Die Schulung auf dem Smartphone

Bonn · Wer mit digitalen Hilfsmitteln lernt, kann seine Zeit frei einteilen. Das sogenannte E-Learning ist aber nicht immer sinnvoll.

 Für eine Weiterbildung müssen Mitarbeiter schon längst nicht mehr die Schulbank drücken. Foto: Klose/dpa

Für eine Weiterbildung müssen Mitarbeiter schon längst nicht mehr die Schulbank drücken. Foto: Klose/dpa

Foto: Klose/dpa

Knapp zwei Drittel der deutschen Unternehmen kombinieren klassische Lernseminare mit digitalen Technologien, dem sogenannten E-Learning. Das hat eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergeben.

Der Trend zur Weiterbildung im Internet ist schon seit einigen Jahren ein Thema. "Was das zeitliche und räumliche Lernen angeht, wird es immer flexibler", sagt Michael Cordes, Weiterbildungsexperte bei der Stiftung Warentest. Denn wer Lerninhalte per Video oder Podcast ganz einfach auf seinem Smartphone oder Computer abrufen kann, muss sich auch nicht mehr an feste Stundenpläne halten. Ob technische, naturwissenschaftliche oder medizinische Berufe - Angebote gibt es inzwischen zu fast allen Themenbereichen. Neben vollwertigen Online-Kursen, sogenannten Webinaren, können Nutzer ihre Kenntnisse auch in sozialen Netzwerken erweitern.

Wenn es sich um eine berufliche Weiterbildung handelt, müssen Arbeitnehmer im Vorfeld einige Fragen mit ihrem Vorgesetzten klären. So sollte etwa Einigkeit darüber bestehen, welche Kompetenzen erworben werden sollen und wo der Angestellte sein neugewonnenes Wissen einsetzen kann. Außerdem muss klar sein, ob die bisherigen Berufserfahrungen des Angestellten überhaupt ausreichen, damit eine entsprechende Weiterbildung Erfolg haben kann.

Wer sich hingegen privat weiterbilden will, kann vorher prüfen, ob sich ein E-Learning-Kurs vielleicht mit bestehenden Weiterbildungsangeboten des Arbeitgebers verknüpfen lässt. Zudem sollten private E-Learning-Nutzer darauf achten, dass sie das Gelernte auch anwenden können. "Lernen auf Vorrat ist eher kontraproduktiv. Eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis ist wichtig", sagt Angela Fogolin vom Bundesinstitut für Berufsbildung. Auch den Wert der erworbenen Zertifikate und Abschlüsse sollten Wissenshungrige im Vorfeld prüfen.

"Zu den wichtigsten Voraussetzungen für erfolgreiches Online-Lernen gehört eine gewisse Offenheit", so Rebecca Stromeyer, Chefin der Konferenz für technologiegestützte Aus- und Weiterbildung in Berlin. E-Learner müssten bereit sein, sich auf Neues einzulassen, es auszuprobieren und anzuwenden. "Welche Wege bei Online-Angeboten am effektivsten sind, muss in aller Regel erst erprobt werden", ergänzt Anne Thillosen, Leiterin von e-teaching.org. Zudem gehört zu einer digitalen Weiterbildung mit Laptop, Computer, Smartphone und Internetzugang auch eine gewisse Medienkompetenz. Das sei auch ein Grund, warum sich vor allem junge Nutzer für solche Angebote entschieden, sagt Thillosen.

Doch der digitale Unterricht hat nicht nur Vorteile. "In zahlreichen Studien hat sich gezeigt, dass reines Online-Lernen häufig hohe Abbruchquoten aufweist, da es den Nutzern an gegenseitigem Austausch mangelt", räumt Angela Fogolin ein. Auch Roland Küffner, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Würzburg, ist davon überzeugt, dass das Lernen am besten vor Ort und im Arbeitsalltag der Teilnehmer stattfinden sollte. Dort können sie die Fortbildungsinhalte direkt auf die eigene Arbeitspraxis übertragen.

Darum setzen viele Anbieter inzwischen auf "Blended Learning", also einer Kombination aus Online- und Offline-Seminaren. Das ermöglicht den Austausch mit anderen Lernenden am Arbeitsplatz oder bei einem Seminar. "Blended-Learning-Angebote eignen sich besonders dann, wenn das Bildungsangebot über einen längerfristigen Zeitraum angelegt ist", erklärt Fogolin. Als besonders erfolgreich gelte das spielbasierte Lernen in der Gruppe, das für Chirurgen und Piloten bereits zum Alltag gehört. Videospiele und 3-D-Simulationen sollen Mitarbeiter für neue Aufgaben fit machen. "Das gemeinsame Spielen verspricht nicht nur mehr Spaß als klassische Weiterbildungskurse, sondern erweist sich auch als effektiver", konstatiert Stromeyer. Die Aufmerksamkeit und Konzentration sei in der Wettbewerbssituation des Spiels viel größer, wodurch Inhalte eher hängen blieben.

Zum Thema:

Weiterbildungskurse im Internet Auf der Webseite iwwb.de können Interessierte gezielt nach Weiterbildungsangeboten im Internet schauen. Dafür klicken sie in der Suchmaske zunächst auf "Mehr Funktionen" und wählen dann als Angebotsform "E-Learning" aus. www.iwwb.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort