Ermittler Aus für riesigen Online-Drogenmarktplatz

Wiesbaden · Ein Team internationaler Ermittler hat die weltweit zweitgrößte Verkaufsplattform für illegale Waren abgeschaltet.

 Auf einer Internetseite im Darknet wurden Rauschgift, ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente und Schadsoftware verkauft.

Auf einer Internetseite im Darknet wurden Rauschgift, ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente und Schadsoftware verkauft.

Foto: dpa/Silas Stein

Ermittler in den USA und Europa haben einen der größten Online-Marktplätze für Drogen und andere illegale Waren ausgehoben. Die drei mutmaßlichen Betreiber der Plattform, die sich Wall Street Market nannte, seien in Deutschland gefasst worden. Sie säßen in Untersuchungshaft, erklärten die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt (BKA).

Über die Plattform seien neben Rauschgift auch ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente und Schadsoftware gehandelt worden. Mehr als 400 000 Verkäufe illegaler Waren wurden nach Angaben des BKA über die Plattform abgewickelt, darunter 250 000 Drogenbestellungen. Es sei der weltweit zweitgrößte illegale Online-Marktplatz im Darknet gewesen, einem abgeschirmten Teil des Internets. Die Männer sollen nicht selbst mit Drogen gehandelt, aber an den unlauteren Geschäften kräftig mitverdient haben. Bei den Verdächtigen handelt es sich um einen 31-Jährigen aus Bad Vilbel (Hessen), einen 22-Jährigen aus Kleve (Nordrhein-Westfalen) und einen 29-Jährigen aus dem Landkreis Esslingen (Baden-Württemberg).

In den USA habe die Staatsanwaltschaft Los Angeles nach eigenen Angaben zwei der umsatzstärksten Anbieter von Drogen auf der Plattform identifiziert und festgenommen. Sie sollen mit extrem gefährlichen Drogen gehandelt haben, wie ein US-Vertreter sagte. Bei Durchsuchungen der Tatverdächtigen in den USA seien illegale Waffen und Bargeld in Millionenhöhe gefunden worden.

Auch in den Niederlanden waren die Aktivitäten der drei Festgenommenen seit längerer Zeit beobachtet worden. Die niederländische Polizei hat laut einem Sprecher versucht, über die Administratoren der Plattform an Händler und Kunden heranzukommen. Es seien bereits 200 niederländische Händler identifiziert worden, die insgesamt einen Umsatz in Höhe von mehr als hundert Millionen Euro erwirtschaftet haben sollen.

Deutsche Ermittler nahmen die drei Verdächtigen bereits Ende April fest. Als die Beamten die Wohnungen der Verdächtigen durchsuchten, seien die Rechner sichergestellt worden, mit denen die Plattform betrieben worden sein soll. Server hätten unter anderem auch in den Niederlanden und in Rumänien gestanden, so das BKA. Außerdem fanden die Ermittler mehr als 550 000 Euro in bar, digitale Zahlungsmittel wie Bitcoins mit einem Wert in sechsstelliger Höhe sowie teure Fahrzeuge. Bei dem Tatverdächtigen aus Kleve entdeckten die Beamten zudem eine Schusswaffe. Bei Bitcoins handelt es sich um eine im Internet entstandene digitale Währung. Bitcoins werden in einem aufwendigen Verfahren auf Computern erzeugt und können dann im Netz auch für Dollar oder Euro gekauft werden. Die Währung lässt weitgehend anonyme Zahlungen zu.

„Zuletzt waren auf dem Online-Marktplatz über 63 000 Verkaufsangebote eingestellt sowie über eine Million Kundenkonten und über 5400 Verkäufer angemeldet“, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft. Den Festnahmen seien aufwendige verdeckte Ermittlungen vorausgegangen. Neben US-amerikanischen und niederländischen Behörden sei auch die europäische Polizeibehörde Europol beteiligt gewesen.

Laut BKA-Präsident Holger Münch sei es für die Ermittler äußerst schwierig gewesen, den Betreibern der Plattform auf die Spur zu kommen. Wie genau dies den Beamten letztendlich gelungen ist, wollte das BKA nicht sagen, damit andere Betreiber krimineller Online-Plattformen nicht vorgewarnt werden. Münch hob jedoch die internationale Zusammenarbeit mit Behörden in den USA, den Niederlanden und mit Europol hervor. Der BKA-Präsident forderte zugleich eine klare gesetzliche Regelung gegen das Betreiben von kriminellen Online-Handelsplattformen. Es gebe schon einen Vorschlag dazu, der aber noch nicht umgesetzt sei. „Wir müssen Schritt halten mit der gesellschaftlichen Entwicklung“, erklärte Münch.

Gegen die drei mutmaßlichen Betreiber der Plattform in Deutschland liefen Ermittlungen wegen gewerbsmäßiger Verschaffung einer Gelegenheit zur unbefugten Abgabe von Betäubungsmitteln. Der Strafrahmen dafür liegt laut Generalstaatsanwaltschaft zwischen einem und 15 Jahren Haft.

(dpa)
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