Vodafone-Umfrage Deutsche zweifeln an der digitalen Zukunft

Berlin · Der Datenschutz hat in Deutschland einen viel größeren Stellenwert als in vielen anderen Ländern Europas.

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Foto: SZ

Die Zeiten, da Internetnutzer freizügig Informationen über sich in sozialen Netzwerken verteilten, sind vorbei. Spätestens seit dem Daten­skandal um Facebook und die Analysefirma Cambridge Analytica stellen sich immer mehr Menschen die Frage: Wer darf was über mich wissen? Unter welchen Umständen Menschen bereit sind, Informationen über sich preiszugeben, war jetzt Gegenstand einer europaweiten Umfrage des Vodafone-Instituts. Das Ergebnis: Die Deutschen sind besonders kritisch, wenn es um die Weitergabe ihrer Daten geht. Fast zwei Drittel der Befragten sehen die Datensammelwut großer Organisationen kritisch. Dieser Wert liegt laut Vodafone über dem europäischen Durchschnitt (51 Prozent) und sehr weit über dem von Irland (38 Prozent), wo die Menschen damit am wenigsten Probleme zu haben scheinen. Selbst wenn es darum gehe, Gesundheitsdaten zu erheben, die Diagnose und Therapie von Krankheiten verbessern können, fühlten sich lediglich 42 Prozent der Deutschen wohl – 86 Prozent der Spanier und 79 Prozent der Italiener sähen das dagegen positiv.

Das Vodafone-Institut befragte rund 8300 Menschen in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien, Irland, Tschechien, Italien und Spanien. Das Ergebnis: Die meisten Europäer haben grundsätzlich kein Problem damit, wenn Vater Staat und Unternehmen Zugriff auf ihre Daten haben. Doch gebe es dabei ein Aber: Es müsse klar sein, warum die Informationen eingesammelt werden und was mit ihnen geschehe. Big Data, dem massenhaften Abfischen persönlicher Informationen, stehe die Hälfte der EU-Bürger kritisch gegenüber.

Mehr Informationen führen zu besseren Entscheidungen – knapp ein Drittel aller Befragten in der EU kann sich dieser Ansicht anschließen. Doch gibt es in der EU große Meinungsunterschiede. Die Hälfte der Iren sieht große Datensammlungen prinzipiell als Vorteil, eine Ansicht, die nur 22 Prozent der Franzosen teilen. Jedoch vertraut nur eine Minderheit darauf, dass private oder öffentliche Institutionen mit persönlichen Daten verantwortungsvoll umgingen, erklärt das Vodafone-Institut. Gesundheitseinrichtungen (43 Prozent), der eigene Arbeitgeber (36 Prozent) oder Banken (33 Prozent) schneiden noch verhältnismäßig gut ab. Viel weniger Vertrauen haben die Europäer dagegen zu Online-Händlern (17 Prozent), Suchmaschinen (16 Prozent) und den sozialen Medien (elf Prozent).

Sowohl Alter als auch Bildungsabschluss haben laut Vodafone-Institut einen deutlichen Einfluss auf das Meinungsbild. Menschen über 60 Jahre (zwölf Prozent) und Menschen mit niedrigem Bildungsniveau (13 Prozent) vertrauten den Institutionen im Umgang mit ihren Daten weniger als der Durchschnitt (22 Prozent).

Ein weiteres Ergebnis: Obwohl viele Menschen mit ihren Daten recht freizügig umgingen, wüssten sie oft nicht, was damit geschehe. Woher erfahren die Nutzer, welche Informationen wann erhoben werden? Gerade einmal zwölf Prozent der Befragten nennt Nutzungsbedingungen oder die Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Weniger als die Hälfte gebe an, diese vor der ­Installation von Apps überhaupt zu lesen. 34 Prozent nutzten Zeitungs- oder Fernsehberichte, um sich darüber zu informieren, welche Daten ein Dienstleister sammelt. 30 Prozent verließen sich auf eine Internetrecherche, 28 Prozent auf die eigene Erfahrung, 20 Prozent auf Familie und Freunde.

Dabei möchten zwei Drittel der Befragten besser verstehen können, welche Daten gesammelt und wie sie verwendet werden. Sie verlangen, dass Nutzungsbedingungen knapper und verständlicher verfasst werden. Außerdem möchte mehr als die Hälfte der Teilnehmer mehr Einfluss auf Privatsphäre-Einstellungen der Dienste, die sie nutzen. 

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