Digitaler Türsteher gegen Reklame

Saarbrücken · Werbeblocker wie das bekannte Programm Ad Block Plus können auf Internet-Seiten die Reklame aussperren. Das kann die Nerven der Nutzer schonen. Die Hersteller der Programme verfolgen aber auch andere Ziele.

 Werbeblocker im Internet sorgen dafür, dass Webseiten schneller geladen werden. Foto: Fotolia

Werbeblocker im Internet sorgen dafür, dass Webseiten schneller geladen werden. Foto: Fotolia

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Die Zeiten, in denen sich grellbunte Text-Anzeigen über die Webseite schieben, neigen sich dem Ende zu. Stattdessen werden Nutzer etwa bei der Lektüre eines Artikels aus der Ruhe gerissen, wenn auf der Webseite ungefragt eine Video-Werbung für einen neuen Mittelklasse-Wagen aufgeht. Den meisten Nutzern gehe dies auf die Nerven. Sie wollten sich vor der Marktschreierei schützen, sagt Till Faida, Geschäftsführer der Firma Eyeo. Das Unternehmen vertreibt die Software Ad Block Plus, die Werbung im Browser unterdrückt. Laut Firefox wurde sie über 392 Millionen Mal heruntergeladen.

Werbeblocker, sogenannte Adblocker, sind Ergänzungen für den Browser . Die Programme verfügen über eine schwarze und eine weiße Liste. Auf der schwarzen Liste sind jene Adressen vermerkt, die ausgeblendet werden sollen. Ist ein Unternehmen auf der weißen Liste aufgeführt, lässt das Programm dessen Werbung zu. "Adblocker erkennen auf einer Webseite, was Inhalt des Betreibers ist und welche Fläche Werbung von Dritten ist", erklärt Philipp von Styp-Rekowsky vom Institut für Sicherheitsinformatik (Cispa) an der Uni Saarbrücken . Diese Werbeflächen verwenden Programmcodes, die der Adblocker mit Hilfe der schwarzen Liste eindeutig als Werbung identifizieren kann. "Anschließend blockiert das Programm die Reklame ohne den Inhalt der eigentlichen Seite zu verdecken", sagt der Wissenschaftler. Zudem können mit den Werbeblockern Seiten wesentlich schneller im Browser geladen werden. Jedes Bild und jedes Video, das zusätzlich auf dem Bildschirm des Nutzers erscheint, verlangsame die Surfgeschwindigkeit, erklärt Jo Bager, Redakteur beim Computermagazin c't.

Die Werbeblocker ublock Origin, Adguard und Ad Block Plus sind unkompliziert zu bedienen. Alle drei sind im Browser Mozilla unter dem Menüpunkt "Extras" unter "Add-ons" verfügbar. Beim Browser Chrome können Nutzer im "Chrome Web Store" unter chrome.google.com/webstore mit dem Begriff "Adblock" suchen. Unter den Programmen sticht Ad Block Plus hervor. Während andere Werbeblocker die Anzeigen-Fenster mit einer grauen Fläche ausblenden, ordnet Ad Block Plus die Webseite aufgrund der Freifläche neu an. Wie die anderen Programme auch verfügt Ad Block Plus über eine schwarze Liste, die vom Hersteller Eyeo gepflegt wird. Der Anwender kann die Werbung auf der entsprechenden Webseite aber gezielt zulassen.

Ad Block Plus ist jedoch auch ein Beispiel dafür, dass nicht allein der Vorteil des Nutzers im Vordergrund steht. Denn die weiße Liste bei Ad Block Plus hat eine Besonderheit: Es gibt sie in zwei Ausführungen. Jene, die der Anwender anlegt und diejenige, die im Programm vorinstalliert ist. Die Firma Eyeo prüft nach Aussage ihres Geschäftsführers Till Faida, welche Werbung unbedenklich und wenig aggressiv ist. Dies sei ein guter Kompromiss zwischen dem Anspruch des Nutzers, nicht von Werbung genervt zu werden, und den Webseiten , die sich über Reklame finanzieren. "Nur sehr große Firmen zahlen eine Lizenzgebühr für die Zertifizierung", räumt er ein. Ct-Redakteur Jo Bager erklärt: "Da ihre Nutzerbasis sehr groß ist, können sie Druck auf die werbetreibenden Unternehmen ausüben und von ihnen Geld verlangen". Generell wollten große Unternehmen auf die weiße List gesetzt werden und zahlen dafür, stimmt Philip von Styp-Rekowsky zu.

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