„El Capitan“ verkuppelt Mac und iPhone

Berlin · Apple hat auf einer Entwicklerkonferenz sein neues Betriebssystem für Macintosh-Rechner vorgestellt. Die Software mit dem Namen „El Capitan“ soll im Herbst kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Apple führt sein Mobilsystem iOS für das iPhone und iPad und das Betriebssystem OS X für die Macintosh-Computer immer stärker zusammen. Das ist der erste Eindruck nach einem Vorabtest des neuen Betriebssystems, das in diesem Herbst erscheinen soll. Insbesondere bei der Gestensteuerung, aber auch bei wichtigen Anwendungen wie "Maps" und "Notizen" wachsen die Systeme für den Schreibtisch und für Mobilgeräte zusammen. Allerdings lässt in OS X noch die virtuelle iPhone-Sprachassistentin Siri auf sich warten.

Die neue Version von OS X 10.11 wurde von Apple nach dem 1000 Meter hohen Berg "El Capitan" im am amerikanischen Yosemite-Nationalpark benannt. Die Namensgebung zeigt, dass Apple keinen radikalen Neu-Anfang gesucht, sondern an Details gefeilt hat. Schließlich war der Bestriebssystem-Vorgänger von "El Capitan" nach eben diesem Yosimite-Nationalpark benannt.

Bei der Bedienung der E-Mail-App orientiert man sich beim neuen OS X nun stark am Mobil-System: Einzelne Mails lassen sich nun mit einer Wischbewegung wie bei iOS ins Archiv bewegen, löschen oder als ungelesen markieren. Dafür ist aber ein sogenanntes Trackpad nötig, eine berührungsempfindliche Fläche über die Nutzer mit Fingerbewegungen Eingaben machen können.

Die Apple-Suchfunktion "Spotlight" soll sich künftig über Spracherkennung steuern lassen. Spotlight soll auch ganze Sätze und den Kontext des Gesprochenen erkennen. Fragt man etwa nach dem "Wetter am Freitag" ohne eine Ortsangabe, geht das System davon aus, dass die Wettervorhersage für den eigenen Standort gelten soll. Richtig praktisch ist das im Zusammenspiel mit anderen Anwendungen auf dem Rechner: So versteht Spotlight Anfragen wie "Zeige alle ungelesenen Mails, die ich von Simon erhalten habe" oder "Zeige alle Dokumente, die von Katja im Mai erstellt wurden". Bis zum Marktstart sollen beispielsweise auch deutsche Bundesligaergebnisse und andere Sportdaten abgerufen werden können.

Deutlich verbessert hat Apple inzwischen seine Karten-Anwendung Maps. Mit "El Capitan" werden in Apple Maps nun auch Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs angezeigt - zumindest in ausgewählten Städten. Neben etlichen US-Großstädten sowie 300 Metropolen in China wird der Dienst auch in London und Berlin zum Marktstart verfügbar sein.

Zurück zum Desktop: Der ist im Laufe eines Arbeitstages häufig mit so vielen Fenstern zugekleistert, dass man schnell den Überblick verliert. Schon auf den bisherigen Systemen bietet OS X mit einem Druck auf die Funktionstaste F3 die Möglichkeit, mit "Mission Control" die geöffneten Fenster auf einen Blick zu erfassen. Diese - von vielen Anwendern bislang ignorierte Funktion - wird in "El Capitan" nun ausgebaut und vereinfacht. Eine weitere Neuerung ist die Splitscreen-Ansicht, mit der man zwei Anwendungen auf dem Bildschirm nebeneinander darstellen kann. Das ist praktisch, wenn man beispielsweise aus einem Browser-Fenster Informationen in ein Text-Dokument übernehmen möchte.

Eine Vorab-Version von OS X 10.11 "El Capitan" wurde bereits für Programmierer freigeschaltet. Im Juli soll eine öffentliche Testphase folgen. Alle interessierten Nutzer können das neue System dann kostenlos ausprobieren. Im Herbst stellt Apple dann die fertige Vollversion zur Verfügung. Wie schon bei den vergangenen Betriebssystemen verlangt Apple für "El Capitan" kein Geld, sondern stellt die Software kostenlos bereit.

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