Ulm . Drei Jahrzehnte wuchs in Deutschland die Zahl übergewichtiger Kinder. 60 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen in Deutschland gelten heute als zu dick. Doch nun zeigt eine Untersuchung der Uni Ulm , dass der Gipfelpunkt dieser Entwicklung überschritten sein könnte. Das Ulmer Team wertete bei seiner Arbeit Einzelstudien aus mehreren Industrieländern aus. "Die Deutlichkeit des Trends für Deutschland und vergleichbare Länder wie die Schweiz, Frankreich, die USA oder Australien hat uns erstaunt", so Professor Martin Wabitsch.

Sein Team untersuchte Daten aus Schuleingangsuntersuchungen mit jährlich mehr als einer halben Million Kinder. Die positive Entwicklung zeichne sich in diesen Daten bereits seit dem Jahr 2000 ab und sei international bei Mädchen ausgeprägter als bei Jungen und im Vorschulalter deutlicher als bei Schulkindern zu erkennen.

Die Auslöser dieser Trendwende sehen die Wissenschaftler um Martin Wabitsch von der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin in diversen Aufklärungskampagnen und besseren Bewegungsangeboten. Der Konsum von Zuckerbrause und der Fernsehkonsum sinke in vielen Industrieländern leicht. Es werde mehr Obst und Gemüse gegessen und die Kinder bewegten sich mehr.

Entwarnung wollen die Ulmer Forscher allerdings nicht geben. Wabitsch: "Die weitere Gewichtszunahme unserer Kinder scheint gestoppt, aber wir haben bereits ein erschreckendes Niveau erreicht. Unsere Kinder haben heute doppelt so viel Fettmasse wie in den 80er Jahren." Die Übersichtsstudie zeige zudem, dass der positive Trend nur für Kinder mit vergleichsweise geringem Übergewicht gilt, die Zahl der Kinder mit extremem Übergewicht steige weiter.