Der Traum von einer besseren Zukunft

Ein Staudamm in Gibraltar? Ein Auto mit Atomantrieb? Ein Hotel auf dem Mond? Pläne für diese Projekte gab es wirklich. Doch die Realität sieht anders aus. Es sind nicht die einzigen Beispiele aus der Welt der Technik, die sich nicht realisieren ließen.

 Von den Plänen für ein Mond-Hotel ist nichts geblieben. Heute denken die Raumfahrtnationen aber wenigstens über ein Forschungsdorf für Astronauten nach. Grafik: Esa

Von den Plänen für ein Mond-Hotel ist nichts geblieben. Heute denken die Raumfahrtnationen aber wenigstens über ein Forschungsdorf für Astronauten nach. Grafik: Esa

Saarbrücken. Bei der Entwicklung neuer Pharmazeutika gibt es eine gnadenlose Auslese. Nur einer von 10 000 getesteten Wirkstoffen wird zum Medikament. Aber auch in den Ingenieurdisziplinen bleibt von großartigen Ideen oft nur wenig. Ein Beispiel ist der Plan, mit riesigen Luftschiffen wie dem sogenannten Cargolifter, große Lasten zu transportieren. Auch hinter organisatorischen Großprojekten, wie dem neuen Berliner Großflughafen, der 2011 starten sollte, stehen häufig Fragezeichen. Andere Ideen sind bis heute nicht realisiert. Eine kleine Übersicht über hochfliegende Pläne und die oft ernüchternde Realität.

Der Gibraltar-Staudamm: An ihn erinnert sich heute fast niemand mehr. Das ist kein Wunder. Denn den Plan zur Verbindung der Südspitze Europas mit den 14 Kilometer entfernten äußersten Ausläufern des afrikanischen Kontinents entwickelte der deutsche Architekt Herman Sörgel bereits vor 90 Jahren. Er wollte ein riesiges Wasserkraftwerk bauen, das Europa und Nordafrika mit 50 000 Megawatt Strom versorgt. Doch dadurch wäre der Wasserspiegel im Mittelmeer um 100 bis 200 Meter gesunken. Auch bestand Gefahr, dass Erdbeben die Stabilität des Damms gefährden. Das Projekt ist in den Schubladen der Ingenieure verschwunden.

Sonnenstrom aus Nordafrika: Ein viel moderneres Bauvorhaben, das Europa und Nordafrika wirtschaftlich enger zusammenbringen sollte, war das 2009 von einem Industriekonsortium mit namhaften Firmen verkündete Wüstenstromprojekt Desertec. Es sah die Errichtung riesiger Solarkraftwerke in der Sahara bis zum Jahr 2050 vor. Die Anlagen hätten sich von Ägypten bis nach Marokko erstrecken sollen. Daraus wurde wegen politischer Unsicherheiten in den nordafrikanischen Staaten bisher nichts.

Unbegrenzter Sonnenstrom aus dem All: Auch aus diesem US-Projekt zur Energieversorgung ist nichts geworden. In den 1960er Jahren entwickelte der Nasa-Ingenieur Peter Glaser Pläne, riesige Solar-Kraftwerke im Erdorbit aufzubauen. Solarzellen mit mehreren Quadratkilometern Fläche, die in 36 000 Kilometer Höhe über der Erdoberfläche schweben und ständig von der Sonne bestrahlt werden, sollten irdische Städte mit Energie versorgen. Russische und japanische Weltraumtests demonstrierten, dass das im Prinzip technisch möglich wäre. Die japanische Raumfahrtagentur Jaxa ist immerhin so mutig, den Bau eines ersten Solarkraftwerks im Erdorbit (Leistung ein Gigawatt) für das Jahr 2040 vorherzusagen.

Das Atom-Auto: In den 1950er Jahren kam der Strom aus dem Atom. Es gab Pläne atomar betriebener Riesenflugzeuge, die wochenlang in der Luft hätten bleiben können. Die Deutsche Babcock AG plante eine 35 Meter lange, atomgetriebene Lokomotive und der US-Autofabrikant Ford dachte sogar an einen Straßenkreuzer mit Kernbrennstäben. Doch nicht nur der Ford Nukleon scheiterte wegen technischer Probleme und wegen der Sicherheitsrisiken. Im Gebrauch sind heute nur atomgetriebene Schiffe.

Rohrpost mit Überschall: Eine neue Idee, die das Transportwesen revolutionieren soll, stellte vor vier Jahren der US-Unternehmer Elon Musk, Gründer der Autofirma Tesla vor. Beim Hyperschall-Geschwindigkeitstransport in einer geschlossenen Röhre sollen 28 Reisende in einer Kapsel mit bis zu 1200 Kilometern pro Stunde durch eine fast luftleer gepumpte Röhre zum Ziel rasen. Der Hyperschall-Transport soll zwischen den Metropolen San Francisco und Los Angeles pendeln. Die Finanzierung ist ungeklärt.

Die Concorde 2.0: Ende der 1970er Jahre wurde mit dem Passagier-Überschallflugzeug Concorde der Traum vom zivilen Überschallflug wahr. Wirtschaftlich flogen die Maschinen allerdings nie. Vor einem Jahr stellte Airbus nun Ideen für eine Concorde 2.0 vor. Sie soll kleiner als ihre Vorgängerin sein, dafür aber mit Mach 4,5 fast doppelt so schnell. Sie könnte zahlungskräftige Reisende in weniger als zwei Stunden von Berlin nach New York oder Peking bringen. Ob das Flugzeug gebaut wird, ist aber nicht entschieden.

Der Einmeilen-Turm: Eine amerikanische Meile sind 1609 Meter. Die Idee eines Wolkenkratzers dieser Höhe entwickelte vor mehr als einem halben Jahrhundert der Architekt des berühmten Guggenheim-Museums in Los Angeles, Frank Lloyd Wright. Der Turm wurde nicht gebaut. Derzeit höchstes Bauwerk ist der 830 Meter hohe Burj Khalifa in Dubai. In drei Jahren soll der 1007 Meter hohe Dschidda-Tower in Saudi-Arabien erstmals über einen Kilometer in die Höhe ragen. Aktuell aussichtsreichster Kandidat für ein Bauwerk einer Höhe von mindestens einer Meile ist der japanische "Sky Mile Tower". Doch seine Finanzierung ist nicht gesichert.

Das Lunar-Hilton-Hotel: 1961 verkündete US-Präsident John F. Kennedy im politischen Wettstreit der Supermächte das Projekt einer bemannten Mondlandung. Conrad Hilton, Besitzer der internationalen Hotelkette, nutzte die Euphorie. Er warb für exklusive Erholungsaufenthalte auf dem Mond. Einlösbar sind seine Mondgutscheine bis heute nicht. Johann-Dietrich Wörner, Chef der Europäischen Weltraumorganisation Esa, sieht allerdings die Chance, in den kommenden Jahrzehnten wenigstens ein Forschungsdorf auf der Rückseite des Mondes aufzubauen. Doch einen Bauplan gibt es nicht.

Die kosmische Perspektive der Menschheit : Als in den 1960er Jahren die damaligen Supermächte USA und UdSSR in der Lage waren, die atomare Selbstzerstörung der Menschheit auszulösen, entwickelte der US-Physiker Gerard O'Neill von der Universität Princeton Pläne für besondere Raumstationen, die zehntausende Menschen aufnehmen sollten. Ein Teil der Menschheit sollte in riesigen Zylindern und Hohlkugeln, den sogenannten Bernal-Sphären, außerhalb der Erde leben. Auch dieses Projekt ist ein Traum geblieben. Haben andere Zivilisationen im Universum diesen Schritt gewagt? Astronomen suchen nach Hinweisen.

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