234 Milliarden –, das Netzwerk ist jedoch deutlich stärkeres Wachstum gewohnt. Immerhin, betonte der Konzern, hätten im Juni rund 2,5 Milliarden Nutzer auf mindestens eine App aus dem Facebook-Konzern zugegriffen. Dazu zählen neben dem Netzwerk selbst auch die Fotoplattform Instagram und der Chatdienst Whatsapp.

Bei den Anlegern kamen die gefallenen Nutzerzahlen schlecht an, da die Reichweite entscheidend für Facebooks Werbegeschäft ist. Starke Zweifel gab es zuletzt im Jahr 2012, als es schien, dass Facebook das Geschäft auf Smartphones verpassen könnte. Doch das Online-Netzwerk fand schnell einen Weg, Anzeigen auch auf dem Handy in die Beitragsübersicht der Nutzer zu integrieren, und das sogar noch erfolgreicher als auf dem PC.

Der aktuelle Quartalsbericht bildet auch erstmals mögliche Folgen des Datenskandals um Cambridge Analytica Mitte März ab. Facebook war unter massive Kritik geraten, weil Daten von Millionen Mitgliedern an die Analyse-Firma abgeflossen waren, ohne dass diese gefragt oder benachrichtig wurden. Facebook hatte bislang erklärt, dass die Kontroverse die Nutzung des Netzwerks nicht beeinträchtigt habe.

„Insgesamt ist es ein entscheidendes Jahr für Facebook“, sagte Zuckerberg. Das Online-Netzwerk kommt nicht aus der Kritik heraus. Erst stand die Rolle von Facebook im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 im Fokus, in dem soziale Medien für mutmaßlich von Russland aus geführte Propaganda-Kampagnen und die Verbreitung gefälschter Nachrichten benutzt wurden. Facebook reagierte unter anderem damit, dass die Beitragsübersicht der Nutzer stärker auf Inhalte von Freunden und Familie ausgerichtet wurde, anstatt solche von Unternehmen, Medien und politischen Gruppen. Mögliche negative Auswirkungen auf das Geschäft nehme Facebook in Kauf, hieß es damals.

Schlechte Nachrichten gab es auch aus China, wo der Zugang zu Facebook von der Zensur blockiert wird. Einer neuen chinesichen Tochterfirma wurde nun nach nur einem Tag die Zulassung wieder entzogen.

(dpa)
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