Repräsentative Umfrage Das unbekannte Geschlecht der schlauen Computer-Programme
Bonn · Trotz entsprechender Namen und Stimmen sehen die meisten Deutschen Anwendungen für Künstliche Intelligenz nicht als weiblich an.
Die Sprachassistenten Alexa und Siri sind Software und Software hat kein Geschlecht. Doch die Namen, welche die meist männlichen Entwickler ihren Kreationen gegeben haben, sagen etwas anderes und die Stimmen dieser künstlichen Intelligenzen (KI) sind per Werkseinstellung weiblich. Bislang hatten Experten daher erwartet, dass Nutzer die digitalen Helfer als weiblich ansehen. Bereits im Mai dieses Jahres hatte die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) deshalb die Programmierung der Systeme als sexistisch kritisiert, da sie das Vorurteil der unterwürfigen Frau festigen würden.
Das scheint nach einer repräsentativen Umfrage des Allensbach-Institutes im Auftrag der Gesellschaft für Informatik ein wenig übertrieben zu sein. Die Umfrage hat ergeben, dass die Mehrheit der Deutschen den KI-Programmen gar kein Geschlecht zuweisten. Für rund 66 Prozent der Befragten sind Sprachassistenten und Navigationssysteme geschlechtsneutral. Ein Fünftel der Deutschen sieht die Systeme eher als männlich an, während nur 3,5 Prozent die Software-Assistenten als eher weiblich einstufen.
Laut der Gesellschaft für Informatik ist das eine Einschätzung, die sich durch alle Bevölkerungsschichten zieht. Wobei es eine Ausnahme gebe: „Bei Science-Fiction-Kennern liegt der Wert derjenigen, die KI als ‚eher weiblich‘ einordnen, mit 7,2 Prozent doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung.“
Für Christine Regitz, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Informatik, sind Anwendungen, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten, daher eine Chance, die Vielfalt der Gesellschaft zu reflektieren und zu stützen: „Gerade deswegen sollten wir darauf achten, dass diese Systeme nicht nur bestehende Rollenbilder reproduzieren.“
