Dolmetscher aus der Tasche

Saarbrücken · Wenn das Handy zum Dolmetscher wird, sind Sprachkurse überflüssig. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Doch manche Übersetzungs-Apps liefern bereits heute gute Ergebnisse.

 Smartphone-Apps sollen ihren Nutzern helfen, in einer fremden Sprache zu kommunizieren. Foto: Fotolia

Smartphone-Apps sollen ihren Nutzern helfen, in einer fremden Sprache zu kommunizieren. Foto: Fotolia

Foto: Fotolia

Es gibt Smartphone-Apps, die im Grunde nichts anderes sind, als ein Wörterbuch - nur eben digital. Fortgeschrittener sind Apps , die ganze Sätze übersetzen. In der Masse der Anwendungen gibt es dann auch solche, die eine Sprachausgabe haben, um das Übersetzte wiederzugeben. Eine davon ist die Android-App Übersetzen Stimme - Sprache . Beim Blick in die Anleitung, hofft der Nutzer womöglich, dass sich sein Ergebnis am Ende nicht genauso holprig anhört. Denn der Hersteller hat hier offensichtlich einen schauderhaften maschinell übersetzten Text eingefügt: "Sprachen lernen schnell und einfach, der Ihre Sprache spricht, um zu übersetzen oder geschrieben in der Sprache Ihrer Wahl gesprochen." Sieht man noch über die ständig aufploppende Werbung hinweg, überrascht die App mit weitgehend fehlerfreier Übersetzung und Aussprache. Um seinen Gesprächspartner zu verstehen, müsste dieser seine Antwort ebenso ins Handy eintippen.

Andere Übersetzungsanwendungen bieten Texterkennung über die Handykamera. Der Nutzwert reicht hier von passabel bis unbrauchbar. Der Kamera Übersetzer für Android-Geräte ist weniger empfehlenswert. Er hat Schwierigkeiten, über die Kamera aufgenommene Wörter zu identifizieren und zu übersetzen. Ganz gezielt muss der Nutzer das Handy auf ein Wort richten. Hat es die App erkannt, erscheint die Übersetzung auf dem Bildschirm.

Besser geht's mit dem Google Übersetzer für Android und iOS. Der soll eine fließende Verständigung ermöglichen. Während einer Unterhaltung nimmt die App die Äußerungen auf und dolmetscht sie. Der Nutzer hat die Auswahl zwischen 90 verschiedenen Sprachen. Fehlerfrei ist die Übersetzung jedoch nicht unbedingt. Die Wegbeschreibung auf Portugiesisch "Você passa para frente e vira para a esquerda" übersetzt er mit "sie gehen zurück und dreht sich nach links". Problematisch ist in diesem Beispiel die Richtungsangabe. Die App übersetzt "zurück" anstatt korrekt "geradeaus" - der Tourist wird in die falsche Richtung laufen.

Mit der Anwendung installieren Nutzer auch eine sogenannte Augmented-Reality-App. In dem Fall verändert sie auf dem Bildschirm etwa ein Schild, auf dem etwas in einer fremden Sprache geschrieben steht, in ein Schild, das wir lesen können. Dazu muss die Person die Handykamera auf das Geschriebene richten. Wo in der Realität "In case of earthquake, go to high ground or inland" steht, sieht der Nutzer auf seinem Bildschirm "Falls von Erdbeben gehen an hohe Boden oder landeinwärts". Mit etwas Fantasie ist das immerhin verständlich.

Wie weit wir von zuverlässiger Echtzeit-Übersetzung entfernt sind, weiß Sprachtechnologin Feiyu Xu, die für das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz an der Sprachführer-App Yocoy gearbeitet hat. Die Anwendung soll demnächst ein Update mit fortschrittlicher Sprachtechnologie bekommen. Das Programm kann dann laut Xu die maschinelle Übersetzung mit menschlichen Sprachmustern abgleichen. Demnach erkennt die App Sätze, die korrekt übersetzt werden können. Nutzer sollen die Ergebnisse korrigieren, damit das System die richtige Übersetzung lernt.

Suchen Touristen ein bestimmtes Gebäude, hilft auch das Bildwörterbuch vom Verlag Pons. Mit der App für Android und iOS können Urlauber bei Verständigungsproblemen einem Passanten ein Foto zeigen oder das entsprechende Wort von der App aussprechen lassen. Denn im Zweifelsfall funktioniert Kommunikation eben auch mit Bildern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort