BKA zieht Bilanz Deutlicher Anstieg der Internetkriminalität

Wiesbaden · Zu den größten Bedrohungen zählen Schadprogramme, die Daten auf PCs verschlüsseln oder unbrauchbar machen.

 Auf über 100 000 Fälle ist die Zahl der Online-Straftaten laut Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr angestiegen.

Auf über 100 000 Fälle ist die Zahl der Online-Straftaten laut Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr angestiegen.

Foto: dpa/Silas Stein

Das Internet wird für Kriminelle immer attraktiver. Das Bundeskriminalamt registrierte im vergangenen Jahr 100 514 Fälle. Das sind rund 15 Prozent mehr als 2018. Mehr als drei Viertel davon wurden als Fälle von Computerbetrug begangen, ein Anstieg um 18 Prozent. Rund 10 000 Fälle entfielen auf das Abfangen fremder Daten. Der entstandene Schaden stieg um 43 Prozent auf knapp 90 Millionen Euro. Die Straftaten, in denen das Internet als Hilfsmittel diente, beispielsweise für illegalen Drogenhandel, stiegen sogar auf knapp 300 000 Fälle. Das entspricht einem Plus von über acht Prozent. Damit sei ein neuer Höchststand erreicht worden, teilte das BKA in Wiesbaden bei der Vorstellung des „Bundeslagebild Cybercrime 2019“ mit. Die Angreifer hätten es insbesondere auf Unternehmen und öffentliche Einrichtungen abgesehen. Zur Cyberkriminalität zählt das BKA unter anderem Computerbetrug, Hacker-Attacken auf Datennetze und Datendiebstahl.

Die größte Bedrohung stellen laut Bericht nach wie vor Angriffe mit sogenannter Ransomware dar. Dabei handelt es sich um Software, die Daten auf den angegriffenen Rechnern verschlüsselt und damit für deren Besitzer unbrauchbar macht. Für die Entschlüsselung fordern die Täter meist einen Geldbetrag, der in der Regel in der Kryptowährung Bitcoin zu bezahlen ist, weil diese Zahlungen kaum zurückzuverfolgen sind.

Oftmals setzten die Täter zusätzlich auf eine Doppelstrategie, bei der auch noch sensible Daten gestohlen würden, teilte das BKA mit. Anschließend drohten sie damit, die Informationen zu verbreiten.

Auch die aktuelle Corona-Pandemie nutzten Kriminelle im Internet für ihre Zwecke. Laut einer  Analyse des Bundeskriminalamtes für die Monate März bis August setzten sie unter anderem auf Internetseiten, die Onlineauftritte staatlicher Stellen etwa im Zusammenhang mit Corona-Soforthilfen kopierten. Sobald Nutzer dort etwas anklickten, installiere sich Schadsoftware auf ihren Rechnern.

Auch falsche E-Mails, die angeblich von staatlichen Stellen oder Banken zum Thema Corona verschickt wurden, seien ein Mittel zur Verbreitung von Schadprogrammen gewesen. Internetkriminelle seien in der Regel international vernetzt und hochprofessionell, betonte das BKA. Sie seien generell in der Lage, „flexibel“ auf neue Gelegenheiten zu reagieren. Dies zeige sich auch bei Corona.

Die deutsche Polizei habe im vergangenen Jahr insgesamt 22 574 Verdächtige im Bereich der Internetkriminalität ermittelt. Das sei ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der finanzielle Schaden durch Computerkriminelle sei sehr hoch, warnte das BKA. Es verwies auf Schätzungen des Digitalverbands Bitkom, nach denen solche Angriffe die deutsche Wirtschaft im vorigen Jahr insgesamt mehr als hundert Milliarden Euro gekostet haben sollen.

Das BKA forderte Unternehmen und Bürger zugleich zu mehr Wachsamkeit auf. Aktueller Virenschutz, sichere Passwörter sowie regelmäßige Datensicherungen gehörten dazu. Im Fall von Erpressungen dürfe darüber hinaus niemals Geld gezahlt werden, betonte das BKA. Stattdessen sollten Betroffene möglichst schnell die Polizei alarmieren, damit diese auch ermitteln könne.

Auch der Digitalverband Bitkom rät Verbrauchern im Internet zur Vorsicht. Wichtig sei es, bei E-Mails von unbekannten Absendern misstrauisch zu sein. Gleiches gelte aber auch für alarmistische Nachrichten, die den Eindruck erwecken, von einer Behörde, Bank oder Bekannten zu kommen. Im Zweifel sollten Nutzer nicht auf Links klicken, keine Anhänge öffnen, sondern beim angeblichen Absender anrufen, um den Versand der Mail, ihren Inhalt und Anhänge zu bekommen.

Schon zu Beginn der Pandemie hätten Kriminelle manipulierte Webseiten erstellt, die in Anlehnung an die Internetseiten staatlicher Stellen etwa mit Corona-Informationen, Beratungsangeboten oder Hilfen warben. Zudem kursierten auch E-Mails mit angeblichem Corona-Bezug, die Schadsoftware im Anhang transportierten.

(AFP)
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