Falsche Liebesschwüre und Notfälle Ein Lottogewinn kommt nie per Mail

Berlin · Die Polizei empfiehlt, E-Mails mit vermeintlichen Zahlungsaufforderungen immer zu hinterfragen.

 Kriminelle wollen nur das Beste der E-Mail-Empfänger: deren Geld und persönliche Daten. Um ihr Ziel zu erreichen, wenden die Betrüger verschiedene Maschen an, mit denen sie ihre potenziellen Opfer austricksen wollen.

Kriminelle wollen nur das Beste der E-Mail-Empfänger: deren Geld und persönliche Daten. Um ihr Ziel zu erreichen, wenden die Betrüger verschiedene Maschen an, mit denen sie ihre potenziellen Opfer austricksen wollen.

Foto: dpa/Silas Stein

() Betrüger haben im Internet oft leichtes Spiel, weil Nutzer sich durch die Maschen der Kriminellen überlisten lassen. Mit verschiedenen Täuschungen versuchen die Gauner daher, an das Geld und die Daten leichtgläubiger Verbraucher, die eigentlich nur helfen wollen, zu kommen.

Auf den ersten Blick wirkt die E-Mail so, als bräuchte ein Freund dringend Hilfe. Er sei in einem ausländischen Krankenhaus, die Kosten steigen. Daher bittet er um finanzielle Unterstützung mit Hilfe einer Kreditkartenzahlung, die man mittels eines Links in der E-Mail auslösen kann. Doch wer jetzt seine Daten eingibt, bei dem hat die Falle zugeschnappt. Denn hier sind vermutlich Betrüger am Werk.

Das Tückische an dem Betrugsversuch ist, dass die Nachricht tatsächlich über die richtige E-Mail-Adresse des Freundes geschickt worden sein könnte. „Es kann durchaus sein, dass Hacker durch einen Cyberangriff Zugriff auf das Mailkonto des Bekannten bekommen haben“, erläutert Fabian von Keudell von der Fachzeitschrift „Chip“. Wenn Betrüger darüber die Mails versenden, werde sie nicht herausgefiltert.

Häufig griffen Kriminellen auch zu Mailadressen, die einer bekannten ähnlich sehen, jedoch minimale Abweichungen aufweisen. „Mit genug krimineller Energie lassen sich allerdings auch Mailadressen so fälschen, dass diese echt aussehen und keine Fehler enthalten“, sagt von Keudell. Bei einer vermeintlichen Kontaktaufnahme durch einen Bekannten empfiehlt es sich, denjenigen im Zweifel anzurufen und nachzufragen, ob die Nachricht sicher von ihm kam. Fabian von Keudell rät: „Wer keine Möglichkeit hat, den Bekannten telefonisch zu erreichen, der fragt per Mail nach einer Information, die nur der Bekannte kennt.“ So lasse sich die Identität überprüfen.

Eine andere Betrugsmasche ist sogenanntes Romance-Scamming. Über Singlebörsen oder ähnliche Plattformen werden Nutzer auf nette Art und Weise kontaktiert. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Chat-Einladung dient oft als Lockmittel. Allerdings gebe es auch viele, die perfekt Deutsch beherrschten, sagt Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Auf erste Mails folgten meist lange Nachrichten mit Liebesschwüren oder ein vermeintlich echtes Interesse an der Person. „Oft wollen die Scammer alles über ihr Opfer wissen: Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch der Glaube an Gott spielt immer eine Rolle“, hat Schmidt beobachtet. Sehr schnell komme es aber zu Geldforderungen. Der Betrüger gaukelt seinem potenziellen Opfer dabei meist eine finanzielle Notsituation vor. Schmidt empfiehlt, den Kontakt sofort zu blockieren und auf keine Forderungen einzugehen. Zudem sei es sinnvoll, alle Mails und Chat-Protokolle zu sichern und damit zur Polizei zu gehen.

Eine weitere Masche sind E-Mails, die ein unverhofftes Erbe oder einen hohen Lottogewinn versprechen. Der Empfänger sollte den Absender kontrollieren. Es könnte sich um Post von der sogenannten Nigeria-Connection handeln. Die Absender gäben sich in der Regel als hochrangige Staatsbürger, Adelige, Rechtsanwälte, Bankmitarbeiter oder Soldaten aus, erklärt Hans-Joachim Henschel vom Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen. Oft schrieben sie auf Englisch oder in schlechtem Deutsch.

Beim häufigsten Szenario erfinden die Täter ein hohes Erbe und nennen eine Person, die im Zusammenhang mit dem Angeschriebenen stehen soll. Mit einem Trick, heißt es in der Nachricht, könne man die Behörden vor Ort hintergehen und am Ende den Geldsegen teilen. Tatsächlich wollen die Verbrecher aber nur finanzielle Vorleistungen und sensible Dokumente wie Ausweiskopien oder Bankdaten ergaunern, die für weitere Betrügereien verwendet werden. Hat das Opfer angebissen, versuchen die Täter, an weiteres Geld zu gelangen, indem immer neue angebliche Probleme auftauchen, die sich mit weiteren Zahlungen beseitigen ließen, so Henschel.

Wenn Nutzer eine betrügerische E-Mail erkennen, sollten sie diese löschen und als Spam markieren. Der Mailfilter kann entsprechend eingestellt werden, sodass Nachrichten dieser Art im Spamordner landen. Verbraucher können betrügerische Mails direkt an die Adresse 
trojaner@polizeilabor.de des LKA Niedersachen weiterleiten, das dann weitere Ermittlungen einleitet.

Ist Geld bereits überwiesen oder sind die persönlichen Daten übermittelt worden, sollte die Polizei eingeschaltet und Anzeige erstattet werden. „Dazu werden der bisher geführte Schriftverkehr, aber auch die entsprechenden Zahlungsbelege benötigt“, sagt Henschel. Sinnvoll sei es, den Mailverkehr im Original zu behalten, da sich daraus unter Umständen zusätzliche Daten gewinnen lassen. Wer den Betrug im Nachhinein erkennt, dem bleibt oft nur wenig Zeit, um das Geld zurückzuholen. Häufig schlagen die Verbrecher eine Abwicklung über einen Bargeldtransferdienst vor. Hier gilt: Ist das Geld abgeholt worden, kann es nicht mehr zurückgerufen werden.

(dpa)
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