Die digitale Grenzkontrolle

Saarbrücken · „Dieser Inhalt ist leider nicht verfügbar.“ Eine solche Nachricht begegnet Internetnutzern oft auf Webportalen wie Youtube. Grund dafür ist die sogenannte Geosperre. Sie regelt, in welchem Land was gezeigt werden darf.

Dass das World Wide Web nicht so global ist, wie sein Name es vermuten lässt, zeigt sich immer häufiger auf Seiten ausländischer Fernsehsender oder Videoplattformen wie Youtube. Mit einer Technik, die als Geoblocking oder Geosperre bezeichnet wird, versuchen Internetdienste, Nutzer aus bestimmten Ländern von ihren digitalen Angeboten auszusperren.

Hauptbestandteil dieser Technik ist die IP-Adresse - eine Zahlenfolge, anhand derer sich jeder PC, der mit dem Internet verbunden ist, eindeutig identifizieren lässt. Über sie kann auch festgestellt werden, aus welchem Land ein Nutzer auf eine Webseite zugreift. Registriert ein Online-Dienst eine IP-Adresse aus einem gesperrten Land, werden keine Inhalte auf dem PC angezeigt. Stattdessen erscheint eine Fehlermeldung wie "Dieses Video ist in ihrem Land nicht verfügbar".

Wozu die künstlichen Grenzen errichtet werden, weiß Judith Steinbrecher, Urheberrechtsexpertin des IT-Branchenverbandes Bitkom: "Die Gründe, warum Geoblocking eingesetzt wird, sind ganz unterschiedlich. In der Regel liegen keine urheberrechtlichen Nutzungsrechte für die jeweils geblockten Länder vor". Will ein Anbieter beispielsweise ein Sportereignis in verschiedenen Ländern mithilfe eines Videoportals im Web übertragen, muss er für alle Länder, in denen das Angebot abgerufen werden kann, die Nutzungsrechte vom Veranstalter haben. Besitzt er für ein Land aber keine Erlaubnis, muss er dafür sorgen, dass dort kein Internetnutzer auf das Video zugreifen kann. Das gleiche Prinzip gilt auch bei Musikvideos, Filmen oder Serien.

Im Internet finden sich mittlerweile zahlreiche sogenannte Anonymisierungsdienste. Die Entwickler dieser Programme versprechen, dass Nutzer damit die Geosperren umgehen können. "Über eine Software, die man sich zunächst auf dem Rechner installieren muss, wird die eigene IP-Adresse verschleiert, sodass der Server, von dem man Inhalte abrufen möchte, die IP-Adresse geographisch nicht richtig zuordnen kann", erklärt Steinbrecher die Dienste. Oftmals werde dabei auf einen sogenannten Proxy-server zurückgegriffen. Stellt man sich die Datenleitung vor, steht ein solcher Proxyserver zwischen dem PC des Nutzers und der Webseite. Bevor die Anfrage des Nutzers bei der Webseite landet, muss sie den Proxyserver passieren und wird dort so verändert, dass die Seite nicht mehr erkennt, woher die Anfrage eigentlich kommt.

Umstrittene Programme

Ob Geosperren auszutricksen erlaubt ist, ist umstritten. Laut Judith Steinbrecher verbietet das deutsche Urheberrecht das Umgehen wirksamer technischer Schutzmaßnahmen. Ob die Geosperre eine solche Schutzmaßnahme darstellt, ist aber nicht geklärt. Deshalb empfiehlt die Rechtsexpertin, immer die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Seitenbetreiber durchzulesen. Dort können Betreiber in einer Klausel festlegen, ob sie solche Dienste erlauben.

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