Digitale Duftnoten

Saarbrücken · Die eigene Mahlzeit mit dem Handy zu fotografieren, ist fast schon Alltag. Über soziale Netzwerke werden die Bilder an andere Nutzer geschickt. Bisher fehlt aber der Duft des Essens. Das soll sich nun ändern.

Innerhalb weniger Jahre haben die kleinen Taschencomputer die Welt erobert. Auch in Deutschland nutzen 55 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone, so eine aktuelle Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom. Die schlauen Handys sind Telefon, Spielkonsole, MP3-Player und mobiles Büro in einem. Neu ist, dass die Geräte nun auch in der Lage sind, Düfte online zu übertragen. Ein entsprechendes System wurde kürzlich in New York vorgestellt.

"Wir reagieren auf Düfte anders als auf Klänge, Worte oder Bilder", so Bio-Wissenschaftler David Edwards. Der Harvard-Professor ist der kreative Kopf hinter dem oPhone, einem Zusatzgerät für Smartphones , mit dem Nutzer künftig Düfte in alle Welt versenden können sollen. "oPhone ist ein Telefon für Aromen", so fasst Edwards das System zusammen, das er mit Duftexperten und Industrie-designern entwickelt hat.

"Das Ganze funktioniert mit Hilfe einer Smartphone-App", erklärt der Wissenschaftler . Mit dem oSnap genannten Programm können Nutzer ein Foto machen, dem sie dann maximal acht verschiedene Düfte anhängen können. Vollautomatisch funktioniert oSnap nicht, der Anwender muss den gewünschten Duft selbst bestimmen und in der Smartphone-Anwendung einstellen oder verschiedene Düfte kombinieren. Im Moment stehen 32 Duftnoten zur Auswahl, darunter etwa Schokolade, Mandeln oder Erdbeere. Der Schwerpunkt liege, so Edwards, vor allem auf Lebensmitteldüften, eine breitere Auswahl soll jedoch folgen.

Das mit Düften versehene Foto könne man dann als Duftnachricht - Edwards spricht von einer "oNote" - an andere Nutzer über das Web versenden. Damit die den Duft auch in die Nase bekommen, benötigen sie das eigentliche oPhone. Das Gerät besteht aus zwei Zylindern, die in eine Basisstation gesteckt werden. Diese empfängt das Signal der App per Funk und produziert in den Zylindern mithilfe verschiedener Duftkapseln den gesendeten Geruch.

Probeschnuppern in Paris

Seit dem 17. Juni ist oSnap kostenlos in Apples App Store erhältlich. Das oPhone selbst soll erst Ende des Jahres erscheinen und dann rund 150 Euro kosten. Ausprobieren kann man das System aber schon jetzt, wenn auch nur in Paris oder New York. Dort haben die Macher sogenannte Duft-Hotspots aufgebaut, wo Nutzer ihre selbst zusammengestellten Düfte proberiechen können.

Bereits einen Schritt weiter ist die iOS- und Android-Anwendung von Scentee. Das japanische Unternehmen hat im November 2013 einen ungefähr golfballgroßen Duftspender für Smartphone und Tablet-PCs auf den Markt gebracht, der in den Kopfhörerausgang des Geräts gesteckt wird. Wie beim oPhone werden die Gerüche darin über kleine Duftkartuschen erzeugt, die einzeln nachgekauft werden können.

onotes.com

scentee.com

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