Alexa, Siri und Co. Ein offenes Ohr für alles und jeden

Saarbrücken · Digitale Sprachassistenten sind hierzulande beliebte Ansprechpartner. Verbraucherschützer mahnen jedoch zur Vorsicht.

 Digitale Sprachassistenten wie Amazons Alexa sollen nur auf Befehl reagieren. Doch sie zeichnen auch auf, was sie nicht hören sollen.

Digitale Sprachassistenten wie Amazons Alexa sollen nur auf Befehl reagieren. Doch sie zeichnen auch auf, was sie nicht hören sollen.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Im US-amerikanischen Filmdrama „Her“ verliebt sich der einsame Theodore (Joaquin Phoenix) in Samantha, die Frau seiner Träume. Sie ist einfühlsam, für jeden Spaß zu haben und immer für ihn da. Doch es gibt ein Problem: Samantha existiert eigentlich gar nicht, sie ist nur eine Stimme, die aus einem Betriebssystem hallt. Sie könnte ebenso gut „Siri“ oder „Alexa“ heißen – wie die intelligenten Sprachassistenten von Apple und Amazon. Was 2013 noch Thema eines Science-Fiction-Filmes war, bedarf heute keiner großen Fantasie mehr.

Sprachassistenzsysteme sind als fester Bestandteil aller aktuellen Smartphones und Tablets längst in der Gesellschaft angekommen. Das belegt eine Umfrage der beiden Handelsforschungsinsitute ECC Köln und SAP Hybris mit knapp 700 Verbrauchern in Deutschland. So steuert mittlerweile mehr als jeder Vierte zwischen 20 und 69 Jahren sein Smartphone, Tablet oder seinen vernetzten Lautsprecher per Sprachbefehl.  Sei es, um nach dem Wetter zu fragen, auf dem neuesten Stand bei Sportergebnissen zu sein oder um sich eine Pizza direkt aus dem Internet zu bestellen.

Besonders beliebt ist die Funktion bei jungen Menschen zwischen 14 und 19 Jahren. Über 87 Prozent von ihnen haben schon mindestens einmal einen digitalen Sprachassistenten genutzt, 44 Prozent tun es regelmäßig.

Am häufigsten kommen Siri, Alexa und Co. in Gebrauch, wenn ihre Nutzer etwas aus dem Internet wissen wollen. Jeder Zweite nutzt sie demnach für den schnellen Zugriff auf Informationen. Auch wenn es darum geht, mal eben eine SMS beim Autofahren zu verschicken oder einen Anruf auszulösen, werden die smarten Helfer zu Rate gezogen. Seltener kommen sie dagegen beim Online-Shopping zum Einsatz. Nur jeder Achte führte schon einmal einen Einkauf per Sprachbefehl durch.

Das offene Ohr der digitalen Sprachassistenten von Amazon, Google, Microsoft und Co. mag in einigen Situationen zwar praktisch sein, doch birgt es auch Gefahren, die Verbraucher- und Datenschützer beunruhigen. Denn die mit dem Internet verbundenen Lautsprecher und deren Sprachdienste sollen laut Hersteller erst dann auf Befehle reagieren, wenn sie mit einem festgelegten Signalwort angesprochen werden. Bei einer Untersuchung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zeigte sich allerdings, dass sich sowohl Amazons Lautsprecher „Echo“ mit dem Dienst Alexa als auch der „Google Home Assistant“ nicht daran hielten. So reagiert Alexa beispielsweise auch auf „Alexander“, während sich Google bereits durch „O.K. Kuchen“ anstelle von „O.K. Google“ angesprochen fühlt. Verbraucher können sich also nicht darauf verlassen, dass ihre digitalen Ansprechpartner nur dann mithören, wenn sie es sich wünschen.

Um nicht ungewollt zum gläsernen Nutzer zu werden, raten die Verbraucherschützer zu mehreren Vorsichtsmaßnahmen. So sollten Nutzer ihren digitalen Sprachassistenten etwa nicht mit „Alexa“ ansprechen, wenn ein Familienmitglied oder ein Freund mit einem ähnlich klingenden Namen zu Besuch ist. Zudem lässt sich sowohl bei Amazon Echo als auch beim Google Assistant in der zugehörigen App ein Ton aktivieren, der immer dann abgespielt wird, sobald das Gerät aktiviert wird. Um es  ganz abzuschalten, müssen Nutzer dagegen die Mikrofontaste am Lautsprecher betätigen, erklären die Verbrauchschützer. Nähere Informationen und Tipps zum richtigen Umgang gibt es im Internet.

www.verbraucherzentrale-nrw.de

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