Etwas ist faul im Staate Dänemark

Kopenhagen · Es hatte so schön ausgesehen: Vor wenigen Tagen hat die dänische Karthografie-Behörde eine virtuelle Nachbildung des Landes im Online-Spiel Minecraft veröffentlicht. Nun haben unbekannte Internet-Vandalen das Idyll zerstört.

 „Bombenkrater“ in Kopenhagen, Panzer in den Straßen, überall US-Flaggen: Die Internetversion von Dänemark hat in den letzten Tagen sehr gelitten. Foto: RandomDKguy

„Bombenkrater“ in Kopenhagen, Panzer in den Straßen, überall US-Flaggen: Die Internetversion von Dänemark hat in den letzten Tagen sehr gelitten. Foto: RandomDKguy

Foto: RandomDKguy

Dänemark ist zu großen Teilen zerbombt. In den riesigen Kratern mitten in der Hauptstadt Kopenhagen stehen amerikanische Panzer. Die umliegende Landschaft ist übersät mit der US-Flagge. Bereits kurz nach dem vernichtenden Angriff auf Kopenhagen verdichten sich im Internet die Hinweise, dass die Aktion von anarchistischen Gruppen aus den Vereinigten Staaten von Amerika verübt wurde. Indes heißt es aus Dänemark schlicht, dass man darüber nachdenke, bestimmte Teile von Kopenhagen wieder neu aufzubauen. Nur in kleinere, dem Erdboden gleichgemachte Städte wolle man keine Arbeit investieren. Der Grund für die Gelassenheit: Der US-Angriff auf dänischen Boden fand in der digitalen Welt von Minecraft statt.

In dem Spiel hatte die dänische Katasterbehörde Geodatastyrelsen vor zwei Wochen Dänemark im Maßstab 1:1 nachgebaut und auf Servern anderen Spielern über das Internet zugänglich gemacht. Ein Terabyte (eine Million Megabyte) groß ist das Datenpaket, aus dem die Klötzchenwelt aufgebaut ist. Die Daten über Lage von Städten, Flüssen und Gebäuden und die Höhe von Bergen stammen direkt von der dänischen Behörde, die für die Geodaten und Kartographie des Landes verantwortlich ist. Nach Angaben von Geodatastyrelsen haben bereits über 19 000 Minecraft-Nutzer das virtuelle Dänemark besucht.

In Minecraft finden sich Spieler in einer Welt wieder, in der alles - Bäume, Berge, Wasser, Gras, Steine, Metalle - aus kleinen Quadern aufgebaut ist. Jedes dieser Klötzchen kann vom Spieler be- und verarbeitet werden. So kann beispielsweise Holz gehackt werden, um Feuer zu machen, oder Eisenerz abgebaut und eingeschmolzen werden, um Werkzeuge oder Waffen herzustellen. Ziel des Spiels ist es, so lange wie möglich zu überleben. Um das zu bewerkstelligen, kann der Spieler seine Umgebung so stark verändern, wie er möchte. Ist zum Beispiel ein Berg gerade dort im Weg, wo ein Haus errichtet werden soll, kann ihn der Spieler einfach Block für Block abtragen oder gar mit Dynamit wegsprengen.

Doch genau diese Funktion sollte im virtuellen Dänemark nicht möglich sein. So wollten die beiden dänischen "Baumeister" Simon Kokkendorf und Thor Bjørn Nielsen verhindern, dass die rund 4 000 Milliarden Klötzchen, aus denen Minecraft-Dänemark besteht, radikal verändert werden. Kurz nachdem das digitale Dänemark auf extra angeschafften Servern der Minecraft-Gemeinde zur Verfügung gestellt wurde, fanden einige Mitspieler aber heraus, wie sie das digitale Dynamit trotzdem verwenden konnten. Die Idee hatte offenbar einen Bombenerfolg. Immer mehr sprengwütige Spieler fanden den Trick heraus und schnell glich die Hauptstadt des digitalen Dänemarks einer Kraterlandschaft, die nun gespickt ist mit amerikanischen Flaggen, Panzern und USA-Schriftzügen.

Kokkendorf und Nielsen haben derweil angekündigt, Teile der Landschaft wieder neu aufzubauen, allerdings nicht alles. Es sei Teil der Spielidee von Minecraft, Dinge zu verändern, sagte der Sprecher der Geodaten-Behörde, Chris Hammeken. Das sei auch bei diesem Projekt so. Jeder Spieler, der etwas ändert, soll auch etwas Neues hinterlassen, heißt es in den Verhaltensregeln für Besucher des virtuellen Dänemarks auf der Seite von Geodatastyrelsen (gst.dk). Die Verwendung von "Dynamit" wollen die beiden Erbauer nun aber endgültig verhindern.

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HintergrundDas digitale Dänemark kann über die folgenden Server im Spiel Minecraft erforscht werden. Server1.gstcraft.dk (das nördliche Jutland), server2.gstcraft.dk (Südwesten Dänemarks) und server2.gstcraft.dk (Osten Dänemarks). Mehr Informationen zu Minecraft gibt es auf der englischsprachigen Seite minecraft.com. flom

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