Digitale Übersetzer Den Stilblüten den Garaus machen

Köln · Digitale Übersetzer werden besser, produzieren aber noch immer viele Fehler. Ein Kölner Unternehmen macht Google und Co. mit seinem Programm DeepL Konkurrenz, das auch professionelle Übersetzer überzeugt.

 Digitale Wörterbücher können mit dem Smartphone überall und jederzeit genutzt werden.

Digitale Wörterbücher können mit dem Smartphone überall und jederzeit genutzt werden.

Foto: Getty Images /iStockphoto/Warchi

Gedruckte Wörterbücher scheint es nur noch in Regalen zu geben. Immer häufiger werden die Übersetzungstools von Google und Microsoft herangezogen, wenn die Fremdsprachkompetenzen der Nutzer an ihre Grenzen stoßen. Die Online-Wörterbücher sind auch unterwegs einfach über das Smartphone abrufbar und daher praktischer als analoge Ausgaben. Vor zwei Jahren ist DeepL online gegangen. Das Unternehmen aus Köln will es mit seinem Online-Übersetzer mit den Marktführern aufnehmen.

Von digitalen Übersetzern wie Google Translate oder Bing Translator gibt es im Internet zahlreiche Stilblüten von sprachlich oder grammatikalisch falschen Übersetzungen. So wird beispielsweise aus der Textzeile „Finish my drink, say, ‚Shall we dance?‘” aus dem Lied „I don’t care“ von Ed Sheeran bei Microsoft: „Beenden Sie mein Getränk, sagen Sie: ‚Sollen wir tanzen?‘“ und bei Google: „Beende meinen Drink und sage: ‚Sollen wir tanzen?‘“ Microsoft wechselt zwischen Duzen und Siezen, während Google beim Du bleibt, aber sprachlich holprig übersetzt. An diesem Punkt setzt der deutsche Konkurrent DeepL an. Der Online-Übersetzer basiert auf der Technik künstlicher Intelligenz, die mithilfe neuronaler Netze arbeitet, welche stetig trainiert werden, um dazuzulernen. Diese Methode wird „deep learning“ genannt und auch bei der Bilderkennung angewandt. In der Übersetzung durch DeepL sagt Ed Sheeran auf Deutsch: „Trink aus und sag: ‚Sollen wir tanzen?‘“ Google und Microsoft haben den Text nahezu wortwörtlich übersetzt. Die Version von DeepL ist sprachlich deutlicher.

Während der Übersetzer zunächst mit sieben europäischen Sprachen (Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Niederländisch, Polnisch und Italienisch) online geschaltet wurde, beherrscht er seit Dezember letzten Jahres auch Portugiesisch und Russisch. Die slawische Sprache ist auch die erste ohne lateinische Schriftzeichen. Im Vergleich zur Konkurrenz aus den USA ist das lediglich ein Bruchteil von Sprachen, doch die Rheinländer wollen den Nutzern Qualität statt Quantität bieten. „DeepL hat sich als einer der führenden Player im KI-Sektor etabliert“, erklärt das Kölner Start-Up Unternehmen.

Perfekt sind die Übersetzungen von DeepL nicht. Auch dieser Dienst macht sprachliche und grammatikalische Fehler, aber die Testergebnisse zeigen, dass das Kölner Unternehmen mit Google und anderen Übersetzern mithalten kann. „In Blindtests, in denen der DeepL Übersetzer mit den bekannten Maschinenübersetzungen verglichen wurde, beurteilten professionelle Übersetzer die Ergebnisse von DeepL drei Mal häufiger als besser“, sagt das Unternehmen. Dabei wurden 100 Sätze von DeepL, Google, Microsoft und Facebook übersetzt. Anschließend wählten professionelle Dolmetscher die beste Übersetzung aus, ohne zu wissen, welches Programm sie generiert hat. Teilweise lagen die Versionen von DeepL deutlich mit einer Zweidrittelmehrheit vor den Konkurrenten aus den USA. Das belegen laut DeepL auch automatisierte Tests.

Zwar gibt es seit August auch DeepL Pro mit dem Entwickler Zugriff auf die sogenannte API erhalten und damit können beispielsweise Live-Chats in Echtzeit mithilfe des Programms übersetzt werden, aber eine eigene App hat das Kölner Start Up bisher nicht auf den Markt gebracht. Der Fokus des Unternehmens liege weiterhin auf der Weiterentwicklung der Sprachdienste.

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