Eine Konsole für zwei Welten: Nintendo Switch im Test

Berlin (dpa/tmn) · Auf dem Sofa ins virtuelle Abenteuer starten, in den Bus zur Arbeit steigen und das laufende Spiel einfach mitnehmen: Das ist die Idee hinter Nintendos neuer Konsole Switch. Gelingt Nintendo der Spagat - oder doch nur ein halbgarer Kompromiss?

 Das Display des Switch-Tablets misst 6,2 Zoll und bietet HD-Auflösung. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Das Display des Switch-Tablets misst 6,2 Zoll und bietet HD-Auflösung. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Bisher bestand das Konsolenangebot von Nintendo aus zwei fein säuberlich voneinander getrennten Welten: hier die sogenannten Handhelds wie Gameboy und 3DS, dort die stationären Geräte wie Super Nintendo oder Wii. Doch damit ist nun Schluss.

Die neue Switch soll Konsole im Wohnzimmer sein, aber auch Begleiter im Urlaub oder auf dem Weg zur Arbeit. Zum Start gibt es aber noch zu viele Kinderkrankheiten - und nicht genug Spiele.

Dass der Alleskönner nicht ganz unkompliziert ist, zeigt schon die schiere Masse an Zubehör, die den Käufer beim Öffnen der Verpackung erwartet. An den Fernseher angeschlossen wird das sogenannte Dock der Switch: Ein grauer Kasten mit ein paar Anschlüssen und einer cleveren Klappe zum Verstauen des Kabelsalats.

Die eigentliche Konsolenhardware steckt im Herzstück der Switch, einem kleinen Tablet mit 6,2 Zoll großem Touchscreen, das zum Spielen einfach ins Dock gesteckt wird. Dann erlischt das Display automatisch, stattdessen erscheint das Bild auf dem Fernseher. Das klappt verblüffend gut, ohne jede Verzögerung beim Wechsel.

Gesteuert werden die Spiele über etwas, das Nintendo Joy-Con nennt: zwei kleine Steckleisten mit je einem Analogstick und acht Buttons, Vibrationsmotor und Bewegungssensor. Die montiert der Nutzer zum Spielen unterwegs links und rechts ans Tablet, zu Hause nimmt er sie ab und steckt sie an den sogenannten Joy-Con-Grip.

Wer mag, kann das Switch-Tablet mit seinem eingebauten Ständer auch auf den Tisch stellen und dann mit dem Gamepad spielen. Dafür ist das Display aber eigentlich zu klein: Text in Menüs zum Beispiel ist dann kaum noch lesbar. Außerdem soll es auch Spiele geben, die sich nur mit einem Joy-Con spielen lassen - unkomplizierte Mehrspieler-Titel wie „Mario Kart“ zum Beispiel.

Spätestens dann zeigt sich allerdings, dass nicht nur das Display der Switch etwas klein ist, auch der Rest der Konsole scheint eher für Kinder und Menschen mit nicht ganz so großen Händen gebaut.

Beim ständigen Wechsel zwischen den Steuerungsarten zeigen sich im Test auch weitere kleine Schwächen: Vom Tablet lösen sich die Joy-Cons zum Beispiel nicht immer ganz leicht. Das Innenleben der Konsole wirkt da deutlich solider: Zum Einsatz kommt ein Tegra-Prozessor von Nvidia, der Spiele wie das neue „Zelda“ oder „Just Dance“ ohne große Probleme aufs Tablet-Display oder auf den Fernseher zaubert. Mit der Leistung von Playstation 4 oder Xbox One kann der für mobile Geräte konzipierte Chip aber natürlich nicht mithalten. Das ist für die bunten Spiele, mit denen Nintendo in der Regel glänzt, aber auch gar nicht nötig.

Als Nachteil schwerer wiegt da die knapp bemessene Akkulaufzeit. Je nach Spiel schafft der Energiespeicher laut Nintendo zwei bis sechs Stunden Dauerbetrieb, bei „Zelda“ sind es im Test knapp drei. Mit 32 Gigabyte deutlich zu klein ist außerdem der interne Speicher für Spiele-Downloads, der sich aber immerhin unkompliziert per SD-Karte erweitern lässt.

Was die Switch abseits von Spielen noch kann, ist zum Start noch unklar. Zunächst gibt es lediglich ein paar Kleinigkeiten wie Screenshot-Funktion und Kindersicherung, dazu kommt der E-Shop zum Kauf von Spiele-Downloads. Natürlich gibt es Spiele auch im Laden, aber ähnlich wie beim 3DS nur auf daumengroßen Chips und nicht auf Disc.

Was darüber hinaus noch folgt, ist unklar. Einen Browser und Multimedia-Apps für Streamingdienste wie Netflix soll es zunächst nicht geben, der Onlinedienst zum Spielen im Netz folgt erst ein paar Wochen nach Verkaufsstart. Wie der genau funktioniert, ist noch unklar. Fest steht aber schon, dass manche Funktionen wie das Chatten mit anderen Spielern über eine App auf dem Smartphone laufen sollen, und dass Spieler wie bei Sony oder Microsoft für den Onlineservice eine Gebühr zahlen müssen - Höhe unbekannt.

Die Switch selbst kostet inklusive Dock, Tablet, Joy-Cons, passendem Griff und weiterem Zubehör rund 330 Euro. Der Preis scheint angesichts der Leistung angemessen, sehr teuer ist dagegen das Zubehör: Der Pro Controller, ein klassisches Gamepad zum Spielen daheim, kostet etwa 70 Euro, für ein neues Joy-Con-Set werden sogar 80 Euro fällig.

 Die Onlinedienste für Nintendos Konsole Switch sollen einem japanischen Medienbericht zufolge rund 25 Euro im Jahr kosten. Foto: Nintendo/dpa-tmn

Die Onlinedienste für Nintendos Konsole Switch sollen einem japanischen Medienbericht zufolge rund 25 Euro im Jahr kosten. Foto: Nintendo/dpa-tmn

 Spiele wie „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ kommen auf dem Display für unterwegs sogar etwas besser zur Geltung als auf dem Fernseher. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Spiele wie „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ kommen auf dem Display für unterwegs sogar etwas besser zur Geltung als auf dem Fernseher. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Im Dock wird nicht nur das Tablet geladen, sondern auch die angesteckten Joycons. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Im Dock wird nicht nur das Tablet geladen, sondern auch die angesteckten Joycons. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Familienfoto: Links das Dock, rechts das Tablet mit angesteckten Joycons. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Familienfoto: Links das Dock, rechts das Tablet mit angesteckten Joycons. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Die farbigen Joy-Cons der Switch verschmelzen mit dem mitgelieferten Joy-Con-Grip zu einem vollwertigem Gamepad. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Die farbigen Joy-Cons der Switch verschmelzen mit dem mitgelieferten Joy-Con-Grip zu einem vollwertigem Gamepad. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Der eingebaute Ständer des Switch-Tablets ist recht dünn ausgeführt und bietet nur auf festem Untergrund wirklich genug Halt. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Der eingebaute Ständer des Switch-Tablets ist recht dünn ausgeführt und bietet nur auf festem Untergrund wirklich genug Halt. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Die Switch bringt Full-HD-Bilder auf den Fernseher. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Die Switch bringt Full-HD-Bilder auf den Fernseher. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Nahtlos weiterspielen: Steckt man das Switch-Tablet ins Adpater-Dock, erlischt das Display, und das Bild wird sofort an den angeschlossenen Fernseher weitergereicht. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Nahtlos weiterspielen: Steckt man das Switch-Tablet ins Adpater-Dock, erlischt das Display, und das Bild wird sofort an den angeschlossenen Fernseher weitergereicht. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Ganz ohne jeden Schalter oder Knopf und überraschend leicht kommt das Switch-Dock daher. Kein Wunder: Denn das Tablet ist das Herzstück der Konsole. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Ganz ohne jeden Schalter oder Knopf und überraschend leicht kommt das Switch-Dock daher. Kein Wunder: Denn das Tablet ist das Herzstück der Konsole. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Die kleinen Joycons haben einen eigenen Akku und dienen sowohl mobil als auch stationär zur Steuerung - Stecklösungen und diverse Adapterstücke machen es möglich. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Die kleinen Joycons haben einen eigenen Akku und dienen sowohl mobil als auch stationär zur Steuerung - Stecklösungen und diverse Adapterstücke machen es möglich. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Für große Hände sind die Buttons und Sticks, aber auch ein einzelner Joycon deutlich zu filigran. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Für große Hände sind die Buttons und Sticks, aber auch ein einzelner Joycon deutlich zu filigran. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Kraftakt: Vom Tablet lösen sich die Joy-Cons zum Beispiel nicht immer ganz leicht. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Kraftakt: Vom Tablet lösen sich die Joy-Cons zum Beispiel nicht immer ganz leicht. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

 Wer mag, kann das Switch-Tablet auch auf dem Tisch aufstellen und dann mit dem Gamepad spielen. Dafür ist das Display aber eigentlich zu klein: Text in Menüs zum Beispiel ist dann kaum noch lesbar. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Wer mag, kann das Switch-Tablet auch auf dem Tisch aufstellen und dann mit dem Gamepad spielen. Dafür ist das Display aber eigentlich zu klein: Text in Menüs zum Beispiel ist dann kaum noch lesbar. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Zwingend kaufen muss man die teuren Extras aber zum Glück nicht: Was in der Packung steckt, reicht zum Start völlig aus. Wer nicht gerade in Super-Mario-Bettwäsche schläft, sollte mit dem Kauf aber eher noch warten. Denn zum Start bleiben noch viele Fragen offen, und es gibt schlicht zu wenig interessante Spiele. Klar spannendster Titel ist „Zelda“, das aber auch für die Wii U erscheint. Dazu kommen noch nette Kleinigkeiten wie die Partyspiel-Sammlung „1-2-Switch“ oder das Puzzlespiel „Snipperclips“. Ein neues „Super Mario“ soll aber zum Beispiel erst gegen Ende des Jahres kommen.

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