Deutsche sorgen sich um ihre Daten

Berlin · Die Mehrheit der Deutschen sorgt sich um die Sicherheit ihrer Daten im Internet. Ihre Skepsis scheint berechtigt. Große Konzerne wie Facebook oder Twitter bekamen in einer Studie zum Datenschutz ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.

 Zahlreiche Nutzer gehen davon aus, dass Internet-Dienste zu viele private Informationen sammeln. Foto: Becker&Bredel/SZ-Archiv

Zahlreiche Nutzer gehen davon aus, dass Internet-Dienste zu viele private Informationen sammeln. Foto: Becker&Bredel/SZ-Archiv

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Mehr als die Hälfte der Bürger würde etwas zahlen, um höchsten Datenschutz und Werbefreiheit bei Internetdiensten wie sozialen Netzwerken oder E-Mail-Anbietern zu bekommen. Das geht aus einer TNS-Emnid-Studie im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV) hervor. Unter den Befragten, die bereit wären für höchsten Datenschutz und Werbefreiheit zu zahlen, wäre wiederum mehr als jeder Zweite (54 Prozent) bereit, bis zu fünf Euro pro Monat zu bezahlen. Jedem Dritten wären Datenschutz und Werbefreiheit sogar mehr als fünf Euro im Monat wert.

Florian Glatzner, Referent für Verbraucherrechte in der digitalen Welt beim VZBV, sieht die Entwicklung des Bewusstseins für Datenschutz in der Bevölkerung positiv. Noch 2013 waren nur 35 Prozent der Nutzer bereit, für Datenschutz zu zahlen. Doch kostenpflichtige Internetdienste seien in der Regel sicherer. Bei kostenfreien Anbietern zahle der Nutzer mit seinen Daten. Die Daten seien wichtig für die personalisierte Werbung, mit der Unternehmen sich finanzieren, erklärt Glatzner.

Zwei von drei Befragten sind besorgt, weil sie nicht wissen, ob ihre Daten von Fremden missbraucht werden. 46 Prozent befürchten, dass jemand mit ihren Daten Waren im Netz bestellen könnte. Und 42 Prozent befürchten sogar, dass jemand in ihrem Namen eine Straftat begehen könnte.

65 Prozent der Befragten plädieren für strengere gesetzliche Regelungen beim Datenschutz . Auch Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, sieht die Politik in der Verantwortung: "Datenschutz kann nicht allein Aufgabe der Verbraucher sein. Die Politik muss dem Datensammeln klare Grenzen setzen."

84 Prozent der Befragten gehen zudem davon aus, dass soziale Netzwerke wie Facebook zu viele private Informationen sammeln. Dabei sei, laut Glatzner, nicht ersichtlich, wie die Daten genutzt werden. Verbraucher könnten auch bei vorsichtigem Umgang nicht wissen, ob und wie viele Informationen gesammelt werden.

Zu einem ähnlichen Urteil gelangt auch eine Studie des Projekts "Ranking Digital Rights". Internetexperten und Aktivisten haben dafür zwei Jahre lang die 16 größten IT-Firmen geprüft, um herauszufinden, wie sehr diese sich für die Rechte ihrer Nutzer einsetzen. Das Ergebnis: Kein Unternehmen bietet hinreichend klare Informationen über seinen Umgang mit den persönlichen Daten der Anwender.

100 Punkte konnten die Internet- und Telekommunikationsunternehmen insgesamt erreichen. Geprüft wurden sie anhand von 31 Kriterien in den Kategorien Datenschutz , Meinungsfreiheit der Nutzer und klare Verpflichtungserklärungen, beispielsweise zur Privatsphäre der Nutzer. Die beste Bewertung erhielt der Internet-Riese Google mit 65 Punkten. Facebook erreichte mit 41 Punkten nicht einmal die Hälfte der möglichen Punktzahl. Twitter schaffte 50, Microsoft 56 Punkte. In der Kategorie Datenschutz bekam Facebook sogar nur 36 Punkte. Auch in dieser Kategorie schnitt Google mit 57 Punkten am besten ab.

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