Der Süßwarenladen für die Hosentasche

Berlin · Von Googles Betriebssystem Android sind seit 2008 bislang 38 Versionen erschienen – stets benannt nach einer Süßigkeit. Doch viele Nutzer müssen auf die Aktualisierungen verzichten.

Am Anfang war ein Törtchen, ihm folgten unter anderem ein Lebkuchen, eine Honigwaffel, eine Eiswaffel und Geleebohnen. In regelmäßigen Abständen veröffentlicht Google neue, immer nach Süßigkeiten benannte Android-Versionen. Seit der Veröffentlichung des mobilen Betriebssystems im Herbst 2008 sind 38 neue Versionen erschienen. Davon profitieren aber längst nicht alle Nutzer. Je nach Hersteller des jeweiligen Smartphones oder Tablets müssen sie oft Monate auf ihr Update warten oder bekommen es gerade bei älteren Geräten nie.

Das sorgt für einen zersplitterten Markt: Die vorvergangene Version Jelly Bean (4.1 bis 4.3) ist laut Google-Statistik inzwischen relativ weit verbreitet und auf 62 Prozent aller Android-Geräte installiert - in mehr als der Hälfte der Fälle handelt es sich dabei aber noch um die Variante 4.1. Und auf fast jedem fünften Androiden läuft sogar noch das uralte Gingerbread (2.3). Die aktuellste Version KitKat (4.4) hat dagegen nur eine Minderheit der Geräte an Bord (drei Prozent).

"Es gibt sehr viele verschiedene Hersteller von Android-Geräten", erklärt Uwe Baumgarten von der TU München das Phänomen. "Die müssen die neue Software erst an ihre Hardware und ihre eigene Android-Oberfläche anpassen", so der Informatik-Professor. Das sei oft mit großem Programmier- und Kostenaufwand verbunden. Dafür bekomme der Hersteller aber nichts zurück, weil die Updates kostenlos sind. "Da kann es schon mal sein, dass man einen Versionsschritt nicht mitmacht."

Pünktlich gibt es die Android-Updates daher nur für Googles hauseigene Nexus-Geräte. Die werden zwar von LG, Asus oder Samsung produziert, das Betriebssystem wird allerdings von Google selbst gepflegt. Dennoch ist selbst bei den Google-Produkten irgendwann Schluss mit Updates: Für das Ende 2011 veröffentlichte Galaxy Nexus gibt es etwa kein KitKat mehr. Und so halten es auch viele andere Hersteller: Spätestens nach ein paar Jahren gibt es in aller Regel keine Updates mehr.

Zum Vergleich: iOS 7, die aktuelle Version von Apples mobilem Betriebsystem läuft sogar noch auf dem iPhone 4 aus dem Jahr 2010 oder auf dem iPad 2 aus dem Jahr 2011. Kein Wunder, sagt Uwe Baumgarten: "Apple hat die Hardware ja komplett in der Hand und so viel mehr Kontrolle über die Updates." Bei Android sei das gar nicht gewollt, weil es sich im Gegensatz zu iOS um ein offenes System handle, so der Informatiker.

Für den Nutzer kann ein veraltetes Android bedeuten, dass Spiele oder Apps nicht mehr funktionieren, weil die zum Beispiel mindestens Ice Cream Sandwich (4.0) brauchen. Auch bei Benutzerführung und Design gibt es je nach Android-Version Unterschiede. Das fällt in der Regel aber erst im direkten Vergleich mit einem neueren Gerät auf. Außerdem fehlen Besitzern älterer Geräte bestimmte Funktionen: Die Integration der Suchautomatik Google Now gibt es zum Beispiel erst seit Android 4.1, beschränkte Nutzerkonten für Kinder erst ab Android 4.3.

Ein Riesenproblem sei das aber nicht, findet Baumgarten. Denn viele praktische Funktionen stecken inzwischen nicht mehr in Android selbst, sondern in den Google-Apps. "Google zieht die Features, die sie nicht offenlegen wollen, in die Apps hoch", erklärt Baumgarten. Damit schütze Google sein technisches Know-how. Und so laufen die aktuellsten Versionen von Chrome, Maps oder Gmail in der Regel immerhin auch auf etwas älteren Android-Versionen.

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