Digitale Wanderführer

Kassel · Mit Satellitennavigationssystemen wie GPS kann man stets seinen genauen Standort ermitteln. Die Papier-Wanderkarte bekommt daher verstärkt Konkurrenz von Smartphone-Apps und speziellen Outdoor-GPS-Geräten. Doch was ist die bessere Wahl?

 Dank GPS-Technik können Smartphones selbst auf abgelegenen Gipfeln den Weg weisen. Foto: Garmin/dpa

Dank GPS-Technik können Smartphones selbst auf abgelegenen Gipfeln den Weg weisen. Foto: Garmin/dpa

Foto: Garmin/dpa

Früher steckte beim Wandern die Karte im Rucksack und wurde unterwegs entfaltet, wenn nach dem rechten Weg geschaut werden musste. Auch heute ist die Papierkarte noch längst nicht überflüssig, aber mit Outdoor-Apps oder speziellen GPS-Geräten ist die Orientierung oft komfortabler.

"Da die aktuellen Smartphones alle mit GPS-Empfängern ausgestattet sind, bieten Wander-Apps vor allem Orientierungshilfe", sagt Erik Neumeyer vom Deutschen Wanderverband. "Man kann also auf einer Karte sehen, wo man sich gerade befindet, und bekommt Koordinaten dazu geliefert." Oft bieten die Apps auch Tourenvorschläge zum Nachwandern, oder man lädt sich eigene oder Routen aus anderen Quellen aufs Gerät. "Man darf aber nicht eine so ausgefeilte Navigation mit Zielführung wie im Auto erwarten", so Neumeyer.

Viele Funktionen

Die Anwendungen haben einiges zu bieten, erklärt Georg Sebald von den Naturfreunden Deutschland aus Kaufbeuren. "Alle Outdoor-Apps verfügen über Funktionen wie momentane Höhe, Hangneigung, Kompass, Tourscanner, Tacho, Gipfelfinder und viel mehr." Oft genutzt werde die Tracking-Funktion. Sie zeichnet eine Wanderung auf. Diese kann dann ausgewertet oder mit anderen geteilt werden. "Eine weit verbreite Anwendungsart sind geobasierte Spiele wie Geocaching, also eine GPS-basierte Schatzsuche", sagt Erik Neumeyer.

Outdoor-GPS-Geräte sind speziell für den Geländeeinsatz entwickelt worden. "GPS-Geräte sind robuster als ein Smartphone, verbrauchen in der Regel erheblich weniger Energie und haben gerade im Sonnenlicht ein deutlich besseres Display", erläutert der Navigationsexperte Thomas Froitzheim aus Erfstadt.

Trotzdem müsse sich nicht jeder gleich ein GPS-Handgerät kaufen, sondern könne erst einmal mit Smartphone-Apps arbeiten, sagt Erik Neumeyer vom Wanderverband. "Ein wichtiges Kriterium sollte sein, dass die App auch offline, also ohne Internetverbindung gut nutzbar ist. Und dass die Karte auch Wanderwegeinformationen enthält." Das böten etwa die Wanderkarten-Apps von Kompass.

Outdoor-Experte Thomas Froitzheim empfiehlt Einsteigern etwa die Apps Komoot oder Outdooractive. Fortgeschrittenen rät er zu den Programmen Locus Map (nur Android) oder der OsmAnd. "Eine sehr einfach zu bedienende App, die gleichermaßen für Wanderer und Radfahrer taugt und komplett offline nutzbar ist, ist Falk Outdoor Navigator", so der Experte.

Georg Sebald empfiehlt zudem die Apps ViewRanger und insbesondere für Gebirgstouren Alpenvereinaktiv.com.

"Ein GPS-Gerät zum Wandern sollte nicht zu schwer sein, möglichst über Wechsel-akkus verfügen und je nach Wandergebiet auch mit den entsprechenden Karten ausrüstbar sein", erklärt Froitzheim. Die Preise für Einsteigergeräte starten bei knapp 100 Euro. Hersteller sind etwa Garmin, Magellan und Falk.

Analoges zur Sicherheit

Wichtig sei, sich vor der Wanderung mit der Bedienung von App oder Handgerät auseinanderzusetzen. Zudem warnt Froitzheim: "Kein Navi und keine Smartphone-App berechnet spontan verlässlich den besten Weg von A nach B." Gerade bei Bergtouren sollte man sich nicht darauf verlassen. "Die Tour sollte möglichst zu Hause am PC vorgeplant und dann auf Navi oder Smartphone übertragen werden."

Welche Lösung ist nun die beste? GPS-Handgeräte sind für größere Touren besser und weniger empfindlich, sagt Froitzheim. Gerade Vielwanderer fühlten sich damit deutlich sicherer, auch wenn die Bedienung nicht unbedingt intuitiv sei. "Die Smartphone-Navigation kann aber durch ihre Vielfalt an Apps und den damit verbundenen Aufwand wie Karten herunterzuladen, ständige Änderungen durch Updates et cetera noch wesentlich komplexer sein."

Naturfreund Georg Sebald rät, stets auf Technikprobleme oder leere Akkus vorbereitet zu sein: "Immer eine Karte oder Kartenausschnitt der geplanten Tour mitführen, und eventuell einen Kompass."

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