Geräte im Test Die Welle der 1000-Euro-Smartphones

Berlin · Nach Apple präsentiert Google ein Gerät im vierstelligen Preisbereich. Im Test überzeugt auch eine günstigere Variante.

 Googles Pixel 2 (links) und das größere Pixel 2 XL (rechts). Letzteres hat ein nahezu randloses Display mit sechs Zoll Diagonale im Format 18:9 (1440 zu 2280 Pixel).

Googles Pixel 2 (links) und das größere Pixel 2 XL (rechts). Letzteres hat ein nahezu randloses Display mit sechs Zoll Diagonale im Format 18:9 (1440 zu 2280 Pixel).

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Smartphones werden immer teurer. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung GfK ist der Durchschnittspreis von internetfähigen Mobiltelefonen im dritten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weltweit um zehn Prozent gestiegen. Und in diese Statistik sind die neuen Spitzenmodelle der großen Anbieter, allen voran das iPhone X von Apple, das ab 1149 Euro kostet, noch gar nicht eingeflossen. An hochklassigen und hochpreisigen Android-Smartphones mangelt es derzeit nicht. Auch LG, Samsung, HTC, Nokia und zuletzt Huawei haben Geräte mit starken Kameras, großen Bildschirmen, viel Speicher und Rechenkraft in Angebot. Viel Konkurrenz für Googles neue Smartphones Pixel 2 und Pixel 2 XL.

Auch Google hat gerade zwei neue Smartphones für das obere Preissegment präsentiert: Das Google Pixel 2 und das größere Pixel 2 XL kosten mit 64 GB Speicher 799 und 939 Euro, mit 128 GB sind es 909 und 1049 Euro. Beide Modelle teilen sich dieselbe Hardware, unterscheiden sich aber in Größe und Ausführung.

Das Pixel 2 hat eine klassische rechteckige Form mit großen Rändern ober- und unterhalb des fünf Zoll großen AMOLED-Displays mit Full-HD-Auflösung (1080 zu 1920 Pixel). Das Gehäuse aus Aluminium ist glatt, liegt aber fest in der Hand. Das größere Pixel 2 XL hat ein nahezu randloses Infinity-Display mit sechs Zoll Diagonale im Format 18:9 (1440 zu 2280 Pixel). Im Vergleich zum warmtonigen Bild des kleineren Pixel 2 wirkt es etwas blass und bei flachen Blickwinkeln blaustichig. Die Gehäuserückseite ist deutlich rauer, die Kanten von Display und Gehäuse runder.

Damit enden die Unterschiede aber auch. Hersteller Google betont, auch im kleineren Modell die gleichen Funktionen anzubieten. Entsprechend gibt es im Inneren Qualcomms Snapdragon 835, 4 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 64 oder 128 GB Festspeicher. Über eine Foto-App erhalten Pixel-2-Nutzer im Internet unbegrenzten Speicherplatz für Bilder in Googles Cloud-Speicher. Ärgerlich für Kopfhörerbesitzer: Einen 3,5-Millimeter-Ausgang gibt es nicht mehr, nur noch USB-C und einen Adapter. Unter dem Namen „Made by Google“ stehen vernetzte Kopfhörer und vernetzte Lautsprecher mit Google Assistant in Ausführungen von 60 bis 400 Euro zur Verfügung.

Entgegen dem Trend zur Doppellinse gibt es eine einzelne 12-Megapixel-Kamera mit maximaler Blendenöffnung von f1.8. Mit einem speziellen Sensor, der auch Tiefeninformationen erfassen kann und viel Software-Einsatz bei der Bildverbesserung sollen Fotos entstehen, die den Ergebnissen von Doppelkameras ebenbürtig sind.

Die Bilder der Kamera müssen sich hinter der Konkurrenz im Test nicht verstecken. Fokuszeit und Auslöser sind flott, die wichtigsten Einstellungen schnell gefunden. Mit dem Bokeh-Effekt gelingen Porträts mit unscharfen Hintergründen. Interessant sind auch die „Motion Fotos“ genannten bewegten Bilder. Da die Kamera vor und nach dem Druck auf den Auslöser aufzeichnet, sind damit kurze Videosequenzen möglich. Videofilmer werden sich über die ausgereifte Bildstabilisierung freuen.

Weitere kleine Details, die Googles Pixel 2 und 2 XL von der Konkurrenz abheben, stecken unter der Haube. Etwa die druckempfindlichen Rahmen. Drückt man das Telefon mit der Hand leicht, startet der Google Assistant, oder eingehende Anrufe werden stummgeschaltet. Die Bild-in-Bild-Funktion erlaubt etwa gleichzeitiges Navigieren und Stöbern im Netz. Die auf dem Home-Bildschirm nach unten gerutschte Google-Suchleiste kann nun auch passende Apps oder Telefon-Funktionen anzeigen.

Noch in der Erprobungsphase ist Google Photo Lens. Die künstliche Intelligenz (KI) analysiert Bilder. Auf Knopfdruck erscheint ein Text, der erklärt, was auf dem Bild zu sehen ist. Während Katzen und Haushaltsgegenstände meist schon gut erkannt werden, schwächelt die KI etwa bei Gebäuden und anderen Objekten – dann werden höchstens grobe Einordnungen angezeigt oder auf die Google-Bildersuche verwiesen. Der Berliner Fernsehturm mit einem Hochhaus im Vordergrund erhielt im Praxisversuch etwa das Label „Wohneigentum“.

Laut GfK hält der Preisanstieg bei den Smartphones die Kunden offenbar nicht vom Kauf ab. Im dritten Quartal 2017 wurden weltweit 367 Millionen Smartphones verkauft. Das entspricht einem Anstieg von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort