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San Francisco · Das Silicon Valley hat einen neuen Trend entdeckt. Software, die mit Menschen kommunizieren kann, soll beim Buchen von Reisen helfen oder den Einkauf unterstützen. Auch Facebook öffnet seinen Messenger-Dienst für solche Angebote.

 Programme, die automatisch mit Menschen kommunizieren, sogenannte Chatbots, sollen künftig beim Einkauf helfen. Foto: Fotolia

Programme, die automatisch mit Menschen kommunizieren, sogenannte Chatbots, sollen künftig beim Einkauf helfen. Foto: Fotolia

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2016 soll das Jahr werden, in dem die Menschen anfangen, sich mit Maschinen im Internet zu unterhalten. An allen Ecken und Enden werden sogenannte Chatbots entwickelt - Programme, die in der Lage sind, eine Konversation mit Menschen zu führen, etwa auf Messaging-Plattformen.

Auch Facebook führt eine Innovation ein, mit der Firmen die Möglichkeit bekommen sollen, mit ihren Kunden über den Kurzmitteilungsdienst Messenger zu chatten. Unternehmenschef Mark Zuckerberg demonstrierte zum Auftakt der jährlichen Facebook-Entwicklerkonferenz in San Francisco , wie man in einem Dialog innerhalb des Messengers Blumen bestellen kann. Das Online-Netzwerk startet dafür eine Plattform, über die Unternehmen eigene Chatbots für den Kurzmitteilungsdienst aufsetzen können.

Messenger-Chef David Marcus spielte im Detail durch, wie man im Messenger zum Beispiel Schuhe kauft. Der Chatbot eines Online-Händlers fragte zunächst nach der Art des Schuhwerks, dann nach der Preisspanne und anschließend wurde eine Galerie von Modellen zur Auswahl angezeigt. Auch bezahlt wird, ohne den Messenger zu verlassen. "Sie werden mehr Geld ausgeben als Ihnen lieb ist", scherzte Marcus.

Bots als neue Apps

Facebook geht es vor allem darum, Unternehmen die Nutzung des Messengers zu erleichtern. "Wir denken, der Nutzer sollte in der Lage sein, Textnachrichten an eine Firma genauso zu senden wie an einen Freund und eine schnelle Antwort zu bekommen", sagte Zuckerberg in San Francisco .

Mit der neuen Technologie könnten Entwickler Bots - der Begriff ist vom Wort Roboter abgeleitet - konstruieren, die die schriftliche Kommunikation sogar besser beherrschen als Menschen. Bots können aus Unterhaltungen mit Menschen lernen und so immer besser verstehen, was genau ihnen gesagt wurde, und auch besser reagieren.

Der Programmierer und Web-Vordenker Chris Messina, der unter anderem als der Erfinder des Hashtags bei Twitter gilt, erklärte 2016 bereits zum Jahr des "conversational commerce" - also von Geschäften, die via Kommunikation abgeschlossen werden. Facebook-Manager Stan Chudnovsky sieht das als einen natürlichen Weg für das menschliche Verhalten: "Alles im Leben beginnt mit einer Konversation, egal ob man Dinge kauft oder den Tisch in einem Restaurant reserviert."

Am Ende könnten solche Anwendungen die Apps ersetzen. Auch Microsoft-Chef Satya Nadella erklärte jüngst bei der hauseigenen Entwicklerkonferenz Build: "Bots sind die neuen Apps ". Zugleich musste der Windows-Konzern die Tücken der selbstlernenden Konversations-Software erfahren. Internet-Rowdys brauchten nur wenige Stunden, um dem Microsoft-Chatbot namens Tay rassistische Tiraden beizubringen. Tay musste vom Netz genommen werden, ein Großteil seiner Tweets wurde gelöscht.

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