Europameister der Netzgemeinde

Saarbrücken · Die Hälfte der deutschen EM-Fans surft laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov während den Fußballübertragungen nebenher im Internet. Die Europameisterschaft bestimmt zurzeit auch in den sozialen Netzwerken die Diskussion. Neben einem kleinen Inselvolk bereitet der Netzgemeinde auch ein hochemotionaler Trainer besonders viel Freude.

 Der rituelle Jubel der isländischen Nationalmannschaft mit ihren Fans wurde im Internet zum Topthema. Foto: Gambarini/dpa

Der rituelle Jubel der isländischen Nationalmannschaft mit ihren Fans wurde im Internet zum Topthema. Foto: Gambarini/dpa

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Viele fragen sich schon, ob er morgen wieder ausrastet: Der isländische Moderator Gudmundur Benediktsson wurde mit seinen fanatischen, schrillen Jubelschreien bei den Spielen des isländischen Nationalteams gegen Österreich und England zum Hit im Internet. Auf Youtube hörten sich Millionen Nutzer seine ekstatischen Ausbrüche an. Sollte Island am Sonntagabend gegen Frankreich ein Tor erzielen, dürfte die Fußballfans wohl eine erneute Jubelarie erwarten.

Die EM bestimmt in den sozialen Netzwerken zurzeit die Diskussion. Das Überraschungsteam aus Island gehört dabei zu den absoluten EM-Topstars im Netz. Auch der rituelle Jubel der isländischen Spieler mit den Fans, bei dem alle gemeinsam Klatschen und "Huh" schreien, wurde zum Topthema im Internet. Nach dem Achtelfinalsieg gegen England schien es geradezu zum guten Ton zu gehören, auf Twitter , Facebook und Co. für Island zu jubeln.

Und auch die Fans der irischen Nationalmannschaft stießen im Internet auf große Sympathie. Ein Video von Iren, die in einer Straßenbahn in Bordeaux ein Schlaflied für ein kleines Kind singen, wurde auf Youtube über zwei Millionen Mal angeklickt. Auch weitere Videos von feiernden und singenden Iren in französischen Städten wurden zu Hits im Netz. Wie die Uefa mitteilt, haben die irischen Fans von der Stadt Paris sogar die Grande Vermeil Médaille, eine besondere Auszeichnung der französischen Hauptstadt, verliehen bekommen. Das Verhalten der irischen Fans sei sehr positiv und freudig gewesen, erklärte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo.

Ebenfalls zum Erfolg im Internet wurde ein italienischer Heißsporn. Die italienische Nationalmannschaft besiegte Spanien im Achtelfinale unter anderem wegen einer großen läuferischen Leistung. Der einzige, der scheinbar noch mehr Kilometer zurücklegte als die italienischen Spieler, war ihr Trainer. Antonio Conte lief über 90 Minuten wild gestikulierend und brüllend an der Seitenlinie entlang. Als sein Team während des Spiels schwächelte, kickte er vor Wut einen Ball weg. Als Stürmer Pellè kurz vor Ende das 2:0 schoss, sprang Conte mit Anlauf auf das Dach seiner Trainerkabine. Die sozialen Netzwerke überschlugen sich nach dem Spiel mit Bildern, Videos und Kommentaren zu dem emotionalen Trainer. Wer auf Youtube seinen Namen eingibt, findet zahlreiche Zusammenschnitte seiner wildesten Szenen. Und egal ob die deutsche Mannschaft heute gegen Italien gewinnt oder verliert: Die Fans dürfen sich wohl wieder auf einen Antonio Conte in Hochform freuen.

Neben Begeisterungsstürmen kommt es im Internet im Zuge der Europameisterschaft allerdings auch zu Häme. Auf Twitter wettern während den Spielübertragungen zahlreiche Nutzer gegen ZDF-Kommentator Béla Réthy. Zu lesen sind dort etwa Sprüche wie "Portugal ist wie Béla Réthy: Schlecht aber im nächsten Spiel wieder dabei." Etliche Aussagen Réthys werden zitiert und kommentiert. Der Spott gegenüber dem Kommentator liegt so sehr im Trend, dass es sogar eine eigene Internetseite gibt, auf der ausschließlich als nervig empfundene Sprüche des Moderators gesammelt werden.

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