Der rollende Briefkasten

Barcelona · Der Automobilhersteller Volvo arbeitet aktuell an einem neuen Liefersystem für Paketdienste. Mit einem speziellen Smartphone-Schlüssel können Lieferanten das Päckchen direkt im Auto des Empfängers deponieren.

 Im Internet bestellt, ins Auto geliefert: Wenn es nach Volvo geht, sollen Paketdienste künftig den Wagen des Empfängers per digitalem Schlüssel öffnen können. Foto: Volvo

Im Internet bestellt, ins Auto geliefert: Wenn es nach Volvo geht, sollen Paketdienste künftig den Wagen des Empfängers per digitalem Schlüssel öffnen können. Foto: Volvo

Foto: Volvo

Online-Einkäufe sind eine bequeme Sache. Mittlerweile lässt sich von Elektronik über Bücher bis hin zu Lebensmitteln alles im Internet bestellen. Der Nachteil beim Online-Shopping ist aber oft die Lieferung der bestellten Waren. In der Regel dauert es ein paar Tage, bis der Zusteller mit dem Paket vor der Tür steht. Geschieht das zu einem Zeitpunkt, zu dem niemand zuhause ist, dauert es sogar noch länger, bis der Kunde seine Waren hat. Der schwedische Autohersteller Volvo hat nun auf dem Mobile World Congress im spanischen Barcelona ein Projekt vorgestellt, bei dem das eigene Auto zum Ablageplatz für Pakete werden soll.

Das Handy wird zum Schlüssel

Realisiert werden soll diese Idee laut dem schwedischen Unternehmen mit einer Internet-Technik. Voraussetzung ist ein Auto, das über eine mobile Datenverbindung auf das Internet zugreifen kann. Die dafür notwendige Schnittstelle im Wagen setzt Volvo bereits ein. Auf sie können Autobesitzer mit der Smartphone-App Volvo on call zugreifen. Die Datenverbindung zwischen Wagen und Smartphone wird dabei verschlüsselt, sagt Volvo-Sprecher Sascha Heiniger. Durch die Smartphone-Anwendung können Nutzer beispielsweise die Türen ihres Fahrzeugs aus der Ferne ent- und verriegeln. Diese Technik soll laut Volvo auch eingesetzt werden, um Pakete in Autos liefern zu können.

Eine Online-Bestellung sehe dann laut Sascha Heiniger folgendermaßen aus: Der Nutzer ordert bei einem Online-Händler Artikel und gibt als Lieferort sein Fahrzeug an. Einen Tag vor der Zustellung erhält der Nutzer eine SMS, die ihn darüber informiert, dass ein Paket in seinem Auto abgelegt werden soll. Ist der Nutzer mit dem Tag und der Uhrzeit der Zustellung einverstanden, kann der Lieferant die Position des Wagens mithilfe eines Smartphones oder Tablet-Computers genau ermitteln. Außerdem erhält er einen sogenannten digitalen Schlüssel. Dieser ermöglicht es ihm, die Türen des Fahrzeugs zum vereinbarten Zeitpunkt über das Volvo-on-call-System zu öffnen, das Paket im Fahrzeug abzulegen und die Türen wieder zu verschließen. Den gesamten Vorgang kann der Fahrzeugbesitzer mithilfe seines Smartphones und der Volvo-App überwachen, so der Autohersteller. Außerdem verliere der digitale Schlüssel, der den Wagen öffnet und schließt, unmittelbar nach dem Besuch des Postboten seine Gültigkeit, sagt Sascha Heiniger.

Bisher wurde das Projekt laut Heiniger nur im schwedischen Göteborg von Oktober bis Dezember 2013 mit 100 Nutzern getestet. Beteiligt waren daran der schwedische Online-Lebensmittelhändler Linas Matkasse und der skandinavische Lieferdienst Bring. 92 Prozent der beteiligten Tester waren laut Volvo zufrieden.

Kein Fall für die Versicherung

Wann und wo dieser Service in größerem Stil zum Einsatz kommen wird, ist laut Volvo-Sprecher Sascha Heiniger noch ungewiss. Derzeit würden aber Gespräche mit vielen Partnern laufen. Daher gibt es auch noch keine Angaben darüber, welche Online-Shops und Zustellfirmen sich an der Idee beteiligen werden.

Ebenfalls offen ist die Frage nach dem Versicherungsschutz der Pakete, die in den Autos abgelegt werden sollen. "In der Regel sind Gegenstände, die nicht fest ins Fahrzeug eingebaut sind, sondern lose im Auto liegen, nicht durch eine Kasko-Police gegen Diebstahl versichert", erklärt Alina Schön vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der Paketempfänger hätte dann keinen Anspruch auf Schadenersatz, wenn eine Lieferung aus seinem Wagen gestohlen wird. Dafür müsste es eine spezielle Zusatzversicherung geben.

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