Kinderbilder im Netz Ein Foto von großer Tragweite

Berlin · Im Internet finden sich viele sorglos veröffentlichte Kinderbilder. Das Deutsche Kinderhilfswerk schlägt Alarm.

 Schnell ein Foto vom Nachwuchs machen und bei Facebook hochladen: Eltern müssen sich den Gefahren im Netz bewusst sein.

Schnell ein Foto vom Nachwuchs machen und bei Facebook hochladen: Eltern müssen sich den Gefahren im Netz bewusst sein.

Foto: dpa-tmn/Rainer Holz

Soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram leben von Bildern der Nutzer, die diese mit ihren Freunden oder sogar der ganzen Welt teilen. Auf den Fotos werden dann häufig auch die eigenen Kinder gezeigt. Dass das jedoch mit Risiken verbunden sein kann, daran denken die Eltern häufig nicht.

Vielen sei gar nicht bewusst, welche Auswirkungen diese Fotos haben können, wenn sie in die falschen Hände geraten, erklärt Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes. Nach dessen Angaben sind in Deutschland Bilder von fast vier Millionen Kindern und Jugendlichen in sozialen Netzwerken zu finden. Doch nur für die Hälfte der Eltern spielten Überlegungen zum Datenschutz bei der Veröffentlichung von Fotos ihrer Kinder eine Rolle, kritisiert das Hilfswerk.

Grundsätzlich rät das Deutsche Kinderhilfswerk, Kinder mitentscheiden zu lassen, sofern sie dazu in der Lage sind. Auch sollten persönliche Details, wie beispielsweise der volle Name des Kindes, nicht veröffentlicht werden. Eltern sollten die Möglichkeit in Erwägung ziehen, das Gesicht grundsätzlich nicht zu zeigen. Weiterhin rät das Kinderhilfswerk, Kinder nicht in peinlichen oder unangemessenen Situationen abzubilden. Vor allem sollten Eltern vor der Veröffentlichung darauf achten, wer die Fotos sehen kann und gegebenenfalls die Sicherheitseinstellungen des sozialen Mediums anpassen.

Rechtlich gesehen sei das Thema derzeit schwierig, erklärt Wolfgang Kuntz, Fachanwalt für IT-Recht in Saarbrücken. „Eltern übernehmen für Kinder bis sechs Jahre die volle Vertreterrolle und können demnach auch entscheiden, welche Daten sie von ihnen preisgeben.“ Zwischen sieben und 17 Jahren sollte es auch ein Mitspracherecht bei der Veröffentlichung seiner Fotos erhalten, sofern das Kind die geistige Reife besitzt. „In dieser Zeit sollte eine Doppel-Einwilligung greifen, also die Zustimmung sowohl der Erziehungsberechtigten als auch des abgebildeten Kindes. Sofern das Persönlichkeitsrecht betroffen ist, kann auch die Entscheidung eines mindestens 14 Jahre alten Jugendlichen alleine ausreichen. Der Bundesgerichtshof hat sich zu dieser Thematik allerdings noch nicht abschließend geäußert“, erklärt Kuntz.

Bei Veröffentlichung sollte immer auch beachtet werden, in welchen Situationen das Kind dargestellt wird. „Es gibt einen großen Unterschied zwischen Fotos in neutraler Umgebung und solchen, die das Kind im höchst privaten Lebensbereich zeigen“, erläutert Kuntz.

Eltern sollten vor der Veröffentlichung unbedingt beachten, dass Daten, die einmal im Netz veröffentlicht wurden, kaum wieder gelöscht werden können. Wolfgang Kuntz plädiert für den sensiblen Umgang mit Daten und Fotos ihrer Kinder: „Eltern sollten sich fragen, was man dem Kind damit zumutet und ob ihnen das Bild in ein paar Jahren vielleicht unangenehm sein könnte.“

Auf der Facebook-Seite der Saarbrücker Zeitung sind die meisten Nutzer ganz klar gegen Kinderfotos im Netz. So schreibt Christiane Freude: „Die Fotos, die ich von meinen Kindern veröffentlicht habe, habe ich nur mit Einverständnis des jeweiligen Kindes gemacht. Generell halte ich es aber so, dass, wenn man Fotos der Kinder veröffentlicht, diese nicht öffentlich stellt und vielleicht sogar auch nur einem bestimmten Personenkreis zugänglich macht.“ Für Nutzer Thomas Brueck ist die Sache eindeutig: „Aus welchem halbwegs sinnvollen Grund sollte man Fotos von seinen Kindern in Soziale Medien hochladen?“ Auch Isa Weigel sagt: „Ich würde nie Fotos von meinen Kindern ins Netz stellen" und Anne Wast findet, dass solche Bilder ein „No-Go“ sind.

Das Deutsche Kinderhilfswerk zeigt sich besorgt über das fehlende Problembewusstsein vieler Erwachsenen, wenn es um die Persönlichkeitsrechte von Kindern im Netz geht. Aus diesem Grund will die Organisation in naher Zukunft eine Facebook-Kampagne starten. Gleichzeitig soll die Kampagne Eltern den sicheren Umgang mit sensiblen Daten ihrer Kinder vermitteln und sie darüber aufklären, was angemessen ist und was nicht.

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