Probleme für Zusteller und Händler Die Lasten des Internethandels

Berlin · Onlinebestellungen sind für Kunden sehr bequem. Aber die große Zahl an Paketen sorgt für immer mehr Probleme.

 Die vielen Bestellungen im Onlinehandel machen nicht nur den Händlern und Zustellern zu schaffen, sondern auch der Umwelt.

Die vielen Bestellungen im Onlinehandel machen nicht nur den Händlern und Zustellern zu schaffen, sondern auch der Umwelt.

Foto: dpa-tmn/Klaus-Dietmar Gabbert

 Mit dem Smartphone oder am PC bestellen und bequem nach Hause liefern lassen. So einfach ist das Prinzip des Onlinehandels, zumindest für die Kunden. Der Einkauf im Internet bereitet immer schwerwiegendere Probleme für Umwelt und Logistik. Internetversandhäuser und Paketdienste sind davon zunehmend überfordert. Besonders Einzelbestellungen wirken sich negativ auf die Umwelt aus. Doch was kann der einzelne Kunde für eine bessere Ökobilanz beim Onlinekauf tun?

Der deutsche Internetmodehändler Zalando erklärt, er spüre diese Problematik der Einzelbestellungen besonders. Laut Angaben des Konzerns werden die Bestellungen zwar immer mehr, aber in jedem einzelnen Paket befinden sich immer weniger Artikel. Bei einzeln bestellten oder zurückgesendeten Waren ist nach Angaben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen die Umweltbilanz am schlechtesten. Hinzu komme, dass Kunden ihre Pakete immer schneller und zu bestimmten Uhrzeiten geliefert haben wollen. Diese Art der besonders schnellen und punktgenauen Lieferung wird als Prime- oder Expressdienst bezeichnet. Habe es der Kunde besonders eilig, seien Lieferanten längst nicht so sparsam unterwegs wie sie es sein können, warnt die Verbraucherzentrale.

Aber nicht nur Zalando steht vor diesem Problem. Auch der Onlinehändler Amazon bietet Lieferungen in einigen Gegenden innerhalb einer oder zwei Stunden an. Das bedeute einen besonders hohen logistischen Aufwand, der sich wiederum negativ auf die Umweltbilanz auswirke, so die Verbraucherschützer. Seien die Kunden dann zur Lieferzeit nicht zu Hause, müsse das Paket wieder mitgenommen werden. Nur in 18 Prozent der Fälle müsse der Besteller sein Paket anschließend selbst abholen. In den übrigen Fällen würden für die Zustelldienste Wege anfallen, die zusätzlich der Umwelt schaden.

Ebenso belastend sind laut Verbraucherzentrale die Rücksendungen. Gerade beim Kauf von Kleidungsstücken im Internet werde mindestens zweite Paket an den Händler zurückgeschickt. „Tag für Tag sind das etwa 800 000 Pakete, was ungefähr 400 Tonnen CO2 oder 255 Autofahrten von Frankfurt nach Peking entspricht“, sagen die Verbraucherschützer. Onlinehändler versuchen daher, die Retourenzahl zu verringern, indem sie bessere Produktfotos und ausführlichere Produktangaben machen. Doch Kunden schicken ihre Einkäufe so oft zurück, da es für sie meistens kostenlos sei, erklärt die Verbraucherzentrale.

Doch was können Kunden an ihrem Kaufverhalten im Internet ändern, wenn sie die Umweltauswirkungen verringern wollen? Die Verbraucherzentrale empfiehlt, nur Waren zu bestellen, die es im Laden um die Ecke nicht gebe. Damit stärke der Kunde auch den Einzelhandel vor Ort. Wenn möglich sollen Verbraucher zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr einkaufen gehen. Denn auch das eigene Auto verursache Treibhausgase, die sich vermeiden lassen, so die Verbraucherschützer.

Gebe es das gewünschte Produkt nicht im Einzelhandel, solle der Käufer möglichst warten, bis er mehrere Waren in einer Sammelbestellung ordern könne. Im Voraus solle er sich genau überlegen, ob er ein Produkt wirklich benötige. So lasse sich eine mögliche Rücksendung verhindern. Auch auf Lieferungen innerhalb weniger Stunden oder auf die Prime- und Expressdienste solle der Käufer verzichten und stattdessen den Standardversand nutzen. Um den Paketdiensten die Zustellung zu vereinfachen, solle der Kunde im ersten Anlauf erreichbar sein. Alternativ könne er das Paket an einen Nachbarn oder an eine Packstation liefern lassen. Passe oder gefalle der Artikel nicht, solle der Käufer ihn in der Originalverpackung des Händlers zurückschicken. So entstehe zumindest kein zusätzlicher Verpackungsaufwand.

Onlinekäufer sollen nur das bestellen, was sie wirklich brauchen und vor Ort im Laden nicht bekommen, erklärt die Verbraucherzentrale. Vor allem bei Waren, die besonders häufig zurückgeschickt werden, etwa Kleidung, sollen Kunden besser im Einzelhandel einkaufen. Waren zurückzuschicken, solle generell vermieden werden, rät die Verbraucherzentrale.

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