25-jähriges Bestehen Die Musik-Revolution aus Deutschland

Erlangen · Das Datenformat MP3 wird 25 Jahre alt. Es hat nicht nur die Musikwelt revolutioniert, sondern auch die Übertragung von Musikstücken im Internet möglich gemacht.

 Mit der Erfindung des Datenformats MP3 wurde es möglich, Tausende von Songtiteln auf einer einzigen Festplatte zu speichern.

Mit der Erfindung des Datenformats MP3 wurde es möglich, Tausende von Songtiteln auf einer einzigen Festplatte zu speichern.

Foto: dpa/Apple Inc.

Seit einem Viertel Jahrhundert gibt es das MP3-Verfahren zur Datenreduktion. MP3 stammt nicht aus dem Silicon Valley, sondern wurde im fränkischen Erlangen erfunden. Am 14. Juli 1995 einigten sich Forscher am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen darauf, die Dateinamenserweiterung „.mp3“ für den von ihnen maßgeblich entwickelten Datei-Standard zu nutzen.

Die Ursprünge des MP3-Projekts reichen bis in das Jahr 1982. Damals ging es darum, Musikdateien so weit zu verkleinern, dass man sie in ordentlicher Qualität über eine digitale Telefonleitung (ISDN) übertragen kann. Der Student Karlheinz Brandenburg machte die scheinbar unlösbare Aufgabe zum Thema seiner Doktorarbeit am Lehrstuhl für Technische Elektronik in Erlangen.

Bald ging es aber nicht mehr nur darum, eine Musikübertragung via ISDN-Telefonie zu ermöglichen. Die hatte damals ein Tausendstel der Kapazität heutiger Verbindungen. Ein kleines Team in Erlangen nahm sich vor, die nächste Generation des Tons für Hörfunk und Fernsehen zu definieren. Finanziert wurde die Forschung vor allem aus dem EU-Projekt „Eureka“.

Weil sich die Moving Picture Experts Group (MPEG), die an der Standardisierung von Video-und Audioformaten arbeitet, nicht auf ein Verfahren einigen konnte, wurden drei verschiedene Methoden standardisiert, wie in Zukunft Musik und Audio gespeichert, im Internet und über digitalen Hörfunk übertragen werden sollen. MPEG Stufe 1 spielt mittlerweile keine Rolle mehr. Stufe 2 kommt noch bei älteren Fernsehgeräten beim Stereosound zum Einsatz. Auf breiter Front durchgesetzt hat sich dagegen Stufe 3, die mit der Namensgebung der Dateiendung vor 25 Jahren allgemein als MP3 bekannt ist. Mittlerweile gibt es zahlreiche weitere Audioformate, einige sind dem MP3-Format überlegen. Neben dem AAC-Format (Advanced Audio Coding), einer Weiterentwicklung des MPEG-2-Standards und des WMA-Formats (Windows Media Audio) sind vor allem das FLAC-Format und das ALAC-Format von Apple zu nennen. ALAC und FLAC zeichnen sich durch geringe Qualitätsverluste bei der Komprimierung aus.

Das Format mit der Dateiendung MP3 erschütterte damals aber als Erstes die Musikindustrie in ihrem Fundament, denn auf einen Schlag war es möglich, weltweit Musik über das Internet zu tauschen, auch wenn die Datenleitungen im Vergleich zu heutigen Gigabit-Verbindungen viel langsamer waren. Erst mit dem Erfolg des iTunes Music Stores ab 2003 und legalen Streamingdiensten wie Spotify ab 2008 erholte sich die Musikbranche langsam wieder.

Trotz der ständigen Verbesserungen am sogenannten Codec reißt die Kritik an MP3 und seinen Nachfolgeformaten nicht ab. Eine MP3-Datei sei nur ein schwaches Abbild dessen, was analoge Musik einst sein konnte; ein bescheidener Ersatz für das Wunder, das sich dereinst beim Plattenhören vollzog, sagte der kanadische Musiker Neil Young. MP3-Miterfinder Brandenburg kann die Kritik am Original-MP3 noch halbwegs nachvollziehen. Die neuen Codecs wie AAC seien bei höheren Datenraten aber inzwischen so gut, dass sie vom menschlichen Ohr nicht von analogen Soundübertragungen etwa von Vinyl-Schallplatten zu unterscheiden seien.

Mittlerweile lizenziert das Fraunhofer IIS die vierte Generation Audiocodecs „Made in Germany“. Bei fast allen Streaming-Diensten werde die zweite und dritte Generation des AAC-Audiocodecs eingesetzt. Neu in den Smartphones sei die vierte Generation. Bei diesen Enhanced Voice Services (EVS) für eine bessere Klangqulität im Mobilfunk (4G und 5G) gehe es aber diesmal nicht um Musik, sondern um Sprache, was technisch gesehen die größere Herausforderung sei als Musik, heißt es vonseiten des Instituts.

(dpa)
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