Einkaufstour auf fremde Rechnung

Potsdam · Immer öfter stehlen Kriminelle persönliche Daten von Verbrauchern, um damit auf fremde Rechnung einzukaufen. Opfer können dadurch sogar ihre Kreditwürdigkeit verlieren. Betroffene haben nun die Möglichkeit, sich bei der Schufa registrieren zu lassen. Mit einem Online-Test können Verbraucher zudem vorsorglich prüfen, ob ihre Daten gestohlen wurden.

 Wer seine Bankgeschäfte im Internet erledigt, setzt sich der Gefahr aus, dass Kriminelle sensible Zugangsdaten abgreifen.

Wer seine Bankgeschäfte im Internet erledigt, setzt sich der Gefahr aus, dass Kriminelle sensible Zugangsdaten abgreifen.

Foto: deck/dpa

Wer Rechnungen von Firmen erhält, deren Namen er noch nie zuvor gehört hat, ist womöglich Opfer eines sogenannten Identitätsdiebstahls geworden. Bei dieser Form des Internetbetrugs greifen Kriminelle Daten wie Wohnort, Geburtsdatum und Bankdaten von Verbrauchern ab und kaufen unter deren Namen ein.

Doch auch bevor Kriminelle mit den fremden Zugangsdaten Waren bestellen, können Nutzer überprüfen, ob ihre Passwörter, Mailadressen und weitere Informationen frei im Internet kursieren. Das Hasso-Plattner-Institut bietet dazu einen kostenlosen Online-Sicherheitscheck an. Unter sec.hpi.de/ilc muss dazu nur die Mail-Adresse angegeben werden. Innerhalb kurzer Zeit gibt es einen Abgleich mit zwei Milliarden Datensätzen. Danach bekommen die Nutzer eine Mail zugesendet, in der steht, ob Identitätsdaten von ihnen im Internet im Umlauf sind und missbraucht werden könnten. Nach Angaben des Instituts haben 2,5 Millionen Nutzer mithilfe des Online-Tests die Sicherheit ihrer Daten bereits überprüfen lassen. In 230 000 Fällen mussten Anwender darüber informiert werden, dass ihre E-Mail-Adresse in Verbindung mit anderen persönlichen Daten im Internet offen zugänglich waren.

Ein Identitätsdiebstahl kann weitreichende Folgen haben. Betroffene reagierten häufig nicht auf die Zahlungsaufforderungen, sagt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. Liege aber ein gerichtlicher Mahnbescheid vor, müssten sie auf jeden Fall handeln. Denn am Ende des Verfahrens könne der Gerichtsvollzieher etwa das Gehalt pfänden, egal, ob die Forderung berechtigt ist oder nicht.

"Viele scheuen den Aufwand einer Strafanzeige", bestätigt auch Cornelius Kopke vom IT-Branchenverband Bitkom. "Aber vermutlich sind die gemeldeten Fälle nur ein winziger Teilbereich der tatsächlichen Zahlen", sagt Kopke. Grund dafür sei auch, dass Opfer den Diebstahl gar nicht immer bemerken.

Verbraucher, die bereits Opfer von Identitätsbetrug geworden sind, könnten sich seit dem 1. September bei der Schufa melden, erklärt ihr Sprecher Ingo Koch. Voraussetzung dafür ist, dass der Betroffene bei der Polizei bereits eine Strafanzeige gestellt hat.

Das Meldeformular können Verbraucher vollständig ausgefüllt mit der Kopie ihres Personalausweises und einem Nachweis über die erstattete Strafanzeige an die Schufa senden. Daraufhin vermerkt diese den Betrug. "Diesen Hinweis erhalten alle anfragenden Unternehmen und können entsprechend reagieren", erklärt Koch. Das Unternehmen könne prüfen, ob es sich bei dem Kunden tatsächlich um die Person handelt, die er vorgibt zu sein, oder ob erneut Kriminelle am Werk sind.

Schufa-Vertragspartner sind laut Koch derzeit rund 9000 Unternehmen aus Kreditwirtschaft, Telekommunikation und Handel. Doch von dem Schutz sollen auch Verbraucher profitieren, die den Betrug mit ihrem Namen erst durch Mahnungen oder Inkassoverfahren entdecken. Die Registrierung sei für Verbraucher kostenlos und habe keinen Einfluss auf die Berechnung des Schufa-Scores, der die Kreditwürdigkeit bemisst, so Koch.

Zudem bietet die Auskunftei Privatpersonen auch ein kostenpflichtiges Plus-Paket an. "Der darin enthaltene Schufa-Aktualisierungs-Service informiert umgehend per E-Mail oder SMS, wenn ein Unternehmen eine Anfrage stellt oder sich Daten zur Person ändern", erklärt Koch. sec.hpi.de/ilc

Zum Thema:

Auf einen Blick Das Hasso-Plattner-Institut an der Uni Potsdam wurde 1998 gegründet und ist vor allem durch seine Bachelor- und Master-Studiengänge bekannt geworden, in denen 480 Studenten eingeschrieben sind. Das Institut bietet zudem Onlinekurse zu vielen Themen für jedermann. Erklärt werden etwa die Funktionsweise des Internets und Sicherheitstechniken. red

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